UHER 4000 Report - mein Erstkauf Sept. 1962
#1
Hallo zusammen!

Ich möchte Euch die "Nr. 1" meiner UHER Report Modelle vorstellen.
Dazu meine Kaufentscheidung, die Realisierung und Erlebnisse in
den ersten 10 Jahren.

Vorbemerkung:
Wer in Erwartung eines nüchternen Lebenslaufes diesen Bericht "in Angriff" nimmt, dem möchte
ich die "Zeitverschwendung" ersparen. Er kann getrost diesen Bericht schließen und sich rein
technischen Beiträgen widmen.
Denn ich kann (und will) weder aufkommende Emotionen, noch begleitende Randbemerkungen
dem Leser "ersparen".

Ich beginne mit der Vorgeschichte (zum besseren Verständnis der damaligen Zeit):

Im Herbst 1961 lernte ich im Internat in Hermannsburg/Celle einen neuen Heimschüler namens
Hubertus (Hubsi genannt) kennen. Er hatte ein Kofferradio, aus welchem ohne Gequatsche und
Pausen immer tolle Musik (Rock´n Roll, Blues, Jazz und Beat) kam. Auf meine Frage, um wel-
chen Radiosender es sich handele (kein deutscher Sender und nicht einmal der "Engländer"
BFN konnte damit aufwarten. Und Radio Luxemburg auf KW bekam man nur abends/nachts),
lachte er und öffnete das schicke Lederfutteral. Fasziniert blickte ich auf 2 rotierende Spulen.
AHA - ein Tonbandgerät! Genauer - ein UHER 4000 Report. Hier von "Liebe auf den ersten
Blick" zu sprechen, ist bei einem toten Gegenstand (auch wenn Töne heraus kommen) stark
übertrieben. Jedenfalls wollte ich so EINES (am besten sofort) haben. Leider standen mein
monatliches Budget (4DM) in krassem Mißverhältnis zum damaligen Kaufpreis von 598DM
(das "nackte" 4000).

[Bild: 4000_Front_a_red.jpg]

[Bild: 4000_861_a_01_red.jpg]

[Bild: 4000_861_a_02_red.jpg]

Aber wenn ich etwas will, dann finde ich (legale) Mittel und Wege. Während ich innerhalb von
ca. 9 Monaten die (für mich astronomische) Summe von 855,90DM (zuzgl. 152DM für ein
AGFA Cutterset und 5x AGFA PE65 auf 13er Spule) ansparte (arbeiten in den Drogerien
meiner Eltern, Trinkgeld bei Botengängen, Geld zu Weihnachten/Osten und Geburtstag
und vor allem durch Verkauf von "Verhüterli" und Magazinen aus dem Dänemarkurlaub im
Internat), wurde das graue 4000 Report gebaut
(Forum-link)
und Anselm trat seinen Dienst bei UHER in München an.

Die rund 856DM beinhalteten:
UHER 4000 Report
Tonleitung D4
Netzteil 880
Verbindungskabel USK 664
Bereitschaftstasche 861
dynamisches Fernsteuer-Mikrofon 606
Verlängerungskabel 10m USK 606/10

Zum Verständnis für das "Jungvolk" unter den Lesern:
Ich konnte nicht einfach das 4000 ohne einen Erziehungsberechtigten kaufen. Heutige Jugend-
liche gehen los und kaufen einfach z. B. ein I-Phone, ohne das es den VK kratzt. Und mein
Vater war alles andere als begeistert von meinem Ansinnen. Ich hatte Glück, daß er nicht sofort
das "viele Geld" (was es ja damals auch wirklich war) auf ein Sparkonto (ohne Zugriff meiner-
seits darauf!) eingezahlt hat. "Damit Du später, wenn Du erwachsen bist, etwas Sinnvolles damit
anfangen kannst." Das war sein Lieblingsspruch. Manno! Mein Altvorderer hatte nun wirklich
keine Ahnung, was ICH als sinnvoll betrachtete und wann ich es haben wollte. Es war ein zähes
Ringen (klar, daß meine Mutter auch nicht auf meiner Seite stand . Anziehsachen, neues Schuh-
werk - was "praktisches" eben), bis ich meinen Willen durchgesetzt hatte.

Im September 1962 war es dann soweit. Ich hielt MEIN 4000 in Händen (ausgeliefert von der UHER
NL Seydlitz-Kurzbach in Hannover, wo bereits Herr Krüger tätig war) und eine (bis dato) nicht en-
dende Liason begann, über die ich nun berichten möchte.

[Bild: 4000_Arr_red.jpg]

[Bild: NT880_02.jpg]

[Bild: F111_alt_red.jpg]

[Bild: USK606-10_02_red.jpg]

So, das Report war da! Und nun? Unser Heimradio (natürlich noch Röhre und "Karo einfach") hatte
keinen Ausgang zum Aufnehmen. Der angefrickelte Eingang war auf den Selbstbau-Plattenspieler
meines Vaters (Lale Anderson, Rudi Schurike & Co. lassen grüßen...) geeicht - das war´s. Zu
allem Unglück hatte ich zu meiner Konfirmation nicht mein Wunsch-Kofferradio (SchaubLorenz
Touring T30) bekommen, sondern nur ein Weekend T20. Das hatte natürlich weder KW noch ir-
gendwelche Anschlüsse für TB oder Platte. So habe ich mit dem Mikro vor dem LS auf meine
Wunschtitel gelauert. Klar, daß meine Mutter andauern reinkam und ich die laufende Aufnahme
vergessen konnte. Wenn nicht sie, dann waren es die häufigen Flugzeugstarts und Landungen
(wir wohnten genau unter der Einflugschneise - und ich konngte als stark Kurzsichtiger lesen,
was drauf stand. So tief folgen die Brummseln schon...), die mich an den Rand der Verzweiflung
brachten. PFFFFFFFFFFFFFFFT-PFFFFFFFFFFFFT-PFFFFFFF-PFFFFFT-PFFFT-PFT-PFT-PFT
beim Herannahen und andersherum beim Abflug. Na toll, wie sollte ich die 5 Triplebänder (540m)
jemals voll bekommen? Bei welcher Geschwindigkeit? Entschuldigung, ich komme wohl nicht um-
hin Euch zu offenbaren, daß ich (aus Kostengründen - und Hauptsache, es tönt) damals mit 2,4cm/s
anfing.
Meine Hoffnung, von meinem Heim-Leidensgenossen Musik zu überspielen, zerschlug sich nach
den Herbstferien. Er wurde von seinen Eltern auf ein anderes Internat geschickt. Erst nach mehr als
40 Jahren haben wir uns (Ehemaligentreff) wiedergesehen. An sein Report konnte er sich nicht mehr
erinnern, als ich ihm stolz das Meinige vorführte.
So blieb das Aufnehmen mühsam. Einziger Vorteil - die Bänder "hielten" länger. Froh machte das mich
allerdings nicht. Abhilfe, möglichst schnell, tat Not! Es dauerte dann noch gut 3 Monate, bis meine
Eltern sich (wahrscheinlich kapitulierten sie vor meiner andauernden Quengelei) eine KÖRTING Musik-
truhe kauften. Das war noch "Röhre" und brachte einen PE 10-fach-Wechsler in seinem Bauch mit.
Und es hatte (Pseudo-) Stereo. Durch drücken der "Stereotaste" wurde ein 2. LS zugeschaltet. Stereo-
dekoder? Was ist das denn? Für mich war es trotzdem ein Quantensprung. Wenn auch das "PFFFFT-
usw" blieb. Man kann eben nicht alles haben...
Die Bänder füllten sich jetzt zusehends. Nicht nur der Aufnahmemöglichkeiten (wie Platten von Freunden
ausleihen) wegen, sondern weil ich die Geschwindigkeit auf atemberaubende 4,75cm/s steigerte. Das
anfängliche Gekrächze war denn doch zu arg!
Das 4000 wurde überall mit hingenommen, aber immer sorgsam von mir behandelt und niemals verliehen.
Inm Schwimmbad war ich der King. "Radio´s und Plattenspieler verboten!" stand auf dem Schild. Der
mich "zur Ordnung rufen" wollende Bademeister, lief vorerst mit seiner Argumentation in´s Leere, da es
eindeutig weder Radio noch Plattenspieler war.So durfte ich, wenn auch nur leise, weiter vom Band Musik
hören. In der nächsten Badesaison war ich es, der staunte. Ein neues Schild, mit der Aufschrift "Der
betrieb von Tonträger-Geräten ist nicht gestattet!" Was mich zu einer "Randerscheinung" machte, weil
bis dahin die Ohren des Bademeisters nicht hörten. Bei meinem wachsenden Interesse für das andere
Geschlecht, war das kein Nachteil.
Alles hätte friedlich so weitergehen können. Aber dann - was ist das? Erst im Hintergrund ganz leise, dann
sich steigernd und letztendlich in einem unüberhörbaren Geknäter mündend. Die praktisch neue Musik-
truhe im Radiobetrieb defekt? Nein! Auch ohne Truhe knätert es aus dem Report-LS. So´n Schiet! Ein
anruf bei der UHER-NL sollte Klarheit bringen. Bloß, da ging nie Einer ran! Nix Wahlwiederholung - die
Scheibe wollte gedreht werden. Immer und immer wieder. Leider ohne Erfolg. Damals wie heute. Ich
glaube, daß DIE da die heutige "Service-Hotleine" erfunden haben. Also flugs auf´s Rad geschwungen
und im Eiltempo gut 9km in die City gedüst, bevor da dicht ist.

Bemerkung am Rande zur hannoverschen UHER-NL:
Entweder geschlossen (Frühstücks- oder Mittagszeit, Urlaubszeit oder Ruhetag) oder schier endlose
Warterei am Tresen (man hatte das Gefühl, die hätten Angst vor Kunden). Das Einwohnermeldeamt oder
die Kfz-Zulassungstelle (die ich ab 1964 kennenlernen durfte) konnten das auch nicht besser.

Egal - Hauptsache ich kriege eine Erklärung - aber bitte schnelllllllllllll...
Die Kenner unter den "Report-ern" ahnen/wissen es schon. Die Kohlebürsten des Antriebsmotor waren
feddich und feuerten mit unentstörten Mopeds um die Wette. Was heißt hier "Kostet so um die 40DM,
wenn´s nur der Motor ist. Und man müsse mit 6 - 8 Wochen Reparaturzeit rechnen (bei Betriebsferien
gern auch länger)." AAHHHRRGGG! Auf meine Frage, was ich in der Zwischenzeit machen soll, Achsel-
zucken und der Hinweis "aus organisatorischen Gründen kein Leihgerät möglich". Schweren Herzens
verblieb mein "geliebtes" Report dort und ich trat mit bleiernen Beinen den Heimweg an. An die "auf-
bauenden Worte" meiner Mutter erinnere ich mich noch gut, als sie nach dem Verbleib (ihr entging daheim
fast nichts) fragte. "Da siehst Du´s. So´n teures Gerät zieht auch teure Reparaturen nach sich, wenn es
mal defekt ist." Es geht doch nichts über sensible Eltern...
Dieses "Motortausch und Warten auf Report"-Spiel fand 2x im Jahr statt. Mehr ging nicht, weil das
Report mir in Summe mehr als 1 Quartal im Jahr nicht zur Verfügung stand.

[Bild: 4000_a_Detail_02_red.jpg]

[Bild: 4000_innen_a_red.jpg]

Motor, Motorsteuerung und Endstufe noch orginal
[Bild: 4000_org_red.jpg]

Umbaukit verbaut (Motor, Motorsteuerung und Endstufe vom 4000-L)
[Bild: 4000_mod_red.jpg]

Wieder einmal tat Abhilfe dringend Not. Musikersatz mußte her, um die langen Standzeiten zu
überbrücken. Grübel, grübel...
Dannn die (einzig) logische Idee! Ein zweites 4000 Report mußte her. Dieses Mal bekam ich das
Geld schneller zusammen (nein, das Report war zwischenzeitlich nicht billiger geworden!). Und
ich kaufte (ohne Wissen meiner Eltern - einen Vorteil mußte mein häufiges Erscheinen bei der
UHER NL ja haben) das Nachfolgemodell 4000-S. Leider hatte es immer noch diesen unsäglichen
Bürstenmotor. Das 4000 und das 4000-S gaben sich für eine Weile bei UHER quasi die Klinke in
die Hand. Bis der blöde Motor nicht mehr lieferbar war (ich habe ihm keine Träne nachgeweint)
und ich das "modernere" 4000-S mittels 4000-L-Umbau-Kit für teures Geld (xxDM) umrüsten lies.
Mein erstes 4000 verblieb aus Kostengründen damals im O.-Zustand und wurde nur noch zum
Überspielen von Bändern benutzt. Die "Hauptlast" meiner ständigen mobilen Musikberieselung
trug nun das 4000-S. Aber das ist eine andere Geschichte.

"Wie ging es mit dem ersten 4000 weiter?", ist vielleicht Eure Frage.

Es wurde zum Bänder kopieren/überspielen verdammt. Nachzutragen ist noch, daß ich mittler-
weile erneut die Geschwindigkeit verdoppelte. 9,5cm/s war das Maß der Dinge. Es gab ja in-
zwischen außer den teuren Markenbändern auch günstigeres Bandmaterial zu erstehen
(Neckermann, Quelle und vor allem Nadler´s Ramschbänder).
Bis ein neuer "Tonbandstern" an meinem Musikhimmel aufging. Mitte 1965 kaufte ich mein erstes
Heim-TB, ein UHER 784E. Da war das 4000 nur noch eiserne Reserve. Einen Verkauf zog ich
nie in Betracht. Es blieb (ebenso das 4000-S), während das 784E einem Variocord 263 weichen
mußte (mein einziger Fehlkauf!). Wenn ich auch später die CC favorisierte und noch später die
nachrückende CD, an den beiden Report hielt ich eisern fest (ohne sie über viele Jahre zu nutzen).
Erst Mitte der 90iger Jahre, als ich mein erstes ASC 6000 kaufte, holte ich die beiden Report
aus ihrem Dornröschenschlaf. Beide liefen auf Anhieb! Und die bevorzugte Bandgeschwindigkeit
orientierte sich jetzt an dem AS6004-S, das mit 19cm/s neues Bandmaterial frißt.
Heute bin ich froh, daß mein Ur-4000 noch den orginal Motor im Leibe hat und ich es immer gut
behandelt habe. Es steht immer noch gut da und hat inzwischen eine schöne Patina. Die An-
triebsriemen habe ich übrigens erst in 2010 gewechselt. Abgesehen von den Motorwechseleien
der einzige Verschleiß.

Parallel zur "deutschen Report" gab es damals noch das "Export-Report" mit abweichender Be-
schriftung und anderen Kleinigkeiten.

[Bild: 4000_diff_02_red.jpg]

[Bild: 4000_diff_03_red.jpg]

Nachsatz:
Leider sind Rechnung und Garantieurkunde in den Wirren diverser privater Geschehnisse verloren
gegangen. Die BDA fand sich nach mehr als 30 Jahren in einer versteckten Ritze meines antiken
Sekretärs wieder. Denn ebenfalls verlorenen Schaltplan konnte ich bei 3-2-1 nachkaufen. Die ersten
SONNENSCHEIN Dryfit-Akku´s sind, nachdem sie defekt waren, auf dem Wertstoffhof gelandet.
Dazu noch ein Bericht über eine Lehrstunde, die mir das Leben gab:
Die Netzteile 880 und Z111 hatten eine Automatik-Ladefunktion. Zum Laden eines Bleiakkus mußte
das NT über K713 extern an das Report angeschlossen werden und der kleine blaue Pinökel ge-
drückt werden. Wenn dann der Akku geladen war, sprang der Pinökel raus und das NT ging in
Erhaltungsladung. Nun hatten diese Dryfit-Akku die Angewohnheit, im laufe der Zeit immer weniger
Kapazität zu haben. Folge war, das der Akku zu "Unzeiten" leer war und kein Ersatz zur Hand
(schließlich kostete so ein Akku stolze 36DM.) war. Monozellen waren keine wirkliche Alternative.
Ebenfalls für die kurze Lebensdauer relativ teuer und nicht auslaufsicher (im Freundeskreis gab es
wahre Horrorszenarien mit vergessenen und ausgelaufenen Batterien).
Da kam ich auf die Idee, diese "dösige Automatik zu überlisten". Einfach den Pinökel mit einem
schweren Gegenstand beschweren, dann kann er ja nicht raushucken. Mann, wat clever! Mein
Glück war, daß ich (aus welchem Umstand auch immer) den Akku draußen hatte und mit 2 Strippen
die Verbindung zum NT hergestellt hatte. So konnte das NT laden, und laden, und laden - bis der
Akku dicke Backen machte und unbrauchbar war. So war noch schneller ein neuer Akku fällig!
Immerhin blieb das 4000 verschont...

Das sind in groben Zügen meine Erlebnisse mit meinem ersten UHER 4000 Report. Was ich hier
an Ereignissen vergaß, wird im Bericht über das "Zweitgerät" 4000-S Berücksichtigung finden.


Grüße
Wolfgang
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[Kein Betreff] - von cisumgolana - 30.07.2011, 14:03
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