Sony TC-K711S Capstan-Motor - Störgeräusche
#1
Hallo Forum,

ich habe eine Frage - will aber auch die Vorgeschichte beschreiben, weil es vielleicht anderen bei ähnlichen Problemen hilft:

Wie neulich hierzuforen berichtet, hatte ich das Plastik-Laufwerk meines TC-K415 satt und ein TC-K711S bei ebay erstanden. Insgesamt gefällt es mir auch sehr gut - passt zum Rest der Anlage, wirkt alleine durch die Metallfront wesentlich solider, und hat ein sehr viel stabileres Laufwerk - wenn auch ohne Direktantrieb.

Es kam aber, wie es kommen musste - mitten in der ersten Cassettenseite begann der Capstan-Motor, durch unangenehme Geräusche aufzufallen: Erst ein Klopfen, dann ein Schnarren, was immer metallischer wurde. Eine Tonaufnahme des Geräuschs aus der Nähe hängt an:
.zip   schnitt-711-capstan.mp3.zip (Größe: 1.17 MB / Downloads: 8) . Darin sind zu hören:

- Einschalten, Cassettenfach öffnen
- nach 2min
- nach 3min, Schnarren stellt sich ein
- nach 4min
- nach 6min
- nach 8:40, einmal Power aus/ein
- nach 10:45, mit Band, spulen, play, spulen, Band raus, abschalten

   

Das Mikrofon stand dicht vor dem Cassettenschacht - der Höreindruck ist etwas lauter, als wenn man sein Ohr direkt an die gleiche Stelle hält. In der vollen Ausprägung ist das Motorgeräusch leider auch mehrere Meter entfernt am Schreibtisch deutlich zu hören.

Nun, der Capstanmotor läuft bei dem Gerät, sobald man den Strom einschaltet. Das Problem ist auch durchaus nicht selten - es gibt zumindest bei den Tapeheads etliche Diskussionen dazu: Der Motor hat einen Lagerschaden, Reparatur kann gut gehen, muss aber nicht. Es handelt sich um einen MMI-6S2LKS:

   

Das Original habe ich nicht mehr gefunden - als Ersatztypen werden öfters EG-500AD-2B und EG-530AD-2B von Mabuchi genannt; davon findet man einige günstig im Netz, teils direkt auch China für weniger als 3 US-$, aber mit langer Lieferzeit, teils mit kürzerem Versandweg und ein paar Euro mehr. Ich habe einen für knapp 8 Euro bestellt und heute, also nach etwas mehr als einer Woche, erhalten:

   

Der Einbau war auch relativ schnell erledigt, dazu musste noch nichtmal das Laufwerk ganz raus:

   

Läuft, ohne mechanische Lagergeräusche - aber dafür mit deutlich hörbaren Störungen im Audiosignal, sowohl vor- als auch Hinterband, am Kopfhörer- wie auch am Line-Ausgang :cursing:. Ich erinnere mich auch, dass irgendwo was dazu stand, die Ersatzmotoren würden Störungen in die Elektronik einstreuen, und auch meine ich, von Spekulationen um gefälschte, minderwertige Motoren gelesen zu haben.

Hier eine Kostprobe:
.zip   tck711-stoerung-mabuchi.mp3.zip (Größe: 420.25 KB / Downloads: 7)

Ein Teil des Störsignals besteht aus Vielfachen von 50 Hz und bleibt konstant, solange der Motor Strom hat, und ein anderer Teil verändert sich offensichtlich mit der Drehzahl; dazu habe ich während der Testaufnahme am Geschwindigkeitsregler gedreht, der direkt im Motor auf der eingebauten Platine sitzt. Man hört die Veränderung, und auch das Auslaufen am Ende beim Abschalten. Im Spektrum sieht das so aus, für zwei unterschiedliche Geschwindigkeiten:

       

Man sieht, dass der konstante Teil bei (geraden) Vielfachen von 50 Hz liegt, während der variable Teil (mit ebenfalls vielen Oberwellen) hier bei Vielfachen von ca. 40 - 45 Hz liegt (die roten Marker sitzen auf geraden Oberwellen).

Nun, was tun?

Um herauszufinden, ob der Motor einfach zu viel "elektromagnetischen Dreck" in die Umgebung abgibt, der dann irgendwo wieder "empfangen" wird, oder ob es sich vielleicht um eine Rückwirkung über die 12V-Versorgungsspannung handelt, habe ich ihn testweise mal per Batterie mit Strom versorgt:

   

Siehe da - himmlische Ruhe, keine Störungen mehr zu hören, Laufwerk funktioniert einwandfrei!

Und nun endlich zu meiner Frage:

Der Batteriebetrieb ist natürlich keine Dauerlösung; wie könnte ich denn im Deck verhindern, dass die Störungen des Motors über die 12V-Versorgungsspannung aufs Audiosignal rückwirken? Da gibt es doch bestimmt klassische Rezepte, wie so ein Motor normalerweise entstört werden sollte?

Notfalls wäre auch denkbar, dem Motor eine separate Stromversorgung, also quasi ein eigenes Netzteil zu bauen; Platz wäre im Gehäuse, und der Motor läuft sowieso immer. Das sollte natürlich möglichst auf der Sekundärseite des Trafos versorgt werden. Aber den Aufwand würde ich lieber vermeiden, wenn es auch einfacher geht.

Ein naiver Versuch mit einem parallel zum Motor geschalteten 47µF-Elko hat keine Veränderung bewirkt.

Zum Schluss noch der Schaltplan von Netzteil und Laufwerks-Versorgung:

   

Was mich wundert ist, dass die Versorgung des Tonmotors (grob blau eingezeichnet) ziemlich unabhängig von der Versorgung der restlichen Audioelektronik (grob grün eingezeichnet) zu sein scheint - sie verwenden ja sogar unterschiedliche Sekundär-Windungen. Wie kann sich das dann derart beeinflussen?


Auch andere Ideen - z.B. Bezugsquellen für den Matsushita-Motor - sind natürlich immer willkommen Smile

Viele Grüße
Andreas
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Sony TC-K711S Capstan-Motor - Störgeräusche - von andreas42 - 11.05.2020, 22:01
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[Kein Betreff] - von 2245 - 21.05.2020, 14:50

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