AS 5000 Probleme mit Capstanmotor
#8
Hi Roland und Interessierte sowie Bastler!

In meiner Gerätevorstellung der ASC_AS5002 hatte ich schon einige Anmerkungen zum Thema Tonmotor geschrieben.

Das zerlegen des Tonmotors ist ohne einen Tontalschaden des Motors zu riskieren nahezu unmöglich. Es setzt geeignetes Werkzeug zwingend voraus!
Es werden mindestens eine spezieller Abzieher und ein Schlagdorn max. im Durchmesser der Antriebswelle benötigt.

Im Jahr 2005 hatte sich unser geschätzter Forumskollege Allard Roose damit beschäftigt und dieses Erfahrung in "Roberts Gallery der Tonband und Kino-Freunde" unter "Reparaturtipps" dokumentiert.

Mit seiner freundlichen Erlaubnis, ist es mir erlaubt diese Dokumentation hier einstellen.


Zitat:Allard Roose postete

Teil 1)
ASC: Antriebsprobleme
Für alle, die auch ASC- Maschinen besitzen, deren Capstanmotoren nicht mehr funktionieren möchte ich meine Erfahrungen an dieser Stelle mitteilen:
Bei der ASC 5000 und 6000- Serie sind die Capstanwellen über einen Riemen mit einem vierpoligen Motor, der über Hallkommutierung verfügt, angetrieben. Die Hallsensoren geben über die Lage des Rotors Auskunft und ermöglichen somit einfach die Statorspulen anzusteuern.
Anbei findet Ihr zwei Bilder, die unter der Galerie abgelegt sind. Sie zeigen die Schaltbilder der Motorsteuerplatine. Bei der 6000er Version befindet sich unten rechts im Bild nur eine Schaltung, die Auskunft darüber gibt, ob die Nenndrehzahl erreicht ist. Diese Schaltung ist aber für die Ansteuerung des Motors unerheblich. Insofern stimmen die Ansteuerschaltungen nahezu überein. Bei dem Ersatzteil, das ich von Frank erhalten habe, ist der Leistungsteil vom Steuerteil getrennt. D.h. die Schaltung ist auf 2 verschiedenen Platinen lokalisiert. Die Trennung erfolgt vor dem Widerstand R707.
Zuerst möchte ich kurz erklären, wie ich die Schaltung verstanden habe:
Das Ganze funktioniert als eine Oszillatorschaltung, in die die Wicklungen des Motors integriert sind. Die Schwingungsfrequenz wird durch Widerstände und Kondensatoren bestimmt, die je nach Bandgeschwindigkeit umgeschaltet werden. Die Spannung der Oszillation wird über die Transistoren T706 und T705 bzw. T1306 und 1305 verstärkt, dann über einen 100 Ohm- Trimmer symmetrisch verteilt. Danach werden über die Hallsensoren die Treibertransistoren BD 135 angesteuert, die dann den Erregerstrom für die Spulen bereitstellen. Die Zenerdioden D705 / D706 bzw. 1305/1306 haben, wie beim Wien- Brückenoszillator, die Aufgabe die Spannungen zu stabilisieren.
Wird der Motor abgebremst, bzw. befindet sich nicht auf der Drehzahl, die der Schwingung entspricht, verändert sich die Spannung am Emitter des Transistors T705 bzw. T1305. Bei der 6000er- Maschine wird die Abweichung der Spannung verwendet, um über eine Komperatorschaltung (das ist der Schaltungsteil unten rechts im Plan) die Segmentanzeige des Bandzählwerks abzuschalten.
Nur zur Fehlersuche:
Wenn der Motor nicht läuft, ist nach Aussage eines Technikers in den meisten Fällen der 100- Ohm- Trimmer R703 bzw R1303 schuld. Wenn man hier (in stromlosen Zustand) keinen Widerstand mehr an den Anschlußbeinchen mißt, ist dieser auszuwechseln. Wenn dies nicht der Grund ist, sollte man als nächstes checken, ob die Wicklungen O.K. sind. Ich habe hier (im ausgelöteten Zustand) ca. 42 Ohm gemessen. Man kann aber auch an jeweils einen Kollektor die Versorgungsspannung legen und so ein Polrucken verursachen. Wenn sich bei einer Wicklung nichts tut, sieht es schlecht aus.
Wenn dies erfolgreich war, sollte man versuchen mit einem Digitalvoltmeter die Spannungen zu ermitteln, die ich in den Schaltungen angegeben habe. Mißt man an einem Transistor nicht eine ähnliche Spannung, so steht dieser natürlich auf der Verdächtigenliste. Am besten lötet man ihn aus und mißt ihn extern durch. Bei defektem Transistor diesen erneuern.
Zum Schluß noch ein Tip: Besser ist es für diese Art der Fehlersuche den Motor aus der Maschine zu entfernen und extern an eine Stromquelle anschließen. Die Anwahl der Bandgeschwindigkeit kann man durch das Überbrücken der entsprechenden Anschlußpunkten realisieren (am einfachsten )

Teil 2)

Hallo liebe Tonbandfreunde,

anbei findet Ihr einige Tips und Bilder, die vielleicht weiterhelfen können einen ASC 6000- Motor zu renovieren.
Wenn man sicher ist, daß es sich um einen mechanischen Defekt (wie z.B. einen Lagerschaden) handelt, muß man sich die Innereien des Motors ansehen.
Nachdem man den Motor aus der Platine ausgelötet hat, steht er wie in nachfolgendem Bild


[Bild: AR_Riemenscheibe.jpg]

gezeigt vor einem.
Nun gilt es zuerst die Riemenscheibe abzunehmen. Diese ist leider eingepreßt. Aber wenn man den empfindlichen Motor mit einem geschlitzen Sperrholzbrettchen (das man zwischen Motor und Riemenscheibe schiebt) schützt, kann man unter Zuhilfenahme eines Heißluftföhns und etwas Kältespray (aus dem Elektronikladen) die Riemenscheibe erhitzen und mit dem aufgestecktem Röhrchen die Achse (im Loch der Riemenscheibe) innen abkühlen. Dies muß jedoch sehr sorgfältig erfolgen, da einige Teile des Motors temperaturempfindlich sind. Deshalb nur kurz aufheizen, dann der Achse einen kleinen Schuß Kältespray gönnen und dann mit zwei breiten Schraubenzieherklingen versuchen, die Riemenscheibe abzuhebeln. Man darf nicht zuviel Gewalt anwenden, weil ansonsten die Achse verbiegt (oder sogar , wie im vorliegenden Fall, abbricht).
Wenn dies geschafft ist, hat man den kritischsten Teil überwunden.
Anschließend kann man den Motor mit einer feinen, scharfen Schraubenzieherklinge an den Einpreßstellen leicht aufbiegen und dann das Kopfteil abziehen.


[Bild: AR_Motor_oeffnen.jpg]


[Bild: AR_Motor_offen_01.jpg]


Im Kopfteil befindet sich das mit einer Haltefeder fixierte Sinter-Gleitlager.


[Bild: AR_Lager_oben.jpg]


Muß man an den hinteren Teil des Motors, so sind auch dort die Einpreßstellen leicht aufzubiegen. Das Fußteil kann man aber nicht direkt abziehen, da dort die Wicklungen des Stators angelötet sind. Deshalb muß man, wenn das hintere Teil locker ist, den Stator von vorne durch das Gehäuse schieben.
Anschließend hat man das Fußteil, sowie den Stator aus dem Motor entfernt. Die Orientierung von Stator und Fußteil ist für die Kummutierung sehr wichtig und sollten beide vor dem Herausschieben am Motorgehäuse gekennzeichnet werden.


[Bild: AR_Rotorwicklung.jpg]

Im Bild sieht man die Teile vor sich liegen. Die Hallelemente, die mit einem Klebeband „geschützt“ sind, habe ich einmal freigelegt, um sie genauer zu zeigen. Leider befindet sich keine Beschriftung auf den Teilen. Bei einem Nichtfunktionieren dieser Elemente kann man also nur schauen, ob ein Anschlußblech abgelöst ist, das man vielleicht löten kann.
Vielleicht kann ich die Dinger einmal ausmessen. Allerdings ist mir noch nicht klar wie, denn dazu bräuchte ich zumindest einen Vergleich.
Nach dem Zusammenbau kann man die (leicht) aufgebogenen Stellen wieder zusammenbiegen.
Ob der Motor dann wieder funktioniert, hängt wohl vom Geschick des Bastlers ab. In Ermangelung eines nur leicht defekten Motors kann ich es leider nicht ausprobieren. Aber wenn es die letzte Rettung ist, kann ein Versuch ja nicht schaden.
Hier möchte ich von meiner Seite noch ein Paar Abbildungen hinzufügen und diese etwas kommentieren.

Zunächst zum Vergleich der Tonmotor einer Braun TG1000, welcher identisch dem Tonmotor einer AS5000 einschliesslich dem Riemenscheibendurchmesser ist.


[Bild: TG1000_Tonmotor_vorne_0712.jpg]


[Bild: TG1000_Tonmotor_hinten_0713.jpg]


Das Achsspiel wird an beiden Motoren an gleicher Stelle justiert, die Schraube sitzt etwas verborgen in einer Wachsfixierung, welche durch einen Schlitzschraubendreher leicht durchwandern läßt bzw. den Wachs entfernen läßt


[Bild: AS5000_Tonmotor_hinten_0710.jpg]



[Bild: Lagerschraube_0714.jpg]


Hier noch das Gesamtbild des Tonwellantriebsblock an dem auch der Tonkopfträger montiert wird.


[Bild: AS5000_Antrieb_hinten_0717.jpg]



[Bild: AS5000_Antrieb_oben_0715.jpg]


Ich hoffe die Dokumentation kann so hilfreich sein.

Gruß

Thomas
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