Werkstatt-Stundensätze
#16
Was Frank beschreibt, habe ich auch schon beobachtet - wenn es wirklich darum geht, etwas zu reparieren (was in der neueren Autogeneration immer weniger vorkommt), dann geben die Vertragswerkstätten das weiter an andere. Kostet aber natürlich mehr, als wenn man gleich dort hinginge. Große Vertragswerkstätten, die sich noch so etwas wie eine Lackiererei leisten, müssen über das Werkstattgeschäft den Glaspalast voller Neuwagen, mit denen nichts verdient wird, mit tragen. Das macht es auch deutlich teurer.

Einschub zum Halb-OT: Wenn wir schonend mit den Ressourcen umgehen wollen, dann ist es immer sinnvoller, einmal produzierte und oft auch über lange Strecken produzierte Dinge möglichst lange zu nutzen und zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen. Das klappt beim Auto nur immer weniger, da Autos heute so gebaut werden, daß man sie nicht mehr wirtschaftlich reparieren kann. Wenn alles automatisiert aus einem Stück gefertigt wird, ist das rationell in der Produktion und beim Kunden gibt es vielleicht weniger Möglichkeiten, daß die Kiste klappert (klappt aber auch nicht immer), der Preis dafür ist aber, daß man es nicht mehr zerstörungsfrei auseinanderbekommt und man anstatt des winzigen Teils, das kaputt ist, eine ganze Baugruppe ersetzen muß. Schon mal hinter einer Vertragswerkstatt einen ganzen Müllcontainer voller LED-Leuchteinheiten gesehen? Das waren früher 10 Gramm Blech und Glas, die ausgetauscht wurden (man nannte das Birnchen), heute ist es der gesamte Scheinwerfer, viel Material, blöd zu recyclen, steckt ja auch Elektronik drin. Die Leute wollen, daß das Auto alles automatisch macht, das erfordert viel Elektronik. Je mehr Elektronik, um so mehr Fehlerquellen, um so eher HU-relevante Mängel und um so schneller wird schon die Fehlersuche unwirtschaftlich. Dann Gewicht: Bei einem alten Auto, das 1 Tonne wiegt, wurden 1 Tonne Materialien (= Ressourcen, Energie etc.) verbaut, die Materialien waren i.d.R. einfach trennbar. Heute sind es eher 2 Tonnen, also doppelt so viel, Verbundmaterialien, alles aus einem Stück etc. und die Lebensdauer nähert sich immer mehr der eines Smartphones oder Laptopcomputers an, was die Autos ja auch immer mehr sind. Wenn z.B. die fancy Screen, die inzwischen oft die klassischen Armaturen ersetzt hat, in zehn Jahren kaputt geht, dann hat die Kiste halt keine Instrumente mehr, dann ist das schon ein Grund, sie zum Verwerter zu bringen. Aber die Leute kaufen es, es ist "modern", "komfortabel", "sicher" - und vieles von dem Tinneff ist ja auch von der Politik vorgeschrieben. Aber mir kann niemand erzählen, daß irgendwas davon nur ansatzweise "nachhaltig" ist. Es ist eine Materialschlacht.

Viele Grüße
Nils
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Werkstatt-Stundensätze - von JUM - 25.07.2022, 11:28
RE: Werkstatt-Stundensätze - von tk141 - 25.07.2022, 13:20
RE: Werkstatt-Stundensätze - von Darwin - 25.07.2022, 13:35
RE: Werkstatt-Stundensätze - von dynamike - 25.07.2022, 16:22
RE: Werkstatt-Stundensätze - von hyberman - 25.07.2022, 16:28
RE: Werkstatt-Stundensätze - von nick_riviera - 25.07.2022, 18:17
RE: Werkstatt-Stundensätze - von Sonicman - 26.07.2022, 13:30
RE: Werkstatt-Stundensätze - von leserpost - 26.07.2022, 14:01
RE: Werkstatt-Stundensätze - von Sonicman - 26.07.2022, 14:08
RE: Werkstatt-Stundensätze - von reginald bull - 26.07.2022, 14:28
RE: Werkstatt-Stundensätze - von Olllafff - 26.07.2022, 14:45
RE: Werkstatt-Stundensätze - von leserpost - 26.07.2022, 15:00
RE: Werkstatt-Stundensätze - von leserpost - 26.07.2022, 17:06
RE: Werkstatt-Stundensätze - von Olllafff - 26.07.2022, 16:52
RE: Werkstatt-Stundensätze - von Kirunavaara - 26.07.2022, 21:08
RE: Werkstatt-Stundensätze - von tk141 - 27.07.2022, 08:18

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