Vollmer HTG6?
#6
Lieber Frank,

vor deiner Haustür gibt es noch einen anderen Grandseigneur der Tonszene, dessen Nachkommen in Ludwigsburg noch immer das vom Vater in den späten 1940ern begründete Tonstudio B. betreiben. Der Vater, R. B., ging aus einer Schreinerei hervor, die für Vollmer die Kabinette seiner Maschinen fertigte, sofern diese gefragt waren. Vom Ableben des guten und nun hochbetagten R. B. ist mir bis heute nichts bekannt geworden, weshalb -wenn schon der Vollmer-Bub nicht spuren möchte- vielleicht ein Besuch in Möglingen mög-liche Hilfe bereitstellen könnte. Ich meine mich zu erinnern, dass er dort in einer Straße wohne, die nach einem österreichischen Dichter rustikaler Herkunft aber ausgefeilter Sprache benannt sei. Na ja, wenn man sich vergegenwärtigt, was auf dem Hohenasperg und zu Marbach schon mal los war...

Ich sehe aber auch an deinen neueren Fotos einiges, denn dein Kopfträger sieht dem meinen, oben angesprochenen in der Tat 'runtergerissen' ähnlich. Das gilt für die Pertinaxplatte mit den zwei mal zwei aufgenieteten Lötösen ebenso wie die Konstruktion beider Köpfe von RRG-Typ. Die Pertinaxplatte ist bei mir übrigens an zwei senkrecht stehenden Nasen des Gussträgers angeschraubt, was ich auch an deinem ersten Foto zu erkennen und erschließen zu dürfen meine. Die Anlage zur Taumelung des Tonkopfes folgt bei dir 'verschnittweise' dem Patent Ernst Köpplers, das mit einer Zentralschraube durch den Kopf und einer schräg geschliffenen Drehplatte auskam, die man unter dem Messmikroskop verdrehte (so wurde damals ausschließlich eingestellt, das Taumeln am laufenden Bezugsband war noch unüblich), womit der Kopf in allen erforderlichen Richtungen über nur eine Einrichtung zu justieren war. Ich wiederhole: Am Messmikroskop. Friedrich erzählte mir einmal en passant, dass dies nach der Aussage 'betroffener' Justeure ein ziemliches Theater gewesen sei, weil der Kopf natürlich nach Anziehen der Zentralschraube allzuleicht wieder irgendwo, aber nicht etwa richtig stand.

Deine Einrichtung sieht nun nicht exakt nach Köpplers Patent DE 712825 aus, weil Köppler die Drehplatte eigentlich direkt unter dem Tonkopf anordnet, während sie bei dir, möglicherweise durch die Gussform des Träger bedingt, zwischen Kopfträger und eine etwas handfest aussehende Kopfträgerplatte eingeklemmt wird. Mein vergleichbarer Kopfträger verfügt weder über die Ausarbeitung deines Trägers unter dem Tonkopf, noch besitzt er irgendeine Taumeleinrichtung. Unter dem Kopf liegt eine 2,5 mm starke Messingplatte, zwischen der und dem Gusskopfträger eine etwa 0,5 mm starke Eisenplatte angeordnet ist. Beide Platten sind mit derselben silbernen Originalfarbe lackiert wie das Kopfabschirmgehäuse, dürften also aus derselben Zeit stammen.

Ich besitze auch einen K4-Kopfträger der Gleichstrom-Zeit im sehr seltenen Originalzustand, der die Köpplersche Justageeinrichtung (und den alten Gleichstrom-Löschkopf in seinen beachtlichen Dimensionen) bewahrt hat. Sollten morgen die Beleuchtungsverhältnisse halbwegs tolerabel sein, könnte ich beide Träger einmal vor die Kamera legen. Dabei müsste dann wohl auch für andere deutlich werden, dass die beiden Zweikopfanlagen miteinander zu tun haben müssen und damit auf eine 'Serie aus wenigstens zwei Geräten' hinweisen. Die Bandführungen sind zwar nicht ganz identischer Bauart -deine Führung am Auslauf des Tonkopfes erhielt ein stark vergrößertes, kegelstumpfartiges Unterteil, während bei mir ein Bandführungsblech die Aufgabe übernimmt, ein heruntergefallenes, lockeres Band auf den Pfad der Tugend zurückzuführen-, die grundsätzlichen Ideen sind aber in beiden Fällen gleich.
Mein Kopfträger tat dann (unter Umständen nach der AEG-Verwendung noch) Dienst auf einer anderen Maschine, deren Andruckrollenarm nicht wie bis K8/T8 in die Deckplatte eingesenkt war, sondern obenauf saß. Dies führte zu weiteren Veränderungen am Träger, die sichtlich mit allerhand Feil- (also nicht Fräs-)arbeiten einhergingen. Doch dürfte das hier nicht weiter interessieren.

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 01.01.2008, 15:32
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