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#3
MPEG7 betrifft den Ton ja nur am Rande, es gab aber auf der AES-Conference im Juni 2004 in London eine eigene Sitzung zur MPEG7-Frage, die hochkarätig u.a. mit den Ilmenauern besetzt war.
Mich rührt das alles nicht so besonders an, weil ich zum Bild und den damit verbundenen Moden ein zunehmend gespanntes Verhältnis habe, wohl wissend, dass ich mich damit einmal mehr dem Mainstream und dem ihn umgebenden Zirkus verweigere. Ich habe also Lücken in der Sache. Im Net findet sich manches zum Verfahren, ansonsten kann man sich die Vortragstexte von der AES gegen Kohle schicken lassen. Das europäische Büro für die Publikationen in der Nähe von Paris versieht Michael Williams, derjenige, auf den die Williams-Diagramme zurückgehen. Die Adresse kann ich hervorsuchen, sie steht aber auch im Net irgendwo auf der AES-Seite. Ansonsten:

http://www.aes.org/events/25/overview.html
http://recherche.ircam.fr/equipes/analys...S25_MPEG7/
http://www.nue.tu-berlin.de/publications...-7.HGK.pdf

Dass bei MPEG7 statistische Erhebungen der oben geschilderten Art (ich kenne nur die von Fucks, weil es damals eine Sendung des Bayerischen Rundfunks zur Sache gab...., Caseys Seiten sind im Net zahlreich, aber für den Musikus meines Zuschnitts nicht eben Vertrauen erweckend) eine Rolle spielten, kann ich nicht bestätigen, weil ich nicht in London war und in der Sache mit nur eingeschränkter Neugier ausgestattet bin, s.o. Casey scheint bei der Conference aber nicht als Teilnehmer in Erscheinung getreten zu sein, was gegen eine zentrale Rolle spricht.

Sehe ich mir die Fucksschen Arbeiten an, so gibt er -sofern wir von denselben Dingen sprechen- eine statistische Tonarten- bzw. Tonalitätsverteilung über der Zeit an, die man als grafische Muster sehr schön erkennen kann. Wesentlich anders dürften sich die Einsichten Caseys auch nicht ausnehmen, ich wäre sonst in musikalischer Umgebung über sie gestolpert.

Erkenntnisse dieser Art jedoch kann man -so sehe ich das- weder einem Datenreduktionsverfahren noch einer prinzipiellen Erforschung des Interpretationsphänomens zugrundelegen, insbesondere heute nicht, wo trotz des nun mehr als ein Jahrhundert alten Gedankens der "Werkgerechtigkeit" und 40 Jahren "Alte-Musik-Bewegung" Interpretationen mehr durch Willkür als durch nachvollziehbare Legitimation aus der Urtextpartitur oder den Autografen glänzen. Die Massengesellschaft schlägt auch hier zu, das Wettbewerbsgefasel zwingt jeden Musiker dazu, sich von seinesgleichen abzusetzen, und sei es durch den Mut der Verzweiflung. Das bleibt einsehbar nicht ohne Folgen.

Im Audiosektor gründet auch MPEG7 auf Feldtkeller-Zwicker, dann vor allem auf Jens Blauert und nicht zuletzt auf den Erfahrungen mit mittlerweile drei Generationen von Datenreduktionsverfahren (gut 20 Jahre!) und den durch die digitale Technik dramatisch verbesserten Erfassungs- und Simulationsmöglichkeiten in Akustik und Psychoakustik. Pinzipiell hat sich wenig getan, im Detail aber Ungeheures. Unsere Väter wussten oft, wir wissen nun sehr genau Bescheid, Rechenaufwand stellt für uns heute kein wirtschaftliches Problem mehr dar. Amplitudenstatistik, Frequenzbandbreite, Dynamikumfang, Frequenzverteilung, Umgang mit Redundanzen (heute auch redundanten Rauminformationen) und die Maskierungsphänomene des Ohres bleiben aber nach wie vor die Spielwiesen der Datenreduktionisten. Über nichts anderes wird in einschlägigen Vorträgen gesprochen, sieht man einmal von den schier endlosen, aber handwerklich extrem sorgfältig durchgeführten Hörtests ab, deren erfolgreiche Abwicklung enormes für die Entwicklung vernünftiger Datenreduktionsverfahren geleistet hat. Man hat dazu inzwischen am IRT ja einige Erfahrung (die Fachleute für Datenreduktion und enge Übertragungskanäle sind dort Gerhard Stoll und Susanne Rath).
Interessant ist für uns hier auch, dass die einschlägigen Bibliographien der dabei entstandenen Aufsätze sich nie auf Fucks und Casey beziehen. Es liegen daher wohl zwei Schienen vor, die teilweise parallel verlaufen mögen, aber wohl eher weniger miteinander zu tun haben.

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von capstan - 22.07.2005, 14:07
[Kein Betreff] - von Lego - 22.07.2005, 19:51
[Kein Betreff] - von PhonoMax - 22.07.2005, 22:51
[Kein Betreff] - von capstan - 23.07.2005, 17:57

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