Wie testet man Mikrophone?
#6
Um den Thread ist es ja ein wenig still geworden, weshalb ich letztlich nochmals anschieben möchte: Der Frequnezgang eines Mikrofones ist in teilweise dramatischer Form von der Richtcharakteristik abhängig, was beispielsweise in der Tatsache des so genannten Nahbesprechungseffektes relativ leicht einsehbar ist. Je näher ein MIkrofonprinzip dem Druckgradientenverfahren kommt, umso stärker wird dieser Nahbesprechungseffekt. Er ist damit bei Achter-Mikros am stärksten, bei 'reinen' Druckempfängern (es gibt sie eigentlich nicht...) am schwästen ausgeprägt. Die Niere liegt auf dem halben Wege zwischen Acht und Kugel, hat Probleme beider Verfahren geerbt.
Nieren haben wie Achter eine problematische Tieftonwiedergabe, weil sie den Membranantrieb entweder vollständig oder aber wenigstens teilweise aus dem Druckgradienten (also der Druckdifferenz vor und hinter dem Mebran) ableiten. Bei großen Wellenlängen ist da aber nicht mehr viel, weshalb der Mikrofonentwickler sich zum Tricksen genötigt sieht. Das gilt übrigens auch für die Messerei, denn man kann bei einem Nieren- oder Achtrmikro den (Tiefen-)Frequengang mit Messtricks linear 'hinbiegen', einfach indem man die Messentfernung, also den Nahbesprechungseffekt günstig ausnützt.

Ein immenses Problem ist die Frage der Gleichmäßigkeit des Polardiagramms, also der Frequenzgang außerhalb der Achse, was bei der Kugel leidlich geht, bei der Niere und weiter zur Acht wesentliche Probleme aufwirft, die der Konstrukteur nach seinen Vorlieben entscheiden muss. Man hört infolgedessen oftmals am Mikrofon-Produkt die 'musikalische Ausrichtung' des Konstrukteurs. Bedenken wir, dass die wenigsten Signale in der senkrecht auf der Membran stehenden Achse beim Mikro ankommen. Mikrofonfrequenzgänge werden aber so ermittelt. Weiterhin sorgt der jeweilige Raum mit seinen Begrenzungsflächen und deren Eigenschaften für einen in höheren Frequenzbereichen 'dollen' Frequenzgang der Übertragungseinrichtung, was nicht zuletzt die RRG veranlasste, Bewertungen oberhalb von 10 kHz abzulehnen.
Grundsätzlich empfehle ich euch die Mikrofonaufsätze Jörg Wuttkes auf der Seite der Fa. Schoeps (www.schoeps.de) zur Lektüre, da wird all das sehr schön lesbar aufbereitet. Hat man das drauf, weiß man, warum der Hase hoppelt.

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von highlander - 04.06.2005, 18:29
[Kein Betreff] - von capstan - 04.06.2005, 20:43
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