Klangqualität - Vergleich: Tonband / Tapedeck
#29
Martin hat viele Punkte meiner Meinung nach ganz gut zusammengefasst.

Zitat:Beim Tonband stellte sich diese Zufriedenheit erst viel später ein, als zu den diversen Einmotor-Geräten noch eine A77 und eine kleine ASC dazu kamen.
Oft werden Cassettengeräte nur mit solchen für den Heimbereich Top Tonbandgeräten verglichen, die ganzen wesentlich schlechteren Geräte dabei ausgeblendet.
Was zum Ende der Cassettenentwicklung möglich war, ist mehr als beeindruckend, das ging aber natürlich noch nicht in den 70ern oder bis etwa Mitte der 80er.
Eine Aussteuerbarkeit bis über 700nWb/m  für 315 Hz und 3% THD für Metalband und ein Bias-Rauschen besser als -60dBa bei guten Typ II Bändern konnte vor Ende der 80er nur Nakamichi mit einigen Decks, danach haben aber auch einige andere Hersteller mit ihren Top Geräten solche Leistungen möglich gemacht. 
(Alles ohne Dolby, mit Dolby C oder S lassen sich Werte nochmals deutlich steigern.) von solchen Werten konnte man in den 70er noch nicht einmal träumen.

Die wirklich eklatante Schwäche der Cassettentechnik ist die Bandführung, welche sich konstruktionsbedingt nicht vom Cassettengehäuse entkoppeln lässt.
Azimutfehler, je nach Konstruktion des Laufwerks und der Präzision der Cassettengehäuse größer oder kleiner sind leider Systemimmanent.
Das ist für mich (im Heimgebrauch) der einzige Faktor wo das Tonbandgerät wirklich entscheidend überlegen ist.

Wenn ich bei einer guten Cassettenbandaufnahme nur mit Mühe und Vergleichstesten zwischen Quelle und Aufnnahme unterscheiden kann, reicht mir das.
Beim normalen Musikhören mache ich solche Vergleiche nicht, da ist zumindest bei mir Unzufriedenheit mit dem Klang zu 99% dem Ausgangsmedium geschuldet.

Zitat:...hatte außer Nakamichi (ab BX-125, BX-300 usw.) und vielleicht Revox kein Hersteller eine lineare Wiedergabe eines Bezugsbandes.
In größerer Ausprägung eher ein Problem mit Cassettendecks aus den 70ern und frühen 80ern. Da wurde für den Rauschabstand oder den Frequenzgang gerne gemogelt.

Ab Mitte der 80er haben sich die meisten Hersteller schon ganz gut an die IECII Vorgaben gehalten.
Und Dank damals noch ordentlicher Tests in der Fachpresse musste sich keiner ne getürkte Gurke kaufen.

Und Nakamichi ist ein ganz schlechtes Beispiel, gerade das BX 300 ist ja berüchtigt für seinen Badewannensound mit Normgerechten Fremdaufnahmen.
Bei vielen anderen Naks sieht das nicht besser aus... 
Das wirklich Gute an den Naks sind die sehr guten Crystal Alloy Köpfe mit extrem guten elektromagnetischen Eigenschaften und den genialen Slots neben der Spur, die Einlaufspuren verhindern.

Zitat:Dazu dann noch die unterschiedlichen Dolby-Pegel.
Es gab immer nur einen Dolby Pegel (218 nWb/m ANSI) und an den haben sich bis auf wenige "Missgeschicke" alle gehalten.

Zitat:Wo, außer bei Nakamichi, konnte man den Aufnahmekopf und den Wiedergabekopf getrennt einstellen?
Das war der diskreten Anordnung der AW PB Köpfe geschuldet. Bei einem Sandwichkopf liegen Aufnahme und Wiedergabespalt noch nicht einaml 5mm auseinander.
Da kommts nur noch auf eine gute Fertigungstoleranz an. Ja mit richtig Pech konnte man ne Gurke erwischen wo der Kopf "schief" zusammengeklebt wurde.
In der Regel war das aber kein Problem, zumindest ist mir bei etlichen Geräten noch kein Ausreisser untergekommen.

Zitat:Den BIAS so zu (ver-)drehen, bis der Frequenzgang stimmt, ist doch keine richtige Einmessung.
Bei vernünftig ausgelegten Geräten funktioniert das einwandfrei, Bänder mit Höhenanstieg haben in der Regel auch einen höheren Biasbedarf für optimale Performance.
Das kann man ganz leicht testen indem man nach Einmessen MOL und SOL in Relation stellt. Es gibt nur wenige Cassettenbänder die auf meinen Decks von einen regelbaren Rec EQ wirklich merklich profitieren würden. Bei gutem Bandmaterial lande ich nach der Einmessung üblicherweise bei etwa 8db Abstand zwischen MOL und SOL.
Klar gibt es schlecht ausgelegte Geräte die Bänder meist in Richtung Underbias "vermessen" aber im Tonbandbereich gab es sicherlich auch ne Menge Gurken.

Zitat:Ich hatte damals zig Frequenzgangschriebe erstellt. Da kam allerlei "Achterbahn" raus, wenn man die Aufnahmen hin und her tauscht.

War das beim Tonband wirklich anders, wenn man die Topgeräte aussen vor lässt, konnte man die alle Wiedergabeseitig perfekt justieren?
Und liefen Fremdaufanhmen dann immer perfekt auf jeder Maschine?
Ich habe sehr wenig eigene Erfahrungen mit Tonbandgeräten, als ich als Teenager zum Hifi kam, war das Tonbandgerät schon längst aus dem Heimbereich verschwunden.



Oli
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RE: Klangqualität - Vergleich: Tonband / Tapedeck - von 2245 - 02.01.2024, 19:39

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