Elektrostaten
#5
Die obige Erklärung auf der gennanten Net-Seite ist -nun sagen wir es einmal freundlich- durchaus etwas grotesk. Nur am Rande: Auch ein Membranlautsprecher pusht und pullt, sonst hören wir nämlich nicht das, was wir hören wollen.

Elektrostatische Schallwandler arbeiten nach dem Prinzip des Kondensators mit einer festen und einer beweglichen Elektrode, das beim elektrostatischen Lautsprecher aber (und im Gegensatz zum Kondensatormikrofon) mit dem Problem der realisierbaren Membranamplituden kämpft. Diese können nämlich nur sehr klein sein, da für einen niedrigen Klirrfaktor (gleichmäßige, exakt erregungsspannungsproportionale Kräfte zur Membranbewegung über die gesamte Periode hin) die Kapazitätsänderung gegenüber der Ruhekapazität von nennenswerter Größe sein muss. Dafür ist mit allen zusätzlichen Folgen nicht nur die Vorspannung des Kondensators mit Hochspannung möglichst weit hinaufzutreiben, sondern auch ein möglichst geringer Abstand der beweglichen Elektrode zur Festelektrode anzustreben. Nachdem die Hochspannung bei solchen Lautsprechern schnell 1 kV überschreitet, bringen haushaltsübliche Verschmutzungen ihrerseits eigene Dimensionen ins Spiel, oftmals ehe überhaupt ein Ton erklingt (Streukapazitäten und elektrische Überschläge).

Die minimalen Abstrahlamplituden bereiten insbesondere bei tiefen Tönen prinzipielle Probleme, weshalb gerade die Wiedergabe dieser Bereiche von elektrostatischen Lautsprechern nicht recht zu beherrschen ist: Hochwertige statische Tieftöner müssten in nach Quadratmetern messenden Wandflächengrößen gebaut werden.

Der große Vorteil elektrostatischer Lautsprecher liegt in ihrem praktisch vollkommen kohärenten Flächenstrahlerverhalten, das keine Schallführungen erfordert, weiter in der Möglichkeit, den Strahlern auf elektrischem Wege konstruktiv geplante Richtwirkung zu verpassen und schließlich im De-Facto-Fortfall von Ein- und Ausschwingvorgängen, die beim klassischen Membranlautsprecher im Tiefton- und tiefen Mitteltonbereich noch immer katastrophale Ausmaße annehmen, solange man dagegen nicht etwas tut, was letztlich aber auch erst durch ein digitales Processsing in der Box zu wirklichen Fortschritten führte.

Den heute üblichen (Beschallungs-)Radau ("schlappe 1 kW") bekommt man mit breitbandigen Elektrostaten nicht auf die Reihe, was in der gesamten Geschichte dieses Lautsprechertyps zur Folge hatte, dass er primär als Hochtonlautsprecher eingesetzt wurde, auch wenn seine sauberen Einschwingvorgänge da vom menschlichen Ohr nicht mehr wahrgenommen werden können.

Beim Kopfhörer reichen die vom Elektrostaten entsprechender Größe bereitgestellten Schallleistungen aufgrund der direkten Ankopplung ans Ohr aber aus, weshalb elektrostatische Kopfhörer häufiger erfolgreich ausgeführt wurden als breitbandige Lautsprecheranlagen.

Hans-Joachim
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