Studer C 37
#4
Was ist Qualität? In meiner symptomatisch beschränkten Sicht als (klassischer, ich geb's ja zu...) Musiker, bedarf es nicht der Maschine, um Musik 'gut' zu machen, sie gut klingen zu heißen. Da sollte sich schon der Musikus etwas überlegen, damit das gut ankommt, was er macht. Die Massengesellschaft und der Massengeschmack verstellen dabei aber eher die Perspektiven. Und: Die neuzeitlichen Möglichkeiten digitaler Bearbeitungen in unseren Rechnern appelliert so dramatisch an unseren Spieltrieb, dass offenbar wirklich jeder Schwachsinn ausprobiert und gemacht werden muss. Es fällt neben der Spielleidenschaft eben doch sehr schwer, sich als Musiker und Tonmeister zu dem zu bekennen, was man gemacht hat. Die C37 stammt aus einer Zeit, in der die Regelverstärkerperipherie so schlecht war, dass man auf das 'Sich-in-der-Elektronik-Spielen' am besten verzichtete und den Musiker/die Musiker anhielt, etwas Ordentliches abzuliefern. Das war vielleicht der entscheidendste Vorteil jener mittleren Tage analoger Tonaufzeichnung. Und: Man nahm sich Zeit, wusste, dass gut Ding gut Weil' haben will.

Zum Gerät:
Betrachten wir ein Bandgerät als Vierpol mit einem Speicher mittendrin, so soll natürlich dieser Vierpol so wenig wie möglich an der zweipolig eingefüllten Modulation ändern; nicht anders bei der Befüllung einer ausgangsseitig angeklemmten Senke. Schauen wir uns dann die Schaltungen der C37 an, nun ja, dann feiert die G36 als letzte ihrer Klasse fröhliche Urständ'. Unter obigen klassischen Aspekten und denen der Röhre dazu (wie sagte mein längst pensionierter EMI-Freund E. R., tonmeisterlich nicht irgendwer, mal Google laufen lassen, Patentinhaber des Tiefenschriftlimiters bei der LP: "Da krisselte doch immer was...!") sollte man eigentlich von solchen Geräten eher Abstand halten, sich bitte nicht zuviel erwarten. Wenn die C37 also etwas vernünftiges anrichtete, dann lag das an der humanen Umgebung...

Zum historischen Phänomen C37:
Ein irres Gerät, mit dem Willi Studer zum ersten Male den zentraleuropäischen Markt in seinem Sinne aufrollte, sah, dass ein Europäer notfalls auch in Übersee etwas anschieben kann. So ein Ding zuhause zu haben, betriebsfähig vielleicht noch dazu, hat (Medien-)Kulturdimension, da kann man nicht nur, da muss man zum Nostalgiker werden, wäre da nicht das Platzproblem. MAn kann ja nicht mal einen Anorak dranhängen, geschweige denn drinnen baden. Manche "wohnen ja drin", aber das lasse ich denen dann doch ganz gerne.

Ansonsten:
Eine ordentlich gewartete C37 hält heute ebenso mit wie ein U47, ein KM 56 oder ein CM3, auch wenn 15 kHz für die damit versammelte Mannschaft schon high-life markieren. Röhrengeräte verlangen persönliche Zuwendung und jede Menge Kompetenz, damit sie so funktionieren, wie wir das von den Archivbändern her kennen.

Freude dran haben, ja. Den Tonmeister, der damit heute noch täglich arbeitet, den möchte ich kennen lernen. Und ich kenne nicht wenige. Museen, die solch ein Ding betriebsfähig vorhalten, ja, auf die warten wir hierzulande wohl noch länger vergeblich.--

Ach ja, das Pit-berühmt-berüchtigte Gerät, kenne ich auch. Habe sogar meine Griffel draufgelegt. Ohne einen Schlag zu bekommen. Vielleicht meint's der Willi ja doch gut mit mir. Deswegen habe ich mir danach und seither auch mehrfach wieder die Finger gewaschen.


Hans-Joachim

Nachtrag, so ist das, wenn man drauflos quatscht: Qualitative Alternativen gibt es natürlich; auf den symptomatischen Nimbus muss man dann aber eo ipso verzichten.
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[Kein Betreff] - von Endore - 15.04.2006, 18:01
[Kein Betreff] - von Endore - 15.04.2006, 22:36
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