Bedienungsanleitung DOLBY 361
#4
Also,
lieber Silvio,
dann wollen wir 'mal:

Die Verdrahtung ist ja prinzipiell klar:

Aufnahme-Dolby->807-> Wiedergabe-Dolby.
Ich lege dir nahe, irgendwann einmal zwei weitere Dolbys, 360 oder 361 mitzunehmen, wenn du reale Hinterbandkontrolle durchführen möchtest, weil mit der gegenwärtigen Konstellation eine solche nicht möglich ist. Unter Check hörst du beim Aufnahmevorgang das kodierte, unter Monitor das unkodierte Signal (vom Eingang des 361). Was wirklich auf dem Band ist, weißt du nicht.

Frage:
Steht deine 807 wirklich auf 1,55 V für 514 nwb/m? Die meisten, die mir (nurmehr halbherzig) unterkamen, waren +4 dBu.

Ich würde den 514pWb/m/1,55 V-Betrieb empfehlen, weil praktisch alle professionellen Aussteuerungsmesser hierzulande mit 1,55 Volt für die nominelle VA arbeiten. Diese Messgeräte haben, wenn sie den späteren Generationen angehören, eine eigene DOLBY-Marke bei -8,9 bzw. -9 dB, die man nicht unsinnig und vor allem abgleicherleichternd nützen könnte. Dazu später mehr. Die Bandmaschine muss tadellos kalibiriert und eingemessen sein, andernfalls hast du mit Dolby keine Freude. Umso mehr bei ordnungsgemäßen Umständen. Ein Bezugsband (oder ein Kumpel, der eins hat) ist von erheblichem Nutzen.

Die kleinen Messinstrumente von 360/361 sind für den wiedergabeseitigen Abgleich der Dolbys vorgesehen, der je sehr genau erfolgen muss (± 0,5 dB), weil sonst Aufnahme-Kodierung und WIedergabedekodierung nicht exakt invers verlaufen. Aufgrund der Entscheidung zugunsten gekrümmter Arbeitskennlinien musste Ray Dolby (from Portland, OR) diese Unannehmlichkeit hinnehmen. Dies schließt nebenbei ein, dass auch das Bandgerät sehr ordentlich eingemessen und im vertretbaren Zustand (innerhalb der Spezifikationen) sein muss, um mit einem Dolby unhörbar zusammenzuarbeiten. Bei der Verwendung von 361 in klassischer Form sollte auch eine Bandmaschineneinmssung möglichst darauf abzielen, dass dieses Pegelidentität an Ein- und Ausgang aufweist. Man kommt sonst in den Wald; ich peilte auch dann noch durch, dir wird das aber sicher erhebliche Probleme bereiten.

Für jede Aufnahme mit Dolby müssen/sollten vor dem Modulationsbeginn 30 s Dolby-"warble-tone" (185 nWb/m) aufgezeichnet sein, um die Aufnahme unter allen Umständen mit einer einwandfreien Fremd-Maschine nach den Pegel- und damit Frequenzgangkriterien des Aufzeichnungsvorganges dekodieren zu können.

Diesen Ton stellt man auf der Wiedergabeeinheit 361 so ein, dass er "auf den Dolbypunkt" fällt. Oftmals aber sind die ohnehin billigen Messwerke der 360/361 im schlechten Zustand, so dass deren "Eichqualitäten" als gering anzusetzen sind. Ich habe mir daher ein Verfahren überlegt, das ohne diese Messwerke auskommt und obendrein genauer ist.

Notwendig für eine -zugegebenermaßen für einen Laien komplexe- Ersteichung sind aber ein Tongenerator und ein Millivoltmeter, oder -als sehr guter Ersatz- ein Lichtzeiger-, LED-, oder Plasmapegelmessgerät mit einer vernünftigen Auflösung zwischen 0 und -10 dB. Über VUs müssten wir separat sprechen, denn der Pegelverhau vervielfacht sich damit; man muss durchpeilen, dann geht es aber auch.

Ich gehe nachfolgend von der Eichung anhand von 514 nWb/m für die nominelle Vollaussteuerung aus, die bei der Bandmaschine möglichst eingangs- und ausgangsseitig identisch eingehalten werden müssen.

A)
Der bei 514 nWb/m an den Ausgängen der Bandmaschine erzielte Ausgangspegel (das ist bei +6 dBVU!) ist zu ermitteln und zu registrieren.


B)
Die Ausgangsbuchse "to recorder" des 361 ist mit dem Millivoltmeter sachgerecht desymmetriert (vermutlich nötig) und brummfrei zu verkabeln. Alle Tastschalter sind ausgelöst!
Daraufhin sind Netz und Dolbyprozessor ("NR IN-OUT", weißer Druckschalter muss leuchten) sowie der Aufnahmeprozess (roter Druckschalter "REC" leuchtet) einzuschalten.
Danach drückt man die Dolby-Ton-Taste, um den Dolby-Ton an den Ausgang zu legen. Dieser Schalter ist bei älteren Einschüben nur als Taster gebaut, weshalb man ihn entweder mit einem Streichholz verklemmen oder einen der ebenfalls vorhandenen Gleichstromkontakte verwenden muss. (Letzteres ist für 'später'.)

C)
Der Dolbyton am Ausgang ist jetzt mit dem Output-Multigang-Potentiometer hinter der nach Öffnung zweier Rändelschrauben abnehmbaren Frontabdeckung auf das Pegelequivalent seiner 185 nWb/m, entsprechend 8,9 dB unter 514 nWb/m, entsprechend dem oben an der Maschine ermittelten Pegelwert für die nominelle Vollaussteuerung abzugleichen.

Dasselbe wird identischer Weise mit dem zweiten Dolby 361 durchgeführt.

D)
Mit dem Tongenerator legt man nun exakt die Vollaussteuerungsspannung (1 kHz) auf den Eingang des Bausteines ("line in", Millivoltmeter an "to rec"), löst alle Tastenschalter aus (auch der Dolby-Ton wird abgeschaltet!!) und gleicht das Input-Multigangpoti so ab, dass jene Vollaussteuerungsspannung wiederum exakt am Ausgang des Dolbys ansteht.

Dasselbe wird identischer Weise mit dem zweiten Dolby 361 durchgeführt.

Nach dieser Prozedur sollten die Dolbys exakt 1:1 arbeiten. Man kann dies kontrollieren, indem man beide Dolbys in Serie schaltet, das heißt: Tongenerator an "line in" des ersten 361, dessen "to rec" an "line in" des zweiten 361, dessen "to rec" an Millivoltmeter/Pegelmesser legen.

Bei beiden beiden 361 wird "NR IN-OUT" ausgelöst (unbleuchtet), auf das erste 361 irgendein Pegelton legt, der dann aus dem zweiten Dolby mit gleichem Pegel wieder herauskommen sollte (muss...). Nach Einschalten von "NR IN-OUT" (weißes Licht leuchtet), dem Aktivieren des Aufnahmprozessings (roter Schalter leuchtet) im ersten und des Wiedergabe-Prozessings (grüner Schalter leuchtet) im zweiten 361, muss das ebenfalls exakt erhalten bleiben.

Wenn nicht, haben wir etwas falsch gemacht.

Für die Aufnahme via 360/361 gehört "Line In" an den Mischpultausgang, "to rec" an den Eingang des Bandgerätes. "NR IN-OUT" und rote Taste "REC" am 361 gedrückt. So wird nebenbei auch der DOLBY-Ton auf das Band aufgenommen, muss aber sehr wach wieder abgeschaltet werden, weil es mehr als einen Tonmeister gab, der darauf vergaß: Die Maschine startete (idealerweise bei live-Mitschnitt) und nahm donnernd .... den DOLBY-Ton, nicht die unwiederbringlich verklungene Originalmodulation auf... Also: Dolbytonaufnahme bewusst beginnen und abschließen.

Für die Wiedergabe ist der Ausgang des Bandgerätes auf "line in" zu legen, "to rec" kommt an den Eingang der Wiedergabeapparatur. "NR IN-OUT" (weiß) und "PLAY"-Tasten (grün) auf den 361 sind zu drücken.

Für die messtechnisch einwandfreie Wiedergabe des DOLBY-Tones muss "NR IN-OUT" grundsätzlich ausgelöst sein; andernfalls fängt man sich einen Messfehler ein.
Ein vom Band kommender Dolbyton sollte etwa im Zentrum des Dolby-Punktes in der Mitte der Messwerksskala liegen. Tolerierbar sind Zeigerlagen bis zum linken und rechten Rand des Punktes; alles, was darüber hinausgeht, sollte korrigiert werden, sofern die Messwerke noch in ordentlichem Zustand sind (siehe aber meine Hinweise oben). Wenn obige Messanweisungen bei Eigenaufnahmen präzise befolgt wurden, die Bandmaschine tadellos eingemessen wurde/ist -das ist nur mit einem Bandtyp möglich!-, liegt allerdings die Genauigkeit der Einmessung der Gesamtapparatur weit über der Qualität dieser Messinstrumente, so dass Abweichungen deren Mängeln zuzuschreiben sind. Die Identität der ja ohne ICs, allein mit Transistoren, ohne jede Abgleichelemente aufgebauten Cat.22-Karten muss verwundern!

Bei der Wiedergabe von Dolby-Pegeltönen ab Fremdbändern, kann man die gering zu modifizierende obige Einmessarie ebenso anwenden wie den Abgleich auf den Dolbypunkt.


Ich bitte dich neben der Beantwortung der Frage oben nun um eine Beschreibung deiner Anlage (Austeuerungsmesser, Mischpult, Tongenerator, Millivoltmeter, Bezugsband, Einmesskenntnisse vorhanden??), anhand derer ich dann präziser ("Mache dies, daraus folgt dann jenes...") auf deine Bedürfnisse eingehen könnte.

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von Tonband-Ilja - 04.03.2006, 07:08
[Kein Betreff] - von PhonoMax - 04.03.2006, 10:03
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