Schweres Blech im Holzmantel: Grundig TK 600
#23
Ein paar Sachen habe ich noch beizutragen:

Also eins meiner TK 600 hatte einen Phasendreher am Tonkopf, irgendwie waren die Kabel "gegenphasig" angelötet und so löschte sich das Signal im Stereobetrieb aus. Dem Vorbesitzer war das nicht aufgefallen, er war schlicht und ergreifend kein HiFi Freak und gab sich mit dem Sound zufrieden - hielt das für normal. Nachdem ich einen Kanal am Tonkopf abgelötet und umgedreht habe funktionierte das Ganze dann so, wie es sollte. Zum Glück bestand das Problem am Wiedergabekopf. Trotzdem sah nichts verbastelt aus, der Erstbesitzer konnte auch von keinem Kopftausch berichten, man muss also davon ausgehen, dass das Gerät bei Grundig so das Werk verlassen hat. Wenn die Bänder des Vorbesitzers alle in 4 Spur Mono bespielt worden sind, wäre es sowieso nicht aufgefallen. Sowas kommt aber sicherlich bei anderen Herstellern auch mal vor.

Dann habe ich stark das Gefühl, dass das Gerät zum Liegen konstruiert wurde. Ich finde im Stand sieht es einfach nicht gut aus. Die Tasten müssten viel weiter nach oben geneigt sein um im Stand ein Komfortables Bedienen möglich zu machen und es sieht einfach nur voll daneben aus, wenn die eingerasteten Tasten dann so nach unten geneigt sind. Ausserdem gefällt mir auch nicht, dass das Gerät nach hinten schief steht, das ist in der Bedienung natürlich nicht unpraktisch, aber wirkt dann auch irgendwie, als wollte man die nach unten geneigten Einrasttasten ausgleichen wollen, so auf "Mist, jetzt bauen die anderen Alle stehende Geräte, wir müssen unseres auch hinstellen, sonst kaufts keiner.", so ein Uher Variocord oder Royal de Luxe funktioniert auch optisch im Stehen, schön finde ich die aber trotzdem nicht und auch das Konzept mit den Knebelschaltern bei Uher gefällt mir gar nicht.

Ich finde beinah alle Geräte von Grundig bis zum Ende sehen so aus, als seien sie Liegend konstruiert worden, mal davon ab, dass sämtliche Grundig Tonbandgeräte danach einfach nur noch zum Kotzen und Billig aussehen, sehen sie stehend noch beschissener aus. Das TK 600 und dessen kleine Geschwister hingegen sehen wirklich wertig aus, allerdings gibt es auch hier Unstimmigkeiten:

Wozu ist vorne am TK 600 ein Fake Lautsprechergitter? Hat man das so gelassen, damit das Gerät im Liegebetrieb besser belüftet ist? Ich persönlich würde mir ein durchgehendes silbernes Finish passend zur Front mit Grundig Logo wünschen oder einfach ein durchgängiges Holzfunier, an den Seiten, oder eben die sinnvolle Nutzung des Gitters durch die Anbringung 2 nach vorne strahlender Hochtöner um das "Diffuse" Klangbild der zu den Seiten strahlenden Lautsprecher etwas eindämmt.

Dann finde ich die Konstruktion für die Haube echt doof. Das sieht aus wie nachträglich dran genagelt. Natürlich hält das echt gut und ist schön massiv, aber es sieht echt kacke aus, die Japaner haben an ihren Edelgeräten überhaupt keine vorstehenden Nippel oder Scharniere zum Einhaken für irgendwelche Hauben. Ausserdem finde ich es sehr sinnig und gut, dass die Anschlüsse hinter einer Klappe versteckt sind, aber warum muss die so komisch angewinkelt sein, warum diese komischen beiden Plastikfederhaken, warum hätte man da nicht so einen Druckmechanismus oder sowas einbauen können? Einfach ein Gerades silbernes Element als "Deckel".

Noch ein Schönheitsfehler und auch ein haptisch schlecht gelöster Zug: der Geschwindigkeitsumschalter - was nicht nur bei Grundig so gelöst ist. Dieser Haken macht das Gesamtbild der stimmigen Front irgendwie ein Bisschen kaputt. Wäre die Hinterbandkontrolle ein Drucktaster zum Einrasten, statt 2, könnte direkt daneben eine zweite Einrasttaste zum Umschalten der Geschwindigkeit sein und es wäre mechanisch auch von Dort möglich gewesen dieses Blech zum Umlegen des Riemens in Bewegung zu setzen und irgendwie finde ich auch Mikro und Kopfhörerbuchse ein Bisschen deplatziert. Aus jetziger Sicht wäre das viel Sinniger da irgendwie Klinkenbuchsen im unteren Bereich des Gerätes anzuordnen, obwohl das mit diesem Klappmechanismus an der Mikrobuchse ziemlich genial ist, die dann automatisch auf die Buchse schaltet.

Mein letztes Manko: Der Griff... Massiv ist er, gut anfühlen tut er sich und er erfüllt seinen Zweck, aber WARUM muss das Scharnier so dämlich nach aussen zeigen? Auch das sieht aus wie im Baumarkt gekauft und angespackt. Bei Revox z.B. ist der Griff schön eingelassen und das wäre sicher auch nicht teurer gewesen.

Ansonsten finde ich den Tastensatz echt super, ist halt wie beim klassischen Cassettenrecorder klasse angeordnet, schnell zu bedienen, diese "STOP Wippe" finde ich toll, viel komfortabler, als bei Uher und Co. und WENN die Tasten für die Hinterbandkontrolle bei mir noch Einrasten würden, wie sie sollten finde ich auch das haptisch sehr gelungen - tolle Massive Tasten, mit angenehmen Rastpunkten, auch bei der Spurumschaltung, auch die Fader fühlen sich wirklich gut an und nach einmaliger Reinigung ist da auch Nichts mit Aussetzern und Knackgeräuschen.

Und ja trotz des diffus wirkenden Sounds, durch die seitliche Anordnung der Lautsprecher ist es erstaunlich, wie tief sie kommen, allerdings habe ich manchmal den Eindruck eines Frequenzlochs, sicher bin ich mir auch nicht, ob die Lautsprecher abgenutzt sind, denn sie neigen dazu bei starken Bässen schon mal zu knacken oder zu kotzen und so richtig weg bekommt man das auch nicht, natürlich können das auch Gehäuseresonanzen sein oder die Auflagen sind nicht mehr ganz in Ordnung, hat man ja bei Filz oder Gummi öfter, dass sich Zwischenräume zwischen Lautsprecher und Auflagebereich bilden. Allerdings kommt man so blöd an die Lautsprecher, dass ich das wohl nie rausbekommen werde. Wenn Jemand weiß, wie man die Lautsprecher möglichst leicht ab bekommt soll sich bitte melden. Ich würde damit echt gerne experimentieren und sie evtl. sogar tauschen falls sie kaputt sind. Klingen tut das Gerät jedenfalls wie gesagt für eine portable Device schon hervorragend, ich kenne kein anderes Tonbandgerät in der Grösse, das über seine eingebauten Lautsprecher so gut klingt, die Loudness ist sehr gut abgestimmt und auch billige DIN Kopfhörer klingen damit sehr ordentlich und auch der Oberbass ist hier nicht so unangenehm bollerig.

Und zur vergleichsweise winzigen Mechanik kann ich nur sagen, dass andere Geräte in der Größe da auch nicht besser sind. Wenn ich da an Telefunken denke oder auch Uher sind die Teile teilweise noch kleiner konfektioniert und das TK 600 ist für ein Top Gerät doch sehr kompakt gehalten.

Ich finde übrigens nicht, dass hier was fehlt. Die Funktionen sind genau so gehalten, wie sie halt nützlich sind. Wenn ich mir vorstelle, dass ich in den 70ern daran interessiert gewesen wäre Musik zu sammeln, vom Radio und von Platte zu archivieren und dabei möglichst gute Aufnahmen machen wollen würde brauche ich sowas wie Duoplay, Echo, Multiplay usw. nicht, mich stören die zustätzlichen Regler und Schalter an den späteren Geräten schon sehr, da ist viel zu viel dran, was ich nie benutzt hätte. Und wer hat das am Ende alles benutzt? Das hat doch eher zu Fehlbedienungen geführt, als irgendwas Anderes. Etwas blöd ist wie gesagt, dass keine kanalgetrennte Aussteuerung möglich ist, aber sooooo schlimm finde ich das jetzt auch nicht.

Was mich allerdings wundert ist, dass die Königsgeräte bei den Deutschen ja scheinbar in den 50ern und frühen 60ern gebaut wurde, da gab es bei Herstellern wie SABA und Grundig irgendwie relaisgesteuerte Tipptasten mit Beleuchtung, teilweise waren die Geräte fernbedienbar, es gab schon Autoreverse usw. Wie kommt es dann, dass die Tipptasten und die elektronische Steuerung in den Folgegeräten wieder so als technischer Fortschritt angepriesen wird, dabei scheinen ja die 60er rein mechanisch ein Rückschritt gewesen zu sein... Kann dazu Jemand was sagen?

LG, Tobi
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