Revox G36: Löschkopf wird heiss
#5
Lieber Thomas,

die ergangenen Hinweise bringen uns schon in die richtige Umgebung, weshalb ich mir auch das Neuaufwärmen der Witze aus dem genannten Thread ersparen kann, die allein so witzig nicht sind, weil eben zum Löschen eines Bandes durchaus Dampf und dennoch hochpermeable Kopfbleche erforderlich sind.

Warm wird der Löschkopf allemal, muss er werden, weil ja Verluste auftreten. Sollte allerdings Gefahr für das Band bestehen, liegen wir oberhalb der Toleranzschwelle. Verwunderlich ist lediglich, dass das bei zwei individuellen Gerätepersönlichkeiten jeweils unterschiedlicher Bauform in identischer Weise geschehen soll. Der Löschkopf meiner G36HS(MKII) wird nach eben erfolgter Prüfung zur Verifikation meiner Uralterinnerungen gut handwarm, was vielleicht unter stundenlanger Dauererwärmung bei Langzeitaufnahmen noch etwas ansteigt, sicher aber nicht bis zur Schmerzgrenze meiner Kleinfingerkuppe.

Die C36 ist nicht unbedingt ein Vergleichsmaßstab, weil sie eine etwas andere Schaltung des Löschoszillators besitzt, die den spezifischen Gefahren desjenigen der G36, auf die ich gleich noch zu sprechen komme, nicht direkt unterliegt.

Welche G36 hast du, 9,5/19, 19/38, MKI oder MKII (bitte Seriennumern, siehe letzten Absatz!)? Lässt sich die deutliche Erwärmung im Stereobetrieb und Monobetrieb beobachten oder nur in einem der beiden Betriebszustände?

Funktioniert die Aufnahme deiner Geräte wirklich einwandfrei? Eine G36 mit ordentlichen Köpfen steht der A77 in fast nichts nach, man kann also etwas erwarten. "So naja", gibt es da nicht. Tun sie also ansonsten oder rauschen sie bei der Aufnahme, und/oder hast du eine deutlich verzerrte Aufnahme?

Vermutlich fließt ein zu hoher Strom durch deinen Löschkopf, wobei wir nicht wissen, ob dies Hochfrequenz oder Gleichstrom ist. Gleichstrom hätte dort (seit 18. April 1940) überhaupt nichts zu suchen und sollte sich in einem ungewöhnlichen Rauschen niederschlagen, wie man das von gleichstromvormagnetisierten Aufnahmen kennt (oder eben nicht...).

Dieser Gleichstrom könnte auf zwei Wegen zum Kopf kommen:

Schaden in der Oszillatorröhre (ECC82) -sehr unwahrscheinlich- oder
Primär-/Sekundärwicklungsschluss im Hf-Trafo, durch den die Anodenspannung Zugang zum Löschkopf erhielte.

Der Trafo müsste dann ersetzt werden. In beiden Fällen wären Aufnahme (durch unsaubere Hf) und sicher auch die Wiedergabe (durch remanente Gleichfeldmagnetisierung der Köpfe) sicher in hörbare Mitleidenschaft gezogen.

Den Gleichstrom müsste man am Löschkopf mit einem Oszilloskop nachweisen können. Nachdem diese dann erfolgende, zusätzliche Belastung der Anodenspannung durch den Löschkopf nicht ohne Auswirkung auf deren Höhe bleiben kann, dürften im genannten Fall am Punkt E der Schaltung (Netzteil) keine 195V= bei Vierspur und keine 215V= bei Halbspur gegen Gerätemasse zu messen sein. Bitte Vorsicht, man kann im geöffneten Gerät an allerhand Stellen einen derart geschleudert kriegen, dass man -notfalls endgültig- nicht mehr weiß (wissen muss), ob man Junge oder Mädchen ist. Also Vor- und Umsicht.

Fehlt jene Gleichspannung am Kopf, muss entweder die Hf-Spannung (unwahrscheinlicher) oder die Hf-Frequenz (das wäre der frühe RRG-Fall) zu hoch sein oder aber der Innenwiderstand des Kopfes zu gering, weil z. B. ein Windungsschluss des Kopfes vorliegt.

Mich beunruhigt aber das identische Auftreten dieses Phänomens bei zwei verschiedenen Geräten im Besitz ein und derselben Person. Das riecht dann doch etwas eigentümlich. Welche Netzspannung hast du? (Bitte beim potenziellen Nachmessen an die Jungen und Mädchen oben denken!!)

Einen weiteren Umstand sollten wir nicht vergessen: Revox hat offenbar (ich kenne das aber nur von späten HS-Geräten) gegen Ende der G36-Geschichte eine Änderung am Löschoszillator vorgenommen, die nur teilweise (eben bei den MKIIHS) in den Service-Handbüchern verzeichnet wurde. Man baute wohl einen anderen Hf-Trafo mit minimal veränderter Peripherie ein, als man auf Bruno Woelkes Löschkopf (Aussehen wie A77) umstieg. Dieser Löschkopf ist offensichtlich niederohmiger als der ursprünglich verbaute, töpfchenförmige Löschkopf, denn die bei 70-80 kHz ursprünglich 70 V betragende Hf-Amplitude wurde deutlich auf 14 (Zeichnungsangabe) - 17,5 Volt (meine Messung mit einem Selbstbaumillivoltmeter 1973...) abgesenkt.

Wenn bei dir also die Löschköpfe -aus welchem Grund auch immer- in unseren Tagen getauscht wurden und nun unverkennbar als jene Typen mit rotem Plastikgehäuse deinen Kopfträger zieren, darfst du -mit geeignetem Messgerät- nur eine Hf-Amplitude von weniger als 20 Volt an der Löschkopfwicklung messen. Solltest du auf 70 Volt kommen (und der Hf-Oszillator das schaffen), darf uns die Erwärmung deiner Köpfe nicht wundern, die zuvor nicht ganz sachgerecht ausgeführte Reparatur aber durchaus.

Hans-Joachim
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von TK 240 - 13.06.2007, 20:14
[Kein Betreff] - von GXNet - 13.06.2007, 20:41
[Kein Betreff] - von Agfa-Band - 13.06.2007, 21:13
[Kein Betreff] - von MichaelB - 13.06.2007, 21:44
[Kein Betreff] - von PhonoMax - 13.06.2007, 22:35
[Kein Betreff] - von TK 240 - 14.06.2007, 14:14
[Kein Betreff] - von PhonoMax - 14.06.2007, 16:42

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 6 Gast/Gäste