Warum begeistern sich Jungs heute nicht mehr für die Eisenbahn?
#2
Hallo Michael,

die Jungens wollen schon noch Eisenbahn spielen ... sobald es eine App dafür gibt. Und wenn es so etwas dafür gäbe, würden sie auch wieder Lokführer werden wollen. Wink

"Wir" bringen unseren Kindern bei, App's & Co. wären etwas Tolles. Und wir brignen ihnen bei, Züge nerven. Worüber wundern wir uns?

Ich habe übrigens kein Problem mit Verspätungen von Zügen. Weil, auf den Strecken, die mich interessieren, fahren sowieso keine Züge mehr. Und da wo die fahren, sind sie mir meist zu teuer, sind Bus, Auto, Fahrrad, Schiff, zu Fuß gehen und sogar Flugzeug billiger. Und da wo sie fahren, sind Verbindungen komplett bekoppt, wenn überhaupt: ICE-optimiert. Aber wer braucht den im Alltag?

In früheren Zeiten gab es Unternehmer, die profitierten von dem, was sie taten und waren haftbar für das, was sie taten. Heute gibt es Manager, die profitieren vertraglich festgelegt, sind für nichts haftbar, können aber ihr Salär und ihre Abfindung optimieren, wenn Sie auf sich aufmerksam machen. "Stuttgart21", große Flughäfen oder teure Opern erzeugen Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn sie niemand braucht, weil schon ein Bahnhof, ein Flughafen oder eine Oper da ist ...

In früheren Zeiten war das Reisen etwas Besonderes, war auch der Zug-Nahverkehr ein bedeutender Teil des Lebens. Heute haben wir nicht nur Alternativen, heute ist die An- und Abreise eher ärgerlicher Teil zum Beispiel des Urlaubs.
Auch die Innengestaltung hat sich verändert, ist viel weniger Kinder-konform, viel weniger Menschen-konform, als früher. Früher war ein Zug, bedingt durch die Dauer der Reise und deren Akzeptanz, aber auch durch die Gestaltung, ein kommunikativer Ort. Heute ist es ein Ort, an dem man mit anderen allein ist und den man so schnell wie möglich verlassen will.
Warum sollten Kinder das idealisieren?

Früher hat man tatsächlich den Zugführer wahrnehmen können und schien der außergewöhnliche Dinge tun zu müssen, um das "Ungeheuer" zu lenken. Heute sitzt ein abgeschotteter Mensch im klimatisierten Büro und bewegt einen Joystick. Da ist das I-Dings aufregender.
Abgesehen davon denke ich, die meisten Kinder glauben sowieso, ein Zug fährt automatisch oder ferngesteuert. Warum sollen die dann Zugführer werden wollen?

Wenn Du Kinder für den Beruf des Lokführers begeistern willst, dann musst mit ihnen mit einer Museumsbahn fahren, die schnauft und ächtzt und pfeift und stinkt, und bei der der Lokführer den Eindruck macht, er tue irgend etwas. Das klappt. Zumindest, so lange Du das Handy konfiszierst.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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[Kein Betreff] - von Matthias M - 17.03.2015, 21:55
[Kein Betreff] - von timo - 18.03.2015, 19:14
[Kein Betreff] - von PeZett - 19.03.2015, 00:37
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