Franz - Josef Degenhardt ist tot
#8
Hallo,

jetzt wird´s zwar total OT, aber, da jemand geglaubt hat, Wolf Biermann mit Herrn Degenhardt "in einen Topf (zu) stecken" (oder werfen??) zu sollen, muß ich wohl meine mir wohlverdiente Mittagspause opfern.

Was das Sujet angeht, wäre das so, als würde ich Herrn Zimmermann und das Schlagersternchen Nicole (oder wie immer die hieß) in einen Topf werfen, weil sie beide Liedchen über den Frieden gesungen haben.

Biermann hat zwar nie einen Hehl daraus gemacht, daß er Kommunist sei.
Das ist aber m.E schon das Einzige, was ihn mit Degenhardt verbindet.
Sowohl von der Sprache, als auch von der Musikalität (nicht zuletzt hat Biermann von Hanns Eisler gelernt) ist er weit von den eher eingeschränkten sprachlichen und musikalischen Möglichkeiten des Herrn Degenhardt entfernt.

Das erste Lied, das ich von Biermann gehört habe, war die "Soldatenmelodie"
Das war Ende der 60-iger Jahre, Club 16, Bayerischer Rundfunk. Es war Sommer, ein Teil der Moderatoren war in Urlaub, und der BR erlaubte es Schriftstellern aus München, das Programm zu machen. Und im Rahmen einer von einem dieser Gastmoderatoren zusammengestellten Sendung wurde auch Biermann gespielt (neben Robert Zimmermann):
Soldat, Soldat in grauer Norm
Soldat, Soldat in Uniform,
Soldat, Soldat, ihr seid so viel,
Soldat, Soldat, das ist kein Spiel,
Soldat, Soldat, ich finde nicht
Soldat, Soldat, Dein Angesicht,
Soldaten seh´n sich alle gleich,
lebendig und als Leich`.

War das kommunstisch?? Oder:
Die Ballade von der Bukower Süßkirschenzeit.... wo ist da der Kommunismus? Ach ja, er singt: "Die Bäume gehör´n der LPG" aber dann wieder: "die hat an jedes ein´Zettel gemacht, das Volkseigentum wird streng bewacht, in der Nacht, in der Nacht, und besonders (kleine Pause) in der Nacht"

Ende der 70-iger Jahre hatte der bereits oben erwähnte BR eine ganze Sendung über Wolf Biermann im Programm: der Bayerisch Rundfunk kommunistisch unterwandert???

Daß Biermann sich bekannt hat, bedeutet nicht, daß in jedem seiner Lieder die Weltanschauung heraus mußte. In seinen späteren Liedern, während des Auftritts- und Veröffentlichungsverbots in der DDR, geht es oft um seine Verzweiflung über seine Situation in der DDR. Er hat zwar an der Ideologie nicht gezweifelt, wohl aber am System. Und er hat dagegen angesungen, in einer Situation, die wir uns im damaligen Westen gar nicht vorstellen können.
Degenhardt mußte wegen seiner Haltung nie etwas fürchten. Ganz im Gegenteil konnte der es sich in seiner linken Ecke bequem machen, er hatte damit eine garantierte Fangemeinde und sichere Einnahmen.

Noch was: die LP "Chaussestrasse 131" ist in der Wohnung Wolf Biermanns der Sage nach auf einem GRUNDIG-Tonbandgerät aufgenommen worden, das Freunde aus dem Westen (was sind das für Freunde, die ein Grundig mitbringen) eingschmuggelt haben sollen....

Was Herrn Wecker betrifft: dessen Fan war ich bis zum Anfang der 80-iger. Dann war ich bei einem seiner Konzerte, wo Tausende Genußunfähiger, von denen ein nicht unbeträchtlicher Teil Drogenkonsum mit Genuß verwechselte, sein "wer nicht genießt ist ungenießbar" mitgrölten. Da hat mich angesichts des pseudoprogressiven (ein Ausdruck der frühen 70-iger) Biedermeier das Grauen gepackt....

Viele Grüße
Frank
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von Zelluloid - 16.11.2011, 11:51
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 16.11.2011, 20:44
[Kein Betreff] - von niels - 17.11.2011, 09:17
[Kein Betreff] - von mash - 17.11.2011, 10:48
[Kein Betreff] - von Frank - 17.11.2011, 11:10
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 17.11.2011, 23:43
[Kein Betreff] - von niels - 18.11.2011, 09:10
[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 18.11.2011, 13:51

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste