Stereophonie im Wandel der Zeit
#18
Hi Stereofans,

erst mal was zur Kanaltrennung: Kann es sein, dass damals das Brutalstereo gewollt war? Immerhin war seinerzeit die Kuba Imperial Phonotruhe High End, Lautsprecher Basisbreite so etwa 1, 50 Meter, die Kanaltrennung der damaligen Kristallsysteme war wohl auch nicht der heutige Stand der Technik. Wenn man da was rechts und links erkennen wollte, mußt man schon solche Ping- Pong- Effekte produzieren.

Mit der Monokompatibilität ist das eine schwierige Sache. Grundsätzlich liegt viel an der Mikrofonaufstellung und auch deren Zuleitungen. Eine Dreher in einer Leitung kann schon die ganze Sache durcheinanderbringen. Und je mehr Mikros, um so mehr Probleme.

Der Stereoeffekt kommt durch die Richtungsinformationen LINKS und RECHTS zustande. In diese Richtungsinformationen fließt einmal der direkte Schall, aber auch der diffuse Schall (Reflektionen) ein. Und die Laufzeitunterscheide zwischen rechts und links dürfen auch nicht vernachlässigt werden. Wenn wir also da so sitzen und hören, kommt der Trompeter von links, also einmal direkt ins linke Ohr, und noch ein paar mal als Reflektion. Da so eine Schallwelle aber nicht an der Nasenspitze aufhört kommt sie, allerdings etwas später, auch ins rechte Ohr. Mit der Klarinette rechts ist es ähnlich. Die Posaune steht in der Mitte, kommt also samt Reflektionen gleichmäßig in beide Ohren. Wir können also auch mit geschlossenen Augen genau erkennen, wo welches Instrument positioniert ist.

Weil die Jungs oder Mädels so schön tröten wollen wir als TB- Freunde das natürlich mitschneiden. Stereo, natürlich. Wir brauchen also mindestens 2 Mikros.

Es gibt mehrere Verfahren, die beiden Mikros aufzubauen. Den Kunstkopf lassen wir dabei mal weg.
Am bekanntesten ist die XY- Aufstellung. Zwei gleiche Nierenmikros auf einer Verlängerungsschiene so 10 cm auseinander, um 30 - 45 Grad nach aussen gedeht auf unser flottes Trio gerichtet, und Band ab. Damit bekommt man eine Stereoaufnahme, die man auch noch halbwegs gut in Mono abhören kann.

Dann gibt es noch die AB Aufstellung, wo rechts und links der Schallquelle zwei identische Nierenmikros aufgestellt werden. Das gibt zwar auch eine Stereoaufnahme, aber die läßt sich nicht mehr Mono wiedergeben. Da die Mikros weit auseinander stehen, gibt es Phasendifferenzen, die den Klang negativ beeinflussen.

Und was macht man, wenn man sowohl Stereo als auch Mono wiedergeben muß?

Man wendet die MS- Technik an. Hierbei nimmt man ein Nierenmike, welches ein Monosignal liefert. Unter dem Nierenmikrofon wird ein Mikro mit 8er Charakteristik verwendet. Das liefert ein Differenzsignal. Was man hinterher hört ist aber nicht RECHTS + LINKS, sondern (R-L)+(L-R) Ist aber auch egal, Hauptsache Stereo. Und was ist mit Mono? Da hört man die Summe der beiden Signale in einwandfreier Qualität. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet auch UKW- Stereo, wo ebenfalls mit Summen - und Differenzsignalen gearbeitet wird.

Mit dem MS Verfahren lassen sich also erstklassige, monokompatible Stereoaufnahmen anfertigen. Leider nur wirklich gut in entsprechenden Räumen, sprich Studio oder Sendesaal, oder bei bestimmten Orchesteraufstellungen, weil ja über das Achtermikro auch unerwünschte Schallanteile mit aufgezeichnet werden. Meist hat man ja vor dem Mikrofon, also in Richtung der Nierenkeule, die Musiker und hinter den Mikros das Publikum, dessen Geräusche vom Achtermikro leider mit aufgezeichnet würden. Oder der Raumschall, was auch nicht grade erwünscht ist.

Also geht der Tonmeister einfach hin, und gibt jedem Musiker sein eigenes Mikrofon und mischt das ganze mal eben ab. Habe ich jetzt mal eben und einfach geschrieben? Jetzt wird es nämlich richtig kompliziert, und die Probleme werden immer mehr. Zwar kann man jetzt Störschall prima ausblenden, und einzelne Instrumente hervorheben, aber es hat auch eine Menge Nachteile. Ich habe es als Hobbytonmeisterlehrling aufgegeben, monokompatible Aufnahmen machen zu wollen und bin froh, wenn es vernünftig in Stereo rüberkommt. Zumal schon ein verpoltes Mikro die Aufnahme beeinträchtigen kann. Tonmeister oder Toningenieur (oder ist das identisch?) ist sicher ein sehr schöner Beruf, aber auch ein sehr Schwieriger. Immerhin müssen die Leute studieren, ein Instrument beherrschen, eine Partitur lesen können und, so nebenbei, monokompatible Stereoaufnahmen hinkriegen.

Frank ( darklab)

PS, ich finde die Schriftfarbe könnte ruhig schwarz auf weiß sein...
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von highlander - 05.04.2004, 19:52
[Kein Betreff] - von gx285 - 08.04.2004, 15:09
[Kein Betreff] - von highlander - 08.04.2004, 19:20
[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 08.04.2004, 22:45
[Kein Betreff] - von gx285 - 09.04.2004, 02:28
[Kein Betreff] - von highlander - 09.04.2004, 08:27
[Kein Betreff] - von Christian - 09.04.2004, 12:27
[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 09.04.2004, 12:36
[Kein Betreff] - von gx285 - 09.04.2004, 15:20
[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 09.04.2004, 15:26
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 09.04.2004, 20:46
[Kein Betreff] - von Raimund - 10.04.2004, 09:24
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 10.04.2004, 13:09
[Kein Betreff] - von Raimund - 10.04.2004, 14:09
[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 11.04.2004, 11:49
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 11.04.2004, 13:48
[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 11.04.2004, 22:30
[Kein Betreff] - von Frank - 12.04.2004, 16:08
[Kein Betreff] - von gx285 - 04.05.2004, 06:54
[Kein Betreff] - von Seb - 12.05.2004, 00:31
[Kein Betreff] - von Seb - 12.05.2004, 00:34
[Kein Betreff] - von Seb - 12.05.2004, 00:36
[Kein Betreff] - von Frank - 12.05.2004, 07:12
[Kein Betreff] - von stifflers mum - 30.06.2004, 17:17
[Kein Betreff] - von Grasso - 30.06.2004, 23:29

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste