Einmessung Akai GX-260D....
#3
Lieber Thomas,


neben den uns gleich beschäftigenden Spaltweitenfragen gibt es noch weitere Verfahren, um einen sinnvollen Arbeitspunkt für Bandgeräte zu bestimmen, deren Köpfe Spaltweiten aufweisen, die nicht durch die gängigen Datenblätter abgedeckt sind. Unbedingte Voraussetzung folgender Hinweise ist natürlich ein perfekt abgeglichener Wiedergabezug (Spalt, Frequenzgang).

So kann man konsequent nach Klirrfaktorminimum (bei 1 kHz; den von 10 kHz nahm auch in historischen Tagen ohne klassische Lärmschwerhörigkeit nachweislich niemand wahr; überdies ist das Kliirrfaktorminimum bis heute unwidersprochen der ARD-Arbeitspunkt) oder nach dem Minimum des Modulationsrauschens (bei 60 Hz) einstellen. Feinregulierungen in den höchsten Frequenzbereichen werden danach wie gewohnt mit dem Equalizingsteller in Richtung der Herstellerspezifikationen vorgenommen. Sofern solche Einstellglieder vorhanden sind.

Das Modulationsrauschverfahren liefert natürlich nicht gerade besonders scharfe (also eindeutig erkennbare) Ergebnisse, wurde aber von Volker Straus, der nun nicht gerade irgend jemand war, noch zu meiner Zeit als messgerätelos durchführbar empfohlen.

Schließlich kann man auch das Verhalten des Bandgerätes über dem ansteigenden Vormagnetisierungstrom bei 1 und 10 kHz bzw. 0,315 und 6,3 khz (bitte bei -20 dB) ermitteln. Dabei erhält man zwei Kurven, die sich in einem Punkt schneiden, der dann den auf diesem Gerät optimalen Aussteuerungskompromiss markiert. Das sieht dann -eindeutigste Ergebnisse erbringend- so aus:

https://tonbandforum.de/bildupload/arbtspkt.tif

Die Messung des VM-Stroms dabei gehört jedoch zu den etwas delikateren (auch gerätespezifischen!) Unternehmungen, weshalb man vielleicht einen gangbaren Ausweg sucht, der sich mit einem geeigneten Tongenerator (pegelstabil, Frequenzvervielfacherschalter 1:10) auch recht leicht finden lässt. Man beginnt -immer zwischen 1 und 10 kHz hin- und herschaltend- bei dem niedrigst möglichen VM-Strom und steigert diesen, bis der 10-kHz-Wert wieder zu fallen beginnt (wir kennen diesen Punkt....). Jetzt dreht man ganz vorsichtig weiter -das Ziel ist ja nahe-, bis die Pegel von 1 und 10 kHz gleich sind: Arbeitspunkt gemäß obiger Grafik ist erreicht. Danach folgen wieder (wo möglich) die gängigen Einstellungen des Equalizings nach Herstellerspezifikation der Frequenzgänge: Fertig.

Spaltweitenfrage
Spaltweiten sind beim Aufnahmekopf zwar nicht so kritisch wie beim Wiedergabekopf (es wird aufnahmeseitig nur an den Kanten des Spalts aufgesprochen, die effektive Spaltbreite ist geringer als die reale) durchaus komplizierte Sachverhalte bestimmt, da zu breite Spalten zu einer Doppelaufzeichnung von bandanlaufender und bandablaufender Kante führen können, die bei der letztgenannten dann von der ablaufenden Kante nicht mehr ausreichend 'überschrieben' (gelöscht) werden und so eigentümliche Frequenzgangdefekte auslösen; zu schmale Spalte ermöglichen einen zunehmenden Kraftlinienschluss innerhalb der Polschuhe, was mit einer immer mangelhafteren Durchmagnetisierung des Bandes einhergeht, weil die Kraftlinien nicht mehr aus dem Spalt heraus ausreichend tief ins Band hineingebeugt werden. Und das will man dann ja auch nicht.

Ähnliches kann man -allerdings ungleich überschaubarer- beim Wiedergabekopf beobachten, für den recht einfach eine optimale Spaltweite nach Maßgabe von gegebener Bandgeschwindigkeit, intendierter oberer Grenzfrequenz, dem Kernmaterial (nebst magnetischem Widerstand desselben) berechnet werden kann. Beim Wiedergabekopf sollte für eine maximale Empfindlichkeit der magnetische Widerstandsunterschied zwischen Kern und Spalt so groß wie möglich sein (daher hat der Wiedergabekopf auch keinen Scherspalt auf der Rückseite), was einen Kompromiss zwischen Spaltweite und oberer Grenzfrequenz bedingt, da die immer weiter gehende Verringerung der Spaltweite auch den magnetischen Widerstand des Spaltes (und damit die Empfindlichkeit) unerwünscht absenkt. Wird der (magnetische) Widerstand zu klein, kommt es auch hier zum Ausgleich der Kraftlinien ohne Induktionswirkung.

Für europäische Sichtweisen überspannten die Japaner dabei den Bogen, weil sie, veranlasst durch die elektroakustisch hochwertigen Bänder der letzten Zeit (ab 1970), nurmehr die Anhebung der oberen Grenzfrequenz im Auge hatten, die Nachteile geringer Bandgeschwindigkeiten aber völlig außer Acht zu lassen schienen. Nachdem man mit geringen Bandgeschwindigkeiten im professionellen Betrieb nichts am Hut hatte (mit allzu schmalen Spuren auch nicht, denn man wusste warum), verliefen sich diese Entwicklungen außerhalb des Amateursektors -z. B. auch hinsichtlich des EE-Bandes- im internationalen Sande.


Übrigens gab BASF/EMTEC ein Datenblatt zum 528 heraus, in dem zumindest für die Aufnahmeköpfe die Folgen unterschiedlicher Spaltweiten bei sonst identischen Rahmenbedingungen (Aussteuerung, Entzerrung) in zwei Graphensystemen aufgetragen sind, weil bei den deutschen Rundfunkanstalten (fg=15 kHz) sowohl die traditionellen weitspaltigen Magnetophone (18 µm) neben den engspaltigen (6/7 µm) betrieben wurden. Leider verzichtete man darauf, auch den Einfluss unterschiedlicher Wiedergabespaltweiten zu skizzieren. Doch dafür habe ich ja oben Auswege beschrieben.

Hans-Joachim
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