Kleine Bauteilkunde
#4
So weiter gehts.
Teil 2: Widerstände

[Bild: BauKund_Abb2.jpg]

1 - 9: Festwiderstände, verschieden Leistungen
10 - 13: Trimmer (einstellbare Widerstände)
14 - 18: Potentiometer

Festwiderstände gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und Leistungen.
Der gebräuchlichste ist der 0,25W Kohleschichtwiderstand (Nr. 4). Diesen finden wir am häufigsten auch in Audiogeräten. Er hat i.d.R. eine Toleranz von 10%. Davon gibt's noch eine bessere Ausführung, den Metallfilmwiderstand. Er sieht äusserlich gleich aus, hat aber eine andere Farbkodierung und eine Toleranz von <=1%.
Da MF. nur unwesentlich teurer als die Kohleschicht Typen sind, sollte ihm der Vorzug gegeben werden. Besonders interessant sind die MF. Widerstände in RIAA Vorstufen, wo es auf Genauigkeit ankommt.
Es gibt aber auch Kritiker die sagen der MF. Widerstand hätte ein schlechteres Rauschverhalten.
Der Widerstandswert ist mit farbigen Ringen auf dem Widerstand abgedruckt. Bei Kohleschichtw. sind es vier Ringe, bei MF. fünf.
Siehe z.B. hier: http://www.sengpielaudio.com/Farbcodewiderstaende09.htm

Nr. 1 ist ein 2 Watt Kohleschichtwiderstand, 10%
2/3 sind Zementwiderstände. Hier ist ein Widerstandsdraht in einem keramischen Gehäuse in Zement gegossen. Solche Widerstände haben Typ. 10% Toleranz und Leistungen von ca. 2 - 20W. Sie werden oft z.B. in Endstufen verwendet. Der genaue Wert steht i.d.R. im Klartext drauf. Nr. 3 ist ein 5W Typ, Nr. 2 ein 2W Typ.
Nr. 5 ist eine alte Ausführung, die wir am häufigsten wohl in Geräten der 50/60er Jahre finden. Genauso Nr. 8.
Bei Nr. 9 handelt es sich um einen Präzisionshochlastwiderstand mit 1% und 3W. In der gleichen Ausführung (nur größer) gibt es Widerstände bis etwa 150W. Diese Ausführung findet man in Audiogeräten eher selten.

10 und 11 sind Kohleschichttrimmer. 10 ist eine relativ hochwertige Ausführung, er ist gekapselt und somit Staubdicht. Nr. 11 ist eine einfachere Ausführung. Die ungekapselten Trimmer können mit dem Alter leicht mal bröselig werden. Das kennt vielleicht der eine oder andere A77 Besitzer. Bei meiner sind die Dinger bei leichtester Berührung zu Staub zerfallen (Hrst. Preh).
Die Trimmer von Piher (10) gibt es stehend und liegend, in zwei Baugrössen. Ungekapselte Trimmer würde ich - wenn es nötig ist - immer gegen die gekapselten erstetzen. Grundsätzlich gilt aber: Wenn man nicht genau weis was man tut, sollte man an Trimmern in Geräten gar nicht rumschrauben!

12 und 13 sind 10 Gang Trimmer. D.h. man muss 10 Umdrehungen machen bis man von Null zum Endwert kommt. Damit lassen sich Widerstandwerte wesentlich feiner und genauer einstellen. Solche Trimmer findet man aber nur in sehr hochwertigen Geräten, in Audiogeräten fast gar nicht.

Und 14 - 18 sind einige gängige Potentiometer (Poti). Bei 14 handelt es sich um ein sog. "Japan Poti" diese Bauform findet man inzwischen in fast allen Geräten und auch in alten fernöstlichen Geräten. Ersatz ist relativ schwer zu bekommen.
Nummer 15 ist ein hochwertiges Poti, Hrst. RFT, Eine ganz ähnliche Bauform gabs auch mal von Preh. Sowas ist heute fast nicht mehr zu kriegen, da Preh leider keine Potis mehr herstellt. Heute findet man bei den einschlägigen Elektronikhändlern hauptsächlich die Ausführung von Radiohm, Nr. 17 u. 18.
Diese Potis sind für den Audiobereich eigentlich nicht brauchbar, da sie nach einiger Zeit anfangen stark zu kratzen. Das liegt am üblen Kontruktionsprinzip.
Die Kohlebahn auf der der mit der Achse verbundene Schleifkontakt entlanggleitet (in diesem falle besser: schabt) wird vom Schleifer zerkratzt. Der Schleifer besteht bei den Radiohm Potis aus einem Stückchen Federblech. Das Blech ist natürlich härter als die Kohle und somit kommts zu Kratzern und kratzenden Potis.
Gute Audiopotis (Nr. 15) haben statt einem metallenen Schleifer einen Kohlestift der auf der Kohlebahn entlangfährt. Da kommts zu keinem großen Verschleiß. Solche Potis sind heute aber nur noch sehr schwer aufzutreiben, meist nur noch als Restposten.
Die Hersteller haben auch gerne Potis mit Anzapfungen verwendet, oder Potis mit mehr als zwei Schleifbahnen oder welche wo man beide Schleifer unabhängig voneinander einstellen kann (u.a. Uher hatte sowas). Sowas ist im freien Handel nicht zu bekommen. Wenn überhaupt dann als original Ersatzteil vom Hersteller. Aber bei Geräten aus den 60/70/80er Jahren wird selbst das schwierig.
Gängige Achdurchmesser sind 4 und 6mm. Dafür gibts im Handel auf jede Menge Knöpfe.
Etwas besser sind die vollgekapselten Potis von Piher, denn da kommt wenigstens kein Staub rein. Dafür sind die nicht abgeschirmt, da komplett aus Kunststoff. Conrad hat die z.B. im Angebot.

Besser ist es hier auf Leitplastikpotis zurückzugreifen, statt der Kohlebahn kommt leitfähiger Kuststoff zum Einsatz. Preislich sind die aber nicht ohne und es gibt sie nur in gängigen Werten (10K/100K/ etc.). Halbwegs bezahlbar (ca. 8-10EUR) sind Typen von Bourns. Die haben allerdings eine Achse mit 3,8mm durchmesser - man findet praktisch keinen Knopf der da richtig draufpasst.

Nr. 16 ist ein Motorpoti. Hier kann die Achse auch von einem kleinen Motor bewegt werden, das kennt man an Verstärkern bei denen sich der Lautstärkeknopf auch bei Bedienung über die FB dreht.

Drehpotis mit Schalter sind auch noch zu bekommen, allerdings nur in Mono Ausführung und von minderer Qualität (Radiohm, Piher).

Dann gibts da noch die Schiebewiderstände (Neudeutsch: Fader). Hier gilt das gleiche wie bei den Drehpotis: gute Qualität ist teuer und nicht ganz einfach zu bekommen. Es gibt auch einfache Ausführungen von Radiohm, aber die haben auch einen Metallschleifer. Ausserdem sind die sowas von wackelig, dass mir schlecht wird. Gute Alternative - wenn auch ca. 5x so teuer - ALPS Schiebepotis.

Alle o.g. Potis sind für sehr kleine Leistungen ausgelegt, ca. 0,1 - 0,5W.
Wenn's etwas mehr sein soll greift man zu Drahtpotis. Die sind sehr robust aufgebaut und bis zu Leistungen von etwa 80W zu bekommen. Für Audio sind sie allerdings nicht geeignet. Eine Sonderform davon sind Lautstärkesteller die man direkt in Boxen mit einbauen kann. Diese gibt es in Mono oder Stereo für Leistungen bis ca. 100W (Visaton/Monacor).

Es gibt auch Mehrgangpotis, Achse 6,35mm, Toleranz 1-2%. Für Audio nicht geeignet. Genauso gibt's auch Potis ohne Anschlag, die lassen sich beliebig oft durchdrehen - bei Audio auch nicht interessant.

Ein kratzendes Poti kann man - zumindest für einige Zeit - wieder zum schweigen bringen wenn man es mit Kontakt 60 reiniger behandelt und diesen danach mit Kontakt WL wieder auswäscht. Auch Ballistol (Waffenöl) funktioniert gut. Eine dauerhafte Lösung bietet aber beides meistens nicht.
Nicht immer ist aber das Poti schuld wenn's knackst. Es kann auch ein defekter Kondensator vor oder nach dem Poti sein. Dadurch gelangt Gleichspannung ans Poti und die verursacht dann die Kratzgeräusche.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von David77 - 02.12.2006, 15:44
[Kein Betreff] - von timo - 02.12.2006, 19:59
[Kein Betreff] - von pausenprofi + - 02.12.2006, 21:57
[Kein Betreff] - von David77 - 03.12.2006, 13:09
[Kein Betreff] - von timo - 03.12.2006, 15:58
[Kein Betreff] - von uk64 - 07.09.2007, 23:14
[Kein Betreff] - von dr.roberts - 22.09.2007, 01:13
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 22.09.2007, 07:12
[Kein Betreff] - von Matthias M - 22.09.2007, 20:09
[Kein Betreff] - von uk64 - 22.09.2007, 21:45
[Kein Betreff] - von Matthias M - 06.11.2008, 18:11
[Kein Betreff] - von uk64 - 06.11.2008, 18:35

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste