10.10.2004, 13:22
Lieber Michael,
(lieber Matthias),
deinen berechtigten Einwand, Michael, befürchtete ich; trotzdem war mir dies Zitat (Matth. 3,3) doch so 'plakativ' (und reizvoll), dass ich nicht daran vorübergehen konnte. Mir liegt es natürlich fern, euch in irgendeiner Weise am Zeuge zu flicken, aber sehr nah, meine teilweise endlosen Postings 'zu erklären', zu verteidigen, denn nicht immer und überall begegnete mir bezüglich dieser Länglichkeiten eine so geduldige Szene wie hier.
Ich habe nun die Tonaufnehmerei lange Jahre nach dem analogen Vefahren abgewickelt, weil es nichts anderes gab; dabei versucht man nun als Angehöriger der professionellen Szene, das Verfahren konsequent auszureizen, nachdem man über Studium und eigene -teilweise durchaus bittere- Erfahrungen dazu angehalten wurde.
Man lernte regelrecht 'schmerzhaft', dass diese Leistungsfähigkeit des Systems allein und vollständig von Einmessung (und natürlich Gerätezustand) abhängig ist. Man kommt daran einfach nicht vorbei, was für jeden gilt, der sich mit seinem Handwerk identifiziert und den Anspruch an sich selbst aus seinen Fertigkeiten definiert. So schielt man zwar durchaus auf den Kunden, will aber nach den eigenen Kriterien handwerklich unangreifbar sein.
Sollten wir uns irgendwo einmal kennenlernen können, wird wohl über den dann auftretenden 'Menschen dahinter' auch dieser Wunsch, dazu eine Wissensweitergabe zu organisieren, etwas verständlicher.
Die Freunde, Sammler, die dieser analogen Technik heute noch treu geblieben sind, würde ich als durchaus Versessene bezeichnen, von denen ein Teil konsequent auf die technologisch qualitativen Möglichkeiten der analogen Technik abhebt, ein anderer Teil aber auch davon völlig abweichende Sichten verfolgt. Man erkennt das ja an den Topoi der Diskussionen.
Solange ich allerdings die Hochwertigkeit des Analogverfahrens im Auge habe, muss ich in das oben skizzierte Boot (Einmessung, Gerätezustand) einsteigen, in dem die Analogprofis wenigstens intentionell schon immmer saßen.
Denke ich an andere Dinge (historische Entwicklung, Reflexion technikhistorischer Vorgänge, Freude an technisch extravaganten oder interessanten Lösungen, an nicht objektivierbare Klangereignisse etc. pp.), gilt das natürlich nur eingeschränkt.
Ich sehe mein eignes Denken primär im technikhistorischen Umfeld angesiedelt und seine Aufgabe darin, eine kritische (=urteilsfähige) Sicht auf meine Gegenwart aufrecht zu erhalten, die mit der Behauptung alberner Sachzwänge allzuschnell bei der Hand ist, wenn ihr der Horizont ausgeht. Da freut man sich dann am technisch durchaus gewöhnungsbedürftigen Ferrophon IIc (jetzt mit Vorverstärker) oder der K4 von 1944, denkt über die historischen Umgebungen nach.
Hören will ich das nicht, zumindest nicht, um darin meine berufliche Leistungsfähigkeit repräsentiert zu sehen, mein Ohr zufrieden zu stellen. So läuft meine K4 derzeit noch nicht einmal mechanisch, wird das aber in absehbarer Zeit tun.
Aktuell genützte Geräte jedoch werden von mir natürlich mit neuzeitlichen Qualitätsansprüchen betrachtet, weshalb ich sie so warte, als ob sie -wie 1981- eine LP hätten aufnehmen müssen. Dasselbe gilt, wenn ich verallgemeinernde Aussagen zur akustischen Leistungsfähigkeit z. B. von Bändern mache. Dann müssen anerkannte Regeln der Technik, Spezifikationen der zumeist nicht mehr existierenden Hersteller eingehalten werden. Grund: Siehe oben, auch ein Tonmeister bemüht sich um solides Handwerkszeug. Und dazu gehört eines, nämlich zu verstehen, was man tut. Das projiziere ich dann auch in andere, weil ein von diesen Sichten abweichendes Procedere für mich nicht vorstellbar ist.
Will ich selbst an technisch sinnvollen Grenzen höchstwertig sein, greife ich natürlich -ihr seht mir das sicher nach- zur digitalen Technik, wohl wissend, dass auch hier ganz eigene Probleme vorliegen, die ich aber häufig an ganz anderen Stellen ausmache, als das in den jeweiligen Szenen erfolgt, da meine Erfahrungswelt stark historisch und nicht nur von Phänomenen innerhalb meiner engsten Szene geprägt ist.---
All das sind Dinge, über man schriftlich diskutieren kann, aber mündlich diskutieren sollte, was sich sicher irgendwann einmal realisieren lässt. Und dann geht man halt auch einmal eine Revox A77 oder so etwas durch, hört in die Frühzeit der Tonaufzeichnung hinein, denn der sozial integrative Gedanke, der hinter gemeinschaftlichem Tun steht, gehört ja zweifellos zu den wichtigsten und schönsten Errungenschaften menschlichen Handelns.
Hans-Joachim
(lieber Matthias),
deinen berechtigten Einwand, Michael, befürchtete ich; trotzdem war mir dies Zitat (Matth. 3,3) doch so 'plakativ' (und reizvoll), dass ich nicht daran vorübergehen konnte. Mir liegt es natürlich fern, euch in irgendeiner Weise am Zeuge zu flicken, aber sehr nah, meine teilweise endlosen Postings 'zu erklären', zu verteidigen, denn nicht immer und überall begegnete mir bezüglich dieser Länglichkeiten eine so geduldige Szene wie hier.
Ich habe nun die Tonaufnehmerei lange Jahre nach dem analogen Vefahren abgewickelt, weil es nichts anderes gab; dabei versucht man nun als Angehöriger der professionellen Szene, das Verfahren konsequent auszureizen, nachdem man über Studium und eigene -teilweise durchaus bittere- Erfahrungen dazu angehalten wurde.
Man lernte regelrecht 'schmerzhaft', dass diese Leistungsfähigkeit des Systems allein und vollständig von Einmessung (und natürlich Gerätezustand) abhängig ist. Man kommt daran einfach nicht vorbei, was für jeden gilt, der sich mit seinem Handwerk identifiziert und den Anspruch an sich selbst aus seinen Fertigkeiten definiert. So schielt man zwar durchaus auf den Kunden, will aber nach den eigenen Kriterien handwerklich unangreifbar sein.
Sollten wir uns irgendwo einmal kennenlernen können, wird wohl über den dann auftretenden 'Menschen dahinter' auch dieser Wunsch, dazu eine Wissensweitergabe zu organisieren, etwas verständlicher.
Die Freunde, Sammler, die dieser analogen Technik heute noch treu geblieben sind, würde ich als durchaus Versessene bezeichnen, von denen ein Teil konsequent auf die technologisch qualitativen Möglichkeiten der analogen Technik abhebt, ein anderer Teil aber auch davon völlig abweichende Sichten verfolgt. Man erkennt das ja an den Topoi der Diskussionen.
Solange ich allerdings die Hochwertigkeit des Analogverfahrens im Auge habe, muss ich in das oben skizzierte Boot (Einmessung, Gerätezustand) einsteigen, in dem die Analogprofis wenigstens intentionell schon immmer saßen.
Denke ich an andere Dinge (historische Entwicklung, Reflexion technikhistorischer Vorgänge, Freude an technisch extravaganten oder interessanten Lösungen, an nicht objektivierbare Klangereignisse etc. pp.), gilt das natürlich nur eingeschränkt.
Ich sehe mein eignes Denken primär im technikhistorischen Umfeld angesiedelt und seine Aufgabe darin, eine kritische (=urteilsfähige) Sicht auf meine Gegenwart aufrecht zu erhalten, die mit der Behauptung alberner Sachzwänge allzuschnell bei der Hand ist, wenn ihr der Horizont ausgeht. Da freut man sich dann am technisch durchaus gewöhnungsbedürftigen Ferrophon IIc (jetzt mit Vorverstärker) oder der K4 von 1944, denkt über die historischen Umgebungen nach.
Hören will ich das nicht, zumindest nicht, um darin meine berufliche Leistungsfähigkeit repräsentiert zu sehen, mein Ohr zufrieden zu stellen. So läuft meine K4 derzeit noch nicht einmal mechanisch, wird das aber in absehbarer Zeit tun.
Aktuell genützte Geräte jedoch werden von mir natürlich mit neuzeitlichen Qualitätsansprüchen betrachtet, weshalb ich sie so warte, als ob sie -wie 1981- eine LP hätten aufnehmen müssen. Dasselbe gilt, wenn ich verallgemeinernde Aussagen zur akustischen Leistungsfähigkeit z. B. von Bändern mache. Dann müssen anerkannte Regeln der Technik, Spezifikationen der zumeist nicht mehr existierenden Hersteller eingehalten werden. Grund: Siehe oben, auch ein Tonmeister bemüht sich um solides Handwerkszeug. Und dazu gehört eines, nämlich zu verstehen, was man tut. Das projiziere ich dann auch in andere, weil ein von diesen Sichten abweichendes Procedere für mich nicht vorstellbar ist.
Will ich selbst an technisch sinnvollen Grenzen höchstwertig sein, greife ich natürlich -ihr seht mir das sicher nach- zur digitalen Technik, wohl wissend, dass auch hier ganz eigene Probleme vorliegen, die ich aber häufig an ganz anderen Stellen ausmache, als das in den jeweiligen Szenen erfolgt, da meine Erfahrungswelt stark historisch und nicht nur von Phänomenen innerhalb meiner engsten Szene geprägt ist.---
All das sind Dinge, über man schriftlich diskutieren kann, aber mündlich diskutieren sollte, was sich sicher irgendwann einmal realisieren lässt. Und dann geht man halt auch einmal eine Revox A77 oder so etwas durch, hört in die Frühzeit der Tonaufzeichnung hinein, denn der sozial integrative Gedanke, der hinter gemeinschaftlichem Tun steht, gehört ja zweifellos zu den wichtigsten und schönsten Errungenschaften menschlichen Handelns.
Hans-Joachim