Frage Kopfeinstellung Uher SG630
#6
Lieber Markus,

es sieht so aus, als ob manches bislang angesprochene ein wenig detaillierter betrachtet werden sollte:

Zunächst gilt das für die Nomenklatur. Ich vermute, dass du unter Spurlage die Spaltsenkrechtstellung verstehst, weil die Justage der Spurlage (also die vertikale Positionierung der Spuren auf dem Band) keine Einflüsse auf den erzielbaren Frequenzgang ausübt.

Dann zum Procedere:
Die Spaltsenkrechtstellung lässt sich in der Tat nur mit einem Bezugsband oder speziellen Tricks prüfen, die aber ihrerseits eminent zeitraubend und auch nur von begrenzter Genauigkeit, bei niedrigen Bandgeschwindigkeiten gar nicht zu nützen sind. Ansonsten unterscheiden sich die optimalen Spaltsenkrechtstellungen bei verschiedenen Bandgeschwindigkeiten aber durchaus, weshalb gerade die Hersteller professioneller Bandgeräte empfahlen, diese Einstellung bei einer mittleren Bandgeschwindigkeit durchzuführen. Martin möge mir diese Feststellung nachsehen.

Ich entstamme der klassischen Zeit zweier Bandgeschwindigkeiten und habe infolgedessen meinen Geräten immer jeden Weg geebnet, ihre qualitativen Möglichkeiten unbeschränkt auszufahren, und deshalb nie Kompromisse zugunsten der niedrigeren Geschwindigkeiten geschlossen. Die langsamere Bandgeschwindigkeit fiel dabei daher etwas 'hinten herunter'. Auch und gerae bei den später kommendne Bandgeräten mit drei Geschwindigkeiten (ohne Reibräder ...).

Du hast nun wahrscheinlich beide Köpfe auf gemeinsame Spaltlage gebracht, was durchaus bedeuten kann, dass nun beide daneben liegen, weil ja offenbar kein Messnormal vom Typ 'Bezugsband' verwendet wurde. Am vorteilhaftesten lässt sich bei stereofonen Geräten die Spaltlage mit einem X/Y-Oszilloskop einstellen, dessen ‚’Phasenverhalten’ von X- und Y-Eingang bekannt ist.

Zum Procedere II:
Schließlich kann ich nicht ausschließen, dass du dein SG 630 bei Vollpegel (zumindest aber 0 VU) hinsichtlich des Frequenzganges überprüft hast. Dies ist nicht artgerecht, weil infolge der starken Frequenzkorrekturen namentlich während der Aufnahme die Bänder, ja sogar die Korrekturverstärker über den Höhenbereich hin übersteuert werden können. Dies führt zwangsläufig zu Fehlmagnetisierungen des Bandes mit allen möglichen "Artefakten" (ohne dass das etwas mit "Kunst" zu tun hätte) und damit zu fehlerhaften Ergebnissen. Namentlich bei niedrigeren Bandgeschwindigkeiten (also 19 cm und darunter) müssen Frequenzgänge auf jeden Fall bei -20 dB, ja -20 VU (also ca 26 dB unter nomineller Vollaussteuerung) gemessen werden.

Generell:
Bezugsbänder sind ein Kapitel für sich, für das nicht nur die 'normale' Sorgfalt eines professionell Tonaufnehmenden, sondern auch so mancher Gerätetyp nicht mehr zureicht. Es ist nicht untypisch, dass die Bezugsbandler der AGAF-BASF-EMTEC sich Schritt für Schritt der A80 entgegenrobbten, und -auch für Cassettenbezugsbänder, das Laufwerk der A80 bewältigte das!- die Anfertigung des gesamten Bezugsbandmateriales über diesen Maschinentyp laufen ließen. Mit welch' abenteuerlichen Ver- und Erfahrungen man dabei die Fehler geradezu verzweifelt 0,2-dB-weise aus der Aufzeichnung klopfte, ist heute Geschichte, selbst wenn diese noch abgefragt werden kann. Die sehr hohe Konstanz in der Fertigung ist unter Allgemeinbedingungen auch nicht einzuhalten.

Man garantierte in München zuletzt

Spaltstellungsgenauigkeit ± 1°,
Frequenzgang 20 Hz - 10 kHz ± 0,5 dB, 10-20 kHz ± 1 dB,
absoluter Bandfluss ± 3 %,
Bandgeschwindigkeit ± 0,1 %,

wozu alle Fehler hinzugeschlagen werden müssen, die durch die Wiedergabe bedingt sind.

Die Grenzen sind also sichtbar, weil das Messnormal nur mit größerer Sorgfalt, nicht aber nach der üblichen Definition analoger Messgeräte herzustellen ist, im interessierenden Messbereich das Messgerät mit der 10-fachen Auflösung auszulegen. Dies ist beim Magnetband nicht möglich, weil Erstellungs- und zu prüfendes Gerät exakt dieselben Prozesse nützen.

Hans-Joachim
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