Abenteuer DB
#1
Von einem, der arglos auszog, eine Tagesfahrt nach Kiel zu unternehmen mit Regionalzügen der DB.
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Um 7 Uhr losgegangen zwecks Fahrkartenkauf am vorderen (S-Bahn)-Automaten Krupunder.
Der nahm den 20 € Schein an, den 10 € Schein schmiß er wieder raus. Umgedreht, krumme Ecke flach geknifft, nochmal versucht, nun gings.
Noch 90 Cent zu zahlen; versucht, 2 € Münze in den Münz-Schlitz zu stecken. Der wurde aber von innen versperrt. Ging nicht. Wie bricht man das ab ?
Es gelang nach mehreren Drücken auf Felder im Display. Die Scheine kamen tatsächlich wieder raus. Glück im Unglück gehabt.
Am zweiten Automaten versucht, da funktionierte alles.
7:15 mit S-Bahn nach Pinneberg, um dort mit dem RE70 um 7:38 nach Kiel zu fahren (Ankunft laut Fahrplan um 8:28 Uhr).
Wurde auf dem Display von Gleis 3, wo er normalerweise abfährt, nicht angezeigt. Da stand ein Zug der Nordbahn rum.
Zwei Herren in Warnwesten gefragt. Einer war so nett, auf das Display über der Unterführung zur anderen Seite zu verweisen, wo stand, daß der Zug von Gleis 4 abfährt.
Geraume Zeit gewartet, zwischendurch fuhr die Nordbahn in Richtung Elmshorn ab.
7:38 Uhr Ansage, daß der RE70 5 Min später abfährt.
7:43 Uhr Ansage, daß der RE70 10 Min später abfährt.
7:48 Uhr Ansage, daß der RE70 15 Min später abfährt.
Irgendwann nach 7:53 sah man den RE70 am Horizont auftauchen, es wurde wohl auch seine Einfahrt angekündigt, er blieb aber weit entfernt stehen wie vor einem roten Stop-Signal.
Ratlosigkeit, weitere Erklärungen gab es nicht.
Auf Gleis 3 kam zwischendurch wieder eine Nordbahn aus Richtung Elmshorn rein, blieb dann dort in Warte-Position, bis sie wieder rausfuhr.
Das geschah 1 oder gar 2-mal. Gegen 8:12 wurde schließlich die Einfahrt des RE70 verkündet. Der schlich jedoch auffällig langsam im Schritt-Tempo näher. Nach Halt wurden die Türen geöffnet, alle Wartenden stiegen ein und setzten sich.
Nach einigen Minuten meldete sich der Zugführer oder Zugbegleiter mit der Ansage, die Fahrt könne wegen technischer Probleme nicht fortgesetzt werden. "Alle aussteigen !" Zur Weiterfahrt bitte den Zug auf dem Nachbargleis benutzen.
Da stand einer mit Fahrtziel "Sylt/Westerland", Abfahrt 8:48 Uhr.
Der Zugführer palaverte mit einem jungen ?Zugbegleiter?. Ich fragte: "Wie komme ich mit dem Zug nach Sylt nach Kiel ?" Antwort: "Fahren Sie bis Elmshorn und gucken Sie, wie Sie weiter kommen." Ja, da hätte ich in der Zwischenzeit schon mindestens zweimal mit der Nordbahn hinfahren können.
Ich hatte keine Lust, noch mehr als eine halbe Stunde in einem Zug nach Sylt zu sitzen, wenn gleichzeitig andere Züge nach Elmshorn fahren, also schnell rüber zur schon wieder wartenden Nordbahn und rein. Eine Minute später fuhr sie ab.
Schon wieder Schwein gehabt...
In Elmshorn frohe Kunde auf Gleis 1: 8:47 Uhr RE70 nach Kiel (der düst 8:38 Uhr ohne Halt durch Pinneberg). Die armen Leute, die dem Rat des Lokführers gefolgt sind, sehen den in Pinneberg aus dem Zug nach Sylt vorbeizischen... und erwischen erst den nächsten um 9:47 in Elmshorn.
Die Weiterfahrt war erstaunlicherweise problemlos. Ich kam 66 Minuten später als geplant in Kiel an (9:34 Uhr).

Nach verrichtetem Tageswerk wollte ich mit dem RE70 um 16:25 Uhr zurückfahren.
Suchte auf dem großen Display in der Halle den Zug-Eintrag nach Hamburg, entdeckte keinen.
Das darf doch nicht wahr sein.... ach da ist einer nach Pinneberg, da will ich sowieso hin, um von da mit der S-Bahn mein Ziel zu erreichen.
Da waren also offenbar Bauarbeiten an der Strecke zwischen Hamburg und Pinneberg, die für Unordnung bei Ziel- und Start-Bahnhöfen sorgten (die Nordbahn fährt  normalerweise auch von/bis Hamburg).
Pünktlich ging es los und kam man in Neumünster an (~16:46 Uhr).
Aber dann ... Ansage:
"Liebe Fahrgäste, die Fahrt endet hier außerplanmäßig. Die Strecke bis Elmshorn ist wegen Feuerwehreinsatz gegen einen Böschungsbrand gesperrt. Dauer unbekannt."
Etwas später wurde angesagt: "Weiterfahrt nach Hamburg ist möglich mit der AKN A1, Abfahrt 17:33 Uhr."
Außerdem: "Es wurde ein Schienen-Ersatz-Verkehr eingerichtet. Drei Busse der Firma xyz fahren zwischen Neumünster und Wrist von den Bussteigen vorm Bahnhof."
Das wurde mehrfach angesagt. Mit entsprechender Erwartung gingen alle Gestrandeten dort hin und guckten suchend in alle Richtungen.
Bis zur Abfahrt der AKN tauchten dort jedoch keine solchen Busse auf.
Nur einer mit dem Schriftzug "DB Leerfahrt" machte ein Gastspiel, irrte vom linken Ende zum rechten Ende der Bussteige, wartete auf irgendwas und verschwand dann wieder leer zum linken Ende und in die Ferne.
Einige Leute kamen drauf, daß um 17:08 ein IC385 ankommen und Richtung Hamburg weiterfahren sollte über die Strecke Bad Oldesloe (ohne Steppenbrand) und machten sich Hoffnungen, da mit kommen zu können. Es näherte sich dann ein Zug von 3-4 Wagen Länge, den man aber nie für einen IC gehalten hätte, sondern eher für einen Triebwagen aus dem vorigen Jahrhundert. Nach kurzer Zeit waren die Eingangsbereiche der Wagen proppe-voll und der Zugbegleiter verkündete "mehr geht nicht". Der Bahnsteig war noch voll von Mitfahr-willigen.
Die AKN A1 fuhr punktlich, hielt aber "an jeder Milchkanne", kam ca. 19:04 Uhr in Hamburg-Eidelstedt an. Ich mußte dann noch mit den S-Bahnen S21 und S3 weiter und kam am Ziel um 19:17 statt 17:46 Uhr an, also 91 Minuten später.
Insgesamt zwei ausgefallenen Züge auf einer Tagesfahrt mit zusammen 66+91=157 min bzw 2h:37min Verspätung.

"Spaßeshalber" bin ich am nächsten Tag zur DB Reiseinformation in Altona gegangen, um zu erfahren, welchen Erstattungsanspruch im Rahmen der "Fahrgastrechte" ich hätte. Die Frage konnte (oder wollte) die Dame am Schalter nicht beantworten. Sie gab mir ein Antrags-Formular samt grauem Brief-Umschlag mit der Bemerkung, das solle ich ausfüllen.
Ich zog mich zu einem leeren Schalter zurück und begann damit. Es stellte sich heraus, daß man nur Einträge für eine Fahrt machen konnte, also mußte ich um ein zweites Antrags-Formular bitten.
Man konnte 4 typische Verspätungs-Gründe ankreuzen, Zugausfall war nicht vorgesehen, mußte ich handschriftlich auf freiem Platz hinter der ersten Option vermerken.
Wenn das von einem Computer gelesen wird, geht es "in die Hose".
Wenn beide Fahrten separat behandelt werden, fällt die Erstattung für die 66 Min Verspätung auf der Hinfahrt unter die Geringfügigkeitsgrenze : 25 % Erstattung vom halben Fahrtpreis <  4€.
Zitat:
"Ab 60 Minuten Verspätung am Zielbahnhof erhalten Sie eine Entschädigung von 25 %, ab 120 Minuten von 50 % des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt. Entschädigungsbeträge unter 4 Euro werden nicht ausgezahlt."
Sicherheitshalber habe ich auf den oberen Rand des Briefumschlages/Innenseite noch vermerkt "66+91=157 Min Verspätung".
"Rundfahrt Krupunder->Krupunder mit Zwischenstop in Kiel" habe ich mir verkniffen.

Jetzt hilft nur noch beten. Guter Hoffnung bin ich nicht.
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MfG Kai
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Abenteuer DB - von kaimex - 12.03.2022, 12:14
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