ABE WG 30 (Vollmer) Zu was wurde diese Maschine benutzt?
#34
Die Diskussion oben verrät gewisse schiefe Sichten auf Kompandertechnologien, die bei allen einschlägigen Systemen aber mehr oder minder gleich sind.

Prinzipiell wird nur ein Prozessor benötigt, um einen Systemkanal (z. B. links oder rechts) in den Aufnahme- oder Wiedergabeprozess zu versetzen. Der Witz besteht darin, dass im Aufnahmeprozess das vom Prozessor behandelte Signal zum Originalsignal addiert und im Wiedergabeprozess vom Originalsignal subtrahiert wird. Am Prozessor selbst wird nichts geändert, er wird nur im einen Fall über eine Additions-, im anderen über eine Subtraktionsstufe tätig.

Das WG-Dingsda hat im vorliegenden Fall sicher eine ganz normale Telcom-Karte, aber möglicherweise allein die Subtraktionsstufe als Peripherie. Ich schließe aber nicht aus, dass dennoch ein vollständiges Telcom mit Additions- und Subtraktionsstufe da ist, wobei dann lediglich die Umschaltmöglichkeit eingespart wurde, weil dies damals für Vollmer am billigsten zu realisieren war; ich weiß dies aber nicht.

Telcom realisiert aus dem Stand mehr als Dolby SR, dessen Entwicklung es auslöste. Der Dynamikgewinn lag bei 34 dB, die Restgeräuschunterdrückung bei 28 dB. Die weiteren sechs dB gen 34 dB rührten daher, dass der Aussteuerungsbereich über den Bezugspegel hinaus ebenfalls im Verhältnis 1:1,5 (dB-lineare, also im Gegensatz zu Dolbys Prinzip gerade Steigung der Systemkennlinie) angehoben werden konnte, ohne dass der Klirrfaktor unzulässig anwuchs, weil das Telcom auch hier die Aussteuerung komprimiert und erst bei der Wiedergabe wieder expandiert.

Telcoms tauchen dauernd auf und lassen sich weitgehend problemlos in bestehende Anlagen integrieren, zumal man sie abschalten kann, bei bestimmten Versionen sogar eine automatische Relaisüberbrückung existiert, die bei betriebsspannungsfreiem Telcom dieses komplett überbrückt. Ersatzteile sind erst dann ein Problem, wenn keine 4136 mehr erhältlich sein sollte, denn ein OpAmp-Grab ist das Telcom unzweifelhaft.
Will man eine echte Hinterbandkontrolle realisieren, sind natürlich vier Züge notwendig, die teilweise in einem Einschub geliefert wurden. Sollte weiterhin als Peripherie im Liebhaberheim eine unsymmetrische Anlage versorgt werden, empfiehlt es sich zur Vermeidung vermeidbarer Desymmetrierungsprobleme, darauf Bedacht zu nehmen, dass man eine komplett (Eingang und Ausgang) trafogekoppelte Version erhält. Frühe Telcoms waren ab Werk offenbar grundsätzlich trafolos mit sehr simpler elektronischer Symmetrierung geliefert worden, sind heute also potenzielle Problemlieferanten. Schließlich muss man für die Verwendung an halbwegs geeignetem Amateurgerät daran denken, dass der Telcom-Eingangwiderstand in professionell niedrigen Bereichen (8 kOhm) liegt, man also vielleicht gut daran tut, ein Anpassverstärkerle aufzubauen oder aber beim Bandgerät einen geeigneten Kopfhörerausgang für die Annsteuerung des Expanders zu verwenden.

Prinzipiell macht ein Telcom, das letztlich als Teil des Bandgerätes anzusprechen ist, aber nur in Ausnahmefällen in dieses eingebaut wurde, 'an sich' ungleich weniger Probleme als ein Dolby A, dessen betriebsnotwendige, exakte Einrichtung (± 1 dB sollten auf jeden Fall eingehalten werden) Umsicht voraussetzt.

Ich habe in historischen Tagen eine G36HS, deren mit 5 kOhm zu hochohmiger Ausgang und einer Vollaussteuerungsspannung von etwa 1,1 V bei 514 nWb/m einen Anpassverstärker mit niederohmigem Ausgang erfordert, am Dolby A und an Telcom betrieben. 'Gehen tut' das tadellos, und das Ergebnis ist auch verblüffend, denn selbst das Bandrauschen von Methusalems ist kein Thema, solange sich deren Betrieb an Kompandern lohnt. Nicht wenige Röhren-M5 liefen in ihrem Leben noch an Telcoms...

All dies gilt generell nur dann, wenn man in der Lage ist, seinen Maschinenbestand ordentlich einzumessen. Geht das nicht, lässt man besser die Finger von Kompandern, weil sich Einmessmängel (also allemal Frequenzgangnichtlinearitäten) um den Kompressionsgrad verschärfen. Bei Dolby A kommt dann ohnehin noch allerlei weiterer Zirkus dazu, wozu nicht nur die Sensitivität für Abweichungen in der Ansteuerspannung des Prozessors gehört. Es reicht aber in der lebendigen Praxis schon, wenn bei Telcom aus einer Frequenzganglinearitätsabweichung von 3 dB 4,5 dB, oder aus 4 dB -mir nichts dir nichts- 6 dB werden können, nur weil die Maschine nicht so tut, wie sie kann.

Hans-Joachim
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