Deutsche Hersteller
#8
Hallo Leute,

mir fällt da ein Satz ein,den ich einmal im "Foto-Magazin"gelesen habe.
"Foto-Magazin" war vor etwa 35 Jahren die wesentliche deutsche Foto-Zeitschrift.
Die Nachfolger gab´s noch nicht.Und mit Ausnahmen von Leitz(Rollei stand gerade vor der Pleite) war gerade die gesamte stolze deutsche Kamera-Industrie den Bach runtergegangen.
Jedenfalls,in diesem "Foto-Magazin" hat ein Herr namens Alexander Borell individuelle und launige Tests von Spiegelreflexkameras geschrieben.
Und in irgendeinem Test hat er den Besitzer eines Kamerawerkes zitiert,den von Edixa(das war meine erste Spiegelreflex Edixa Prismat LTL).Er(Alexander Borell)habe dem Besitzer dieser Firma bei irgendeiner Messe(photokina?) gesagt,er wurde ja gute Kameras bauen,aber den Verschluß sollte er verbessern:der Schlitzverschluß laufe zu ungleichmäßig ab(für Digitalos:wenn der Schlitzverschluß einer analogen Kamera ungleichmäßig abläuft,dann ist das Bild auch ungleichmäßig hell,unabhängig von den tatsächlichen Beleuchtungsverhältnissen)Die Antwort dieses Herrn sei gewesen:
"Aber die Leute kaufen sie doch..."

Und das war auch das Problem der gesamten Unterhaltungselektronik in Deutschland:Alles war gut,solange "die Leute" das gekauft haben.Über den Tag hinaus hat niemand gedacht.Niemand hat sich Gedanken gemacht,was die Leute wollten.
Und die wollten eben nicht mehr nach 1-2 Jahren Betrieb den Umspulvorgang ihres Bandgerätes mit dem Finger beschleunigen.Die mochten das plattgedrückte 50-iger Jahre Design bei Receivern etc.nicht mehr.Die wollten,so wie ich,keine 1000 überflüssige Merkmale wie Multiplay und Echo(der Watzmannschlucht),sondern zuverlässige Geräte.Und bei Tonbandgeräten fing das bei zuverlässigen Laufwerken an.
Und:in Deutschland wurden die Geräte immer billiger.Und das hat man den Geräten auch angesehen.Die Hochpreis-Linien(Grundig SV 80 etc.)wurden reduziert oder ganz eingestellt.Niemand schien zu verstehen,daß man sich damit auch ein "billiges"Image aufbaute.
Von kleinen Firmen abgesehen wirkten deutsche Geräte ab Anfang der 70-iger topfig und billig.Wie aufwendig sie auch gebaut sein mochten.
Die Leute wollten ein funktionelles Design.Nicht unbedingt eines von Braun(das dann auch wieder zu teuer war),aber auch keine Billig-Zeichnung von Grundig.
"Professionell" aussehen sollten die Teile.Wobei keiner wußte,wie professionelle Geräte aussahen.Aber den Japanern hat man sofort geglaubtTonguerofis arbeiten mit Geräten,die genauso aussehen,wie Akai,Sony etc.und eben nicht wie die popeligen Grundigs.
Noch eine Anektode,um zu erläutern,wie Kaufentscheidungen fallen:
Meine Frau hat sich heuer ein neues Fahrrad gekauft.Wir haben uns die tollsten Fahrräder angesehen und viele Zeitschriften und Prospekte gewälzt.
Zum Schluß hat sie "das gelbe" genommen!!!!
Und glaubt bloß nicht,daß das bei Euch anders ist:auch Männer kaufen das,was ihnen am besten gefällt.Sie verbrämen nur ihre Kaufentscheidung durch technische Daten etc.
Das wußten die Japaner:die haben einfach den Markt bedient,und,als sie ihn hatten,diktiert.Ich wette,daß die Design- und Marketing-Abteilungen bei Akai und Co.ungleich größer waren als bei Grundig und Konsorten....

Viele Grüße
Frank
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[Kein Betreff] - von highlander - 07.09.2004, 13:47
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