MEMS Mikrophon Kapsel vs Electret ?
#4
Hallo Kai,

„kaimex“ pid=„291670“ dateline=„1633245076“ schrieb:Ich hatte früher in einem anderen Thread mal mitgeteilt, daß ich seit dem vorigen Jahrhundert für Messungen an Lautsprechern eine Sennheiser KE4-211 Kapsel benutze. Die hat 4,75 mm Durchmesser und im Datenblatt finde ich für KE4-211-1 und KE4-211-2 eine Angabe von „Ersatzgeräuschpegel (dB (A), Effektivwert) von 27 dB bzw. (CCIR 468-3, Spitzenwert) 38 dB.

Das war damals (1985) ein völlig normaler Wert, und Messmikrofone für Lautsprecher- oder vergleichende Mikrofonmessungen dürfen ohnehin wesentlich mehr rauschen, ohne das Messergebnis zu beeinträchtigen.

Ein Extremfall ist das 4138 von Brüel & Kjaer, des wohl traditionsreichsten Messmikrofon-Herstellers. Dies ist ein 1/8“-Sondenmikrofon mit einem Gegenelektrodendurchmesser von nur 1,8 mm, das bei seiner ersten Vorstellung 1967 mit einem Frequenzbereich bis 150 kHz und einem Dynamikbereich von 76…184 dB angegeben wurde. Dies würde bedeuten, dass sein EIN (im Deutschen „Ersatzgeräuschpegel“ genannt) bei etwa 54 dB-A liegen dürfte (er ist nicht angegeben). Seine Impulstreue war dafür unübertroffen.

„kaimex“ pid=„291670“ dateline=„1633245076“ schrieb:Es ist natürlich klar, daß größere Modelle (Durchmesser) weniger rauschen.

Dies wird mit zwei prinzipbedingten Nachteilen erkauft,
1) eine Druckstauwirkung durch die Form und Größe des Mikrofonkörpers die eine mehr oder weniger ausgeprägte Richtwirkung zu kürzeren Wellenlängen bewirkt,
2) eine niedrigere Eigenresonanzfrequenz der Membran (und damit schlechtere Impulstreue), die nicht beliebig erhöht werden kann, ohne dass ihr Material überbeansprucht wird oder infolge zu kleinen Luftvolumens hinter der Membran ihre Schwingungsfähigkeit (und damit die „sensitivity“, im Deutschen „Feldübertragungsfaktor“) sich verringert.

„kaimex“ pid=„291670“ dateline=„1633245076“ schrieb:Dem Datenblatt der EM258 entnehme ich „SNR Ratio“ 74 dB bei gleicher „sensitivity“ von -32 dBV. Wenn da auch die bei InvenSense erläuterte Konvention gilt, daß man den äquivalenten „Eingangs-Geräusch-Pegel“ aus 94 dBA-SNR bekommt, wären das auch 20 dBA.
Diese Kapsel hat einen Durchmesser von 5,8 mm , ist also etwas größer.
Für die EM272Z1 werden angegeben „sensitivity -28 dB“, also 4 dB mehr, „SNR Ratio 80 dB“ was einen EIN von 14 dBA ergäbe, wenn das genauso gemeint wäre. Die Kapsel hat allerdings einen Durchmesser von 10 mm, also mehr als das Doppelte bzw 4,4-fache Fläche.

Genauso ist es. Hier zwei weitere Beispiele von DPA (der Studiomikrofon-Abteilung von Brüel & Kjaer), die den momentanen Stand der Technik für Druckempfänger widerspiegeln:

https://www.dpamicrophones.de/lavaliermi...akteristik
https://www.dpamicrophones.de/staebchenm...akteristik

Für rauscharme Aufnahmen verwende ich selbstverständlich auch möglichst rauscharme Mikrofone, wenn diese etwas weiter weg stehen, vor allem bei leisen Schallquellen.

Ich verwende aber auch heute noch KE4 als Stützmikrofone, wenn ich nahe herangehen kann und der Aufbau möglichst unauffällig sein soll. Ich wundere mich immer wieder, dass diese doch relativ alten Minimikrofone immer noch ein brauchbares Signal liefern. (Elektreten wurde damals nachgesagt, dass sie ihre „eingefrorene“ Polarisationsspannung mit der Zeit verlieren, was für die billigeren Ausführungen leider zumeist auch stimmte.)

Grüße
Peter
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(Konrad Adenauer)
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RE: MEMS Mikrophon Kapsel vs Electret ? - von Peter Ruhrberg - 03.10.2021, 10:11

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