Telefunken M15a Wiedergabe geht nicht.
#78
(28.05.2024, 19:54)Tondose schrieb: (Ich bin albern, Verzeihung.)

Wär' mir gar nicht aufgefallen Cool

Auf meinem ersten Gymnasium ("altsprachlich mit neusprachlichem Zweig") fielen meine naturwissenschaftlichen Interessen auf äußerst unfruchtbaren Boden. Entweder war für mich der Unterricht stinklangweilig, unterforderte mich maßlos oder wurde so staubtrocken abgehalten, dass mir dagegen "Lawrence von Arabien" wie eine Oase vorkam - und mit viel Glück alles gleichzeitig, was ich in der Summe für eine Beleidigung meines Intellekts und Vernachlässigung meiner Interessen und Fähigkeiten ansah.

Folglich begann ich zuerst in "Naturkunde" (so hieß das damals), später auch in fast allen anderen Schulfächern meinen eigenen Beschäftigungen nachzugehen: irgendwelche einfach durchzuführende Experimente, für mich interessante Lektüre, oder einfach nur Schals, Socken und Pullover stricken.

Dafür wurde mir nach kurzer Zeit "Narrenfreiheit" zugestanden (was ich nebenbei als Auszeichnung empfand), nachdem sämtliche "Eintragungen ins Klassenbuch" nichts gefruchtet hatten, ich jedoch den Unterricht weder störte noch ihm nicht folgte.

Speziell in Physik versuchte ein Lehrer nach dem anderen, mich aufs Glatteis zu führen, indem sie beispielsweise mich in einem Moment, wo ich augenscheinlich in etwas anderes vertieft war, ganz unvermittelt, mitunter in barschem Tonfall, nach etwas fragten, was entweder gerade Thema war oder als Frage im Raum stand bzw. vorhersehbar war.

Da kamen sie allerdings bei mir genau an den Richtigen, denn nachdem ich regelmäßig wie aus der Pistole geschossen die erwartete Antwort gegeben hatte und nebenbei kurz andeutete, was ich vom erwartbaren Unterrichtsverlauf hielt (was natürlich zu neuem Ärger führte), machte ich in wenigen Worten klar, warum mich das Thema nicht interessierte und warum ich mich gerade jetzt womit real beschäftigte.

Ging es im Unterricht beispielsweise um die Zusammenhänge zwischen Weg [m], Zeit [s], Geschwindigkeit [m/s], Beschleunigung [m/s*2], Ruck [m/s*3] und Knall [m/s*4], befasste ich mich damit, kleine Löcher in Seiten meines Exemplars von "De bello Gallico" zu stechen (um den Zusammenhang zwischen Vergrößerung und Tiefenschärfe näher kennenzulernen), Schaltpläne von Röhrenradios zu zeichnen (ich meinte, die Ideen der Konstrukteure auf diese Weise besser nachvollziehen zu können), oder - ein paar Jahre später - mich mit grundlegenden Erkenntnissen und Vorstellungen des 19. Jahrhunderts zu beschäftigten (z.B. die Idee des Inertialsystems, die Maxwellschen Gleichungen, der Nachweis elektromagnetischer Wellen durch H. Hertz, die Lorentzkontraktion, und last but not least - als experimentum crucis - die hinreichend genaue Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit durch A. Michelson und besonders E. Morley und die daraus folgende Widerlegung der sog. Äthertheorie), die nach zahlreichen revolutionären Gedankengängen Jahrzehnte später (1905) zwangsläufig zur speziellen Relativitätstheorie führten.

Die Situation änderte sich für mich zwar spät (in der 11. Klasse), dafür umso einschneidender mit dem Wechsel auf ein naturwissenschaftliches Gymnasium und dem Einstieg in den Physik-Leistungskurs, der frisch aus der Taufe gehoben worden war. Endlich fühlte ich mich "zu Hause", wie ein Fisch im Wasser, niemand fand meine scheinbar seltsamen Ideen und Beschäftigungen lustig, albern, zwecklos etc.

Das ist unter anderem das, was ich andeuten wollte, als ich schrieb, dass ich aus eigener Erfahrung als langjähriger Tutor und Dozent genau weiß, was Bloßstellen mit jemandem machen kann, der mehr oder weniger vorsichtig tastend eine bislang womöglich unbekannte und/oder schwierig erscheinende Frage oder Aufgabe zu lösen versucht.

Das war mein Wort zum Mittwoch.
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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RE: Telefunken M15a Wiedergabe geht nicht. - von Peter Ruhrberg - 28.05.2024, 22:04

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