Klangunterschiede, zeitlich/historisch gesehen
#2
Hallo Thommy,

Du sprichst hier mehrere Punkte an, die ja immer gerne & heiss diskutiert
werden. An dem Standpunkt, die heimische Audio-Anlage den persönl.
Bedürfnissen anzupassen und nicht jedem Hype nachzurennen ist nichts
auszusetzen.

Zum gerne gemachten Vergleich LP/CD hier meine Ansicht: in sehr vielen
Fällen klingt die CD etwas gefälliger als die LP, weil eben auch unendlich
viele schrottige Nach-Nach-Nach-Pressungen gemacht worden sind und
diese gerade gegen Ende der Vinyl-Ära auf den Markt kamen. Das heisst
aber nicht, dass es keine LPs gibt/gegeben hat, die der
gleichen Veröffentlichung auf CD nicht klanglich überlegen gewesen
sind. Da aber eben sehr viele Konsumenten irgendwann einmal ihre
Lieblings-LPs ( in Jugendjahren vom Taschengeld erspart, billige Pressung
gekauft, auf 200 Parties totgenudelt... ...ich schreibe da aus persönl.
gemachter Erfahrung) als CD nachgekauft haben, hat sich da natürlich ein
erfreutes "oh" & "aaah" eingestellt - so wurde die Mähr der absoluten
Überlegenheit der CD geboren (...den Rest besorgt die Werbung).

Dass das Potenzial einer CD höher ist, als das einer
LP stimmt also nur in einigen Belangen - klanglich muss das Potenzial
nicht unbedingt höher sein (und ist es auch nicht). Aber für den
"Otto-Normalo" ist es eben aus dem oben genannten Grund oftmals
doch das "bessere" Medium. Die horrend hohe Anzahl an wirklich
(klanglich) schlechten CD-"Pressungen" wird von den meisten
mangels Vergleichsmöglichkeit gar nicht wahr genommen. Wie sollen
sie auch: haben sie doch nur die totgenudelte Billig-LP im Schrank - da
hält auch eine miese CD einem Vergleich locker stand.

Nun sprichst Du Deine Vorliebe zu der Authentizität der 60er und 70er
Jahre Rockmusik an und ob es sich lohne, hier in die Wiedergabekette
so viel Geld reinzustecken. Wenn Du den guten alten Muddy Waters
so original (bzw. authentisch) wie mögl. hören willst, dann braucht`s
sicher nicht viel Aufwand. (Obwohl es auch schon vor 40 Jahren exzellente
Vinylpressungen gegeben hat, die mehr drauf hatten als zeitgenössische
Anlagen je hätten wiedergeben können. Nur waren diese Tonträger sehr
selten und meist der E-Musik vorbehalten. Für die U-Musik und zu der
gehört nunmal per Definition auch unser geliebter 60er-Jahre-Rock musste
eben Billigeres herhalten.)

Heute im Zeitalter der "computergestützen Manipulation" Wink ist es
natürlich möglich, die Bessie Smith in einem nie gekannten audiohilen
Glanz zu präsentieren. Und genau das tun die von Dir als "Audiophile"
bezeichneten Leute: sie besorgen sich von Ihren Idolen digital nachbear-
beitete CDs (oder LPs) (...das sind vielfach die in Zeitschriften
beworbenen audiophilen Schätzchen kleinerer Labels...) und geniessen
Sgt. Pepper & Co. auf eine eigene, neue Weise. Das hat sicher nicht die
Authentizität des original Sounds von Anno-dazumal aber es klingt (auch)
gut (eben "reiner" und "brillianter"...) und ist nicht minder
reizvoll. Man muss sich nur drauf einlassen wollen. Das ist halt Musikgenuss
von einer anderen Warte und rückt die "olle Stones-Scheibe" aus dem
Bereich der Ferro-Kassette wieder etwas in Richtung Studio-Band (um
Deinen schönen Vergl. hier mal zu verwenden...)

Du siehst also - auf jeden Pott passt ein Deckel.

Gruss


edit: dem "Elvis" klangoptimiert die "Verzerrungen" auszutreiben, ist
übrigens heute kein Problem.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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[Kein Betreff] - von Thommy74 - 29.07.2007, 19:04
[Kein Betreff] - von PeZett - 29.07.2007, 20:16
[Kein Betreff] - von Lego - 29.07.2007, 22:32
[Kein Betreff] - von Thommy74 - 30.07.2007, 08:41
[Kein Betreff] - von PeZett - 30.07.2007, 09:34

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