Die Leichte Muse, z. B. James Last
#5
James Last hat, nachdem er jahrelang kleine Brötchen backen mußte, mit genau der Musik das große Geld gemacht, die sein Publikum von ihm wollte. Und die hat er, im Rahmen des möglichen, gut gemacht. Auch in den 60ern war man nicht nur auf Feten, bei denen man LPs von Jefferson Airplane auflegen konnte. Wenn's denn wirklich Partymusik sein mußte, war man mit James Last gut bedient. Seine Platten waren, trotz aller Gleichförmigkeit, gut produziert. Vergleich doch mal unter dem Gesichtspunkt der klanglichen Transparenz die 1967er Non Stop Dancing mit beispielsweise der ersten LP von Procol Harum, die im selben Jahr, also bei gleichen technischen Möglichkeiten, erschien. Klar hat Procol Harum mehr Niveau, doch die Leute im Aufnahmestudio hätten mit lebenslangem Berufsverbot bestraft werden sollen. Und es gibt noch mehr solcher Fälle, "Fresh Cream" zum Beispiel. Einen solche Murks-Produktion wirst Du auf einer Last-Platte nicht finden. Er hatte sein Publikum, und das hat er gut bedient, Pfusch und Schludrigkeit kann man ihm nicht nachsagen, auch wenn man seine Musik nicht mag.

Und er hat ja auch andere, niveauvollere Platten gemacht. Nur verkauften die sich schlecht. SEIN Publikum wollte sie nicht, die meisten anderen möglichen Käufer machten sich nicht die Mühe, reinzuhören, weil man ihn mit dem Partysound identifizierte. Kann man ihm verübeln, daß er immer wieder zu der Musik zurückkehrte, die sein Publikum hören wollte?

Seine Seele verkauft? Diese Formulierung ist mir, mit Verlaub gesagt, suspekt. Den Vorwurf mußte sich schon Dylan gefallen lassen, als er 1965 von Folk und Protestsong zum elektrischen Rock wechselte. 1969 wieder, weil er mit dem damals als reaktionär verschrienen Johnny Cash gemeinsame Sache machte. Und die Yardbirds, als sie mit "For Your Love" begannen, Hit-Singles einzuspielen. Und Clapton und Winwood, weil sie bei dem ersten großen Hype der Rockmusik, der "Supergruppe" Blind Faith mitmachten. Jefferson Airplane haben ihre anerkannt gute Musik auch nur so lange gemacht, wie sich die Platten einigermaßen verkauften. Mit welchem Schrott hat sich später die einst so begnadete Grace Slick versucht, nur um wieder ins Geschäft zu kommen! So gesehen, ist James Last doch in bester Gesellschaft.

Ich bin wirklich kein Last-Fan, doch seine besseren Sachen höre ich mir gelegentlich gern an, ebenso gern wie eine Kaempfert-LP. Und die Party-Platten? Es gibt viele Menschen, die noch heute ihre Freude daran haben. Hätten die sich nicht übewiegend auf CD umgestellt, wären auch die Flohmartk-Stapel nicht so hoch.

Wolfgang
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 13.06.2004, 12:44
[Kein Betreff] - von wz1950 - 13.06.2004, 14:27
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 13.06.2004, 19:54
[Kein Betreff] - von highlander - 13.06.2004, 20:58
[Kein Betreff] - von wz1950 - 14.06.2004, 05:30
[Kein Betreff] - von highlander - 14.06.2004, 07:16
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 14.06.2004, 10:45
[Kein Betreff] - von TBS-47-Audioclub - 14.06.2004, 14:28

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste