Wehrmachtsgerät
#6
Gott bewahre!
Friedrich hat die entsprechenden Zahlen recherchiert und wird sich dazu gewiss zu Wort melden.

Ab der K4 (Typbezeichnung der AEG, der "Großdeutsche Rundfunk" hatte seine eigenen Braunbuchbezeichnungen) beginnt eine regelrechte Großserienfertigung, die man angesichts der ja doch eher wenigen Abnehmer zwischen Militär, Post und Rundfunk kaum erwarten möchte. Und diese Fertigung hält offenbar bis 'zum Schluss' an, denn meine K4 stammt vom Jahreswechsel 1944/45, als bereits Schluss mit lustig war.
K1, K2 und K3 sind sehr seltene Geräte, weil sie nicht in Serie gingen und/oder nur von wenigen Abnehern erworben wurden, was nicht zuletzt der noch recht bescheidenen Qualität zuzuschreiben war. Ebendies durfte auch die K3 erfahren, die zum Jahresende 1937 'beim General Electric' in Schenectady, NY zu Besuch war, da dieser mit der AEG kooperierte. Dort allerdings war die Fachpresse der K3 nicht gerade freundlich gesonnen, weshalb sie -ohne zu einem Seriengerät geworden zu sein- nach Deutschland zurückkehrte.

Die K4 wurde 1938 noch als Gleichstromgerät konzipiert (ich habe einen Kopfträger dieser Zeit im Originalzustand) und diente Walter Weber für die Versuche, in deren Gefolge er (vermutlich) im März 1940 die Hf-Vormagnetisierung entdeckte. Mit der Betriebseinführung des Magnetofons beim Reichsrundfunk (31. Dezember 1941) stellte man reichsweit sukzessiv auf Magnetband und eine zentralistisch von Berlin aus gesteuerte Programmanfertigung um.
Auf einer K4 wurde das neue 'Webersche' Tonaufnahmeverfahren am 10. Juni 1941 erstmals öffentlich ( Berlin, Ufa-Haus mit Funkschauartikel und allem Brimborium) vorgestellt, was sich also heute in vier Wochen zum 65. Male jährt.

Schon relativ bald danach begann AEG auf Druck des Rundfunks, ein Hf-Magnetofon -das "HTS"-Gerät- zu entwickeln, das bis zur T8, ja T9 in den Konzeptionen professioneller Bandgeräte fortlebte. So stammt beispielsweise der Rangierhebel von der K7. Als auf Hochwertigkeit getrimmtes und damit teures Gerät folgte dessen Konzept den Vorstellungen und Erwartungen der hochwertigen Musikproduktion beim Rundfunk, weshalb dieser der wohl einzige Abnehmer blieb. Die Anzahl aller gebauten Exemplare der K7 soll daher bis 1945 keine 100 erreicht haben, von denen bislang auch kein erhaltenes bekannt geworden ist. Aufgrund der wenigen existierenden Fotos lässt sich aber sagen, dass sie der AEG-K8 (1948) sehr ähnlich sah. Die RRG-Stereos dürften zumindest zum Großteil auf einer K7 entstanden sein.

Das NS-Militär begnügte sich für seine Tonschreiber mit der Gleichstromvormagnetisierung, nahm aber sehr große Stückzahlen ab, aus denen nach dem Schluss ohne lustig allerlei 'heimkehrte', was dann nach dem Kriege qualitativ ertüchtigt in die Rundfunkverwendung quer durch Zentraleuropa (!) einzog. Siehe oben. Auch in den USA ging es mit zwei umgebauten K4 los.

Hans-Joachim
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