Neuankömmlinge...
#25
Zitat:morus postete
Hallo Matthias -

herzlichen Glückwunsch zum Brenell -

Tamas
Hallo Tamas,

DANKE !!! (Find ich auch.)

Aber bitte, beglückwünscht mich gerne weiter:

Der Verkäufer meiner Brenell Mark 6 schien Angst gehabt zu haben, würde ich die Maschine selber anheben müssen, könnte ich vom Kauf zurücktreten. Er brachte mir das Gerät daher zum Auto und weigerte sich dabei mehrfach, sie mir anzuvertrauen, bevor wir den Wagen erreicht hatten.
Die Ferrograph Seven kannte er wohl nicht: 23,6kg. „The Grammophone“ schrieb in der Ausgabe vom Oktober 1969, daß es kein Problem sei, den Tonbandkoffer mit zwei Personen zu bewegen. Stimmt.

In den Fünfziger Jahren gab es Dutzende Hersteller von Aufnahmegeräten in Groß Britannien. Ein Forumsmitglied behauptet, es seinen eher Hunderte gewesen. In den Sechsziger Jahren reduzierte sich das Angebot auf wenige verbleibende Marken. The Ferrograph Company Ltd., ehemals Wright & Weaire, war dabei der Maßstab unter den britischen Herstellern semiprofessioneller Bandgeräte und war aufgrund der außerordentichen Qualität ihrer Produkte bestens beleumundet. Doch das Konzept und das Design der Ferrograph waren veraltet und insbesondere das Erscheinen der Revox A77 hatte einen neuen Trend eingeleutet.

Mit der Series Seven folgten die Briten dem neuen Stil und vollzog das Unternehmen den Wandel von der klassischen, modular aufgebauten Pultmaschine barocker Formgebung auf der Basis des Wearite Deck, zu einem Gerät für den sowohl waagerechten wie auch senkrechten Betrieb mit moderner, grader Formensprache.

[Bild: FerroS724_k01.JPG]

Die Mechanik der neuen Bandmaschine entsprach weitgehend der seiner Vorläufer, war lediglich in ihren Dimensionen angepaßt worden. Neu war neben dem Design vor allem die Elektronik des Entwicklers Malcolm Hill, der bei der Vorstellung der Series Seven auf der „Audio Fair“ im April 1968 die Philosophie der Firma bekräftigte:
We at Ferrograph refuse to make any such compromise with quality as would be inevitable.

Die Series Seven bestand aus der zweispurigen 702 und der vierspurigen Version 704 ohne, und den Varianten 722 bzw. 724 mit eingebautem Verstärker und Lautsprechern. Eine Voll- und eine 2spur-Mono-Version (713) war ebenfalls verfügbar. Es gab Standard- und Highspeed Versionen (Suffix H) mit und ohne Dolby-Rauschunterdrückung und MPX-Filter.
Die Geräte konnten als Koffer (Portable Recorder, Suffix P), als Schatulle (Tape Deck) und als Chassis geliefert werden.

Wie man sieht, unterschieden sich z.B. die Zwei- und Vierspur-Modelle, hier am Beispiel der 722P und der 724P, äußerlich nicht.

[Bild: FerroS7_k01.JPG]

[Bild: FerroS7_k14.JPG]

Ausstattung:
drei Geschwindigkeiten, in der Highspeed-Variante bis zu 38cm/s.
3-Motoren-Antrieb
Capstan-Antrieb über getrennte Reibräder
Höheneinstellung der Spulenteller und der Bremsen von außen
3-Kopf-Ausstattung zur Kontrolle der Aufnahme hinter Band.
Abgleich von Ein- und Ausgangspegel
Einstellung der Vormagnetisierung (BIAS)
Umschaltung der beleuchteten VU-Meter zwischen Signal und BIAS-Einstellung
stufenlose Einstellung der Umspulgeschwindigkeit in beide Richtungen
Verriegelung von Pause, Wiedergabe und Aufnahmefunktion
direkte Kanal-Anwahl für die Aufnahme (Upper, Lower, Stereo)
kanalgetrennte Aussteuerung für Line und Mikrofon
Cueing beim Umspulen bei abgesenkter Lautstärke
Multiplay
Echo-Funktion über Track-Transfer (Mono) oder externe Verkabelung
kanalgetrennte Einstellung von Höhen und Tiefen
vierstelliges Bandzählwerk mit Nullstellung
kanalgetrennte Mikrofoneingänge (6,3mm Klinke, 250-2.000 Ohm) an der Gerätefront
kanalgetrennte Line- Eingänge und Ausgänge für Line (2,4V / 600 Ohm) und LowLevel- (300mV) in 6,3mm Klinke
in drei Stufen schaltbare Entzerrung (equalisation: high, med, low)
Endabschaltung per Fühlhebel oder Alufolie
Fernbedienungsanschluß (Start/Stop)
manuelles Anfahren bzw. Entriegeln der Andruckrolle möglich
optionale Endstufe von 10W pro Kanal mit integrierten 3x4“-Lautsprechern und Anschlüssen für externe Boxen (8-16 Ohm)
optionale Dolby-Rauschunterdrückung mit MPX-Filter
Doppel-Mono-Bauweise inkl. Getrennter Einstellung der Speisespannung und getrennter D.C.-Sicherungen

[Bild: FerroS7_k09.JPG]

Nur ein Teil der umfangreichen Sammlung von Reglern und Knöpfen befindet sich auf der Frontplatte. Einige verbergen sich hinter einer Klappe an der Unterseite des Gerätes

[Bild: FerroS7_k13.JPG]

Auch das umfangreiche Anschlußterminal an der Oberseite der Ferrograph ist hinter einer praktischen Klappe verborgen.

[Bild: FerroS7_k16.JPG]

We believe that such developments as ultra-slow tape speeds, very narrow tracks and suchlike are "gimmicks" that could, at the present state of the art, lead to a general lowering of performance standards in tape recording. ... Those who choose the Ferrograph do so because their quest is for High Fidelity - not longer playing time.
Mit dem Versprechen, den Werten, für die das Unternehmen seit zwanzig Jahren stand, zu entsprechen, umwarb Hill bei der Vorstellung der Ferrograph die Kunden. Warum man eine 4spur-Version vorstellte, was The Ferrograph zuvor jahrelang verweigert hatte, erklärte er nicht.
Die Seven sollte die Retterin des Unternehmens werden. Kompromisse waren daher verständlich. Doch zunächst wurde sie zum Desaster:
Kinderkrankheiten und Konstruktionsfehler verdarben den Start. Liebgewonnene Ausstattungsdetails wie die Verriegelung der Aufnahmefunktion oder die optische Signalisierung der aktiven Aufnahmespur fehlten. Die Instrumentenbeleuchtung und das Zählwerk fielen oft aus, die Endabschaltung war ineffektiv und die Köpfe verschmutzten und nutzten aufgrund es permanenten Cueings beim Umspulen außerordentlich schnell ab.
Ab 1971 versuchte man die Probleme in einer zweiten Serie zu beheben. Erst zu spät für den Eingang in diese zweite Serie bemerkte man das Problem der Neopren-Beschichtung der Reibräder, deren Lebenszeit - übrigens auch bei der Super Seven und der Logic 7 - außerordentlich kurz war.

Weitere Eigenarten der neuen Ferrograph waren die recht umständliche Bandeinfädelung. Bei jedem Einlegen eines neuen Mediums muß die große Klappe über der Bandführung geöffnet und das Band durch einen Schlitz an der Seite der Verkleidung geführt und dann an die Köpfe hochgezogen werden. Das Einfädeln zwischen Köpfen und Andruckpads bzw. zwischen Rolle und Capstan-Antrieb ist insbesondere bei stehender Maschine fummelig, zumal es durch die rechte Verkleidung wieder herausgeführt werden muß.
Der Sinn der Andruckfilze ist ebenfalls fraglich. Abgesehen davon, daß einige Seven-Anwender frühzeitig begannen, sie abzubauen und die Maschinen ohne sie zu fahren, verhindern sie zumindest die Benutzung rückseitenbeschichteten Bandmaterials.
Schließlich hat sich auch die Charakteristik der Anzeige-Instrumente als echte VU-Meter als zumindest gewöhnungsbedürftig erwiesen. Die als Rückschritt empfundene Entscheidung des Herstellers kam zumindest nicht gut bei den Kunden an, die gegenüber der Serie 6 plötzlich keine Peaks mehr angezeigt und damit Schwierigkeiten bekamen, Aufnahmen unterschiedlicher Sessions vergleichbar auszusteuern.

[Bild: FerroS7_k12.JPG]

Mit 18cm-Spulen kommt die Ferrograph gut klar. Die maximal verwendbare Größe ist mit 21cm allerdings eigenwillig.
Eigenwillig ist auch die Bedienung für die Erstellung einer Aufnahme: Zuerst muß mit der rechten Hand die Verriegelung gelöst werden, um mit der Linken die Maschine auf Pause stellen zu können. Damit startet der Capstan-Motor und der Knebelschalter kann weiter auf Run gedreht werden. Die Record-Taste kann jederzeit zur Laufzeit von Pause oder Run betätigt werden.

In einem Vergleichstest in Praktical HiFi 3/81 (Revox B77 HS, Philips N4522, Tascam 35-2, Grundig TS-1000 und Ferrograph Logic 7) beantworter der Autor Carl Anthony die Frage nach der besten Bandmaschine damit, das diese nicht exisitere. Existieren würden Bandgeräte und verschiedene Anwendungssituationen: „The trick if you want 'the best', is to match the situation to the machine at the best possible price.

Ende der Sechsziger Jahre konkurrierte eine Ferrograph Seven mit der Revox A77, der Braun TG-1000, der Saba TG-600SH, der Telefunken M28, der Philips Pro12 und – wenn man denn will – mit der Uher Royal de Luxe.
Der Eindruck, den ich mir von meiner 722P und der 724P gemacht habe: Subjektiv bewertet würde sie einen Vergleich verlieren. Match'en tun andere. Ambition alleine reicht halt nicht.
Allerdings hat sich heute die „Anwendungssituation“ geändert. Heute paßt sie. Ins Regal.

Fairerweise darf ich ergänzen, daß ein zeitgenössischer Test von John Borwick in The Grammophone 10/69 der 722P bescheinigte, „the music lover will be impressed by the fidelity of reproduction whether he uses it for 'live' or radio-recording, or for reproduction of commercial tape records. The built-in amplifiers have an excellent specification and the Line-Input will take a straight feed from ceramic or crystal pickup cartridges for listening or transcribing records (except that the Copyright Act prohibits such re-recording of most grammophone records).Smile

Übrigens sollten Interessenten beim Kauf einer Seven unbedingt darauf achten, daß das Stromkabel dabei ist! Geräteseitig gibt es einen runden, dreipoligen Kaltgerätestecker in der Größe einer DIN- oder Tuchel-Verbindung, der hierzulande sicherlich nicht so einfach zu kriegen ist.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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