Aussteuerungsinstrumente vom Feinsten
#14
Nun, in der Diskussion über eine praxistaugliche Aussteuerungskontrolle kam ja schon allerlei zum Vorschein. Nachdem ich vom Fach bin, riskiere ich mal , meine Sicht der Dinge zu skizzieren:

Zunächst muss man sich darüber klar werden, ob man eine subjektive Lautheits- oder technische Pegelkontrolle haben möchte, denn das bestimmt die Vorgehensweise bei der Realisierung.

Ich nehme für unseren Fall hier eine technische Pegelkontrolle an, die beim analogen Tonbandgerät aufgrund der Eigenschaften des menschlichen Ohres und des Bandes beim Sättigungsvorgang sinnvollerweise mit einer Integrationszeit von 10ms (=Dauer eines 'Messzyklus') arbeitet. Eine kürzere Integrationszeit würde zum Untersteuern des Magnetbandes führen, womit der Geräuschspannungsabstand der aufgezeichneten Modulation litte.

Das schafft natürlich kein Zeigermesswerk, das bei dynamisch optimaler Auslegung vielleicht auf eine Einschwingzeit von 100 ms kommen kann, weshalb man dem über einen speziellen Aussteuerungsmessverstärker abhelfen muss.

Weiterhin möchte man recht gerne wenigstens Pegelverhältnisse von + 6 dB bis -50 dB (1:300), ja -60 dB (1:1000) herab ordentlich angezeigt haben, so dass man auch Störgeräuschabschätzungen vornehmen kann, für die der Verstärker idealerweise auch noch mit einer Minus-20-dB-Taste bis -70, ja -80 dB ausgestattet wird. Als Dreingabe wird über diese Taste auch der Minus-20-dB-Skalenpunkt auf den 0-dB-Punkt gelegt, womit Einmesskontrollen an Bandmaschinen möglich werden.
Der Dynamikbereich des Anzeigers sollte demnach bei 56 bis 66 dB (1:600 bis 1:2000) liegen.

Wieder muss das Zeigerinstrument passen und sich der Hilfe eines Messverstärkers bedienen, weil ein solch großer Dynamikbereich nur mit Hilfe eines logarithmierenden Verstärkers abgedeckt werden kann. Weiterhin fällt eine lineare Gleichrichtung vom Millivoltbereich (-60 dB entspräche 1,5 mV, -80 dB-0,15mV) bis in den Voltbereich (+5 dB = 2,7 V) ohne Bereichsumschaltung nicht vom Himmel.
Außerdem muss die Anzeige ermüdungsfrei abzulesen sein.

Wir benötigen also einen Messverstärker, der

präzise gleichrichtet (breitbandige Doppelweggleichrichtung 20-20 kHz über gut 80 dB; die Kennlinie einer Diode ist nicht linear!),
logarithmiert (66 dB auf einer Skala),
Signalspitzenwerte so zwischenspeichert, dass die 10-ms-Bedingung gehalten wird,
einen minimalen Temperaturgang hat,
einen langsamen Rücklauf bseitzt, damit man 10-ms-Spitzenwerte auch noch visuell erfassen kann.

Elektronische Anzeigeeinheiten (magische Bänder etc.) mit entsprechender Elektronik wären hier prinzipiell schon in historischen Tagen ideal gewesen, boten aber eine viel zu geringe Skalenlänge, weshalb in Zentraleuropa seit frühen Rundfunkzeiten Lichtzeigermesswerke mit geeigneten Anzeigeverstärkern Verwendung fanden. Noch heute ist unter diesen der U10 der RRG (1937) berühmt, der als U21 'modernisiert' bis in die 50er späten Jahre fortlebte.

Seit den späteren 1970ern stellte man dann zunehmend auf Plasma-Anzeigen mit mehr oder minder digitaler Ansteuerung um, was der Genauigkeit (praktische kein Temperaturgang mehr), dem Bedienungskomfort (z. B. umschaltbare Integrationszeiten für digitale Aufnahmen, kleinere Bauformen, verbesserte Ablesbarkeit) u. ä. zugute kam.

Heute wird de Anzeige aus dem Digitalcode zumeist mit Samplegenauigkeit abgeleitet, was wegen der Eigenschaften der digitalen Speicherung auch sinnvoll ist, da die höchste Qualität bei voller Quantisierung erreicht wird; danach beginnt abrupt die Katastrophe... Aber darüber wollen wir hier ja nicht unbedingt verhandeln. Wenn euch Schaltungen interessieren, ich habe gesammelt...

Hans-Joachim
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