29.03.2024, 09:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.03.2024, 10:01 von nick_riviera.)
(29.03.2024, 07:08)Heinz Anderle schrieb: Das Philips-Tonbandgerätewerk befand sich in Wien, das Gebäude, als Zeiss-Werk für Militäroptik gegründet, steht noch. Mit der N4450 hatte man sich ja schon an einem Großspuler versucht - an sich war die gar kein so häßliches Gerät, aber sicher nicht massentauglich. Mit 18 cm-Spulen kommt man nur nicht sehr weit, selbst bei 9,5 cm/s.
Mir gefällt halt das Plastik-Design der Philips-Geräte nicht besonders, denn runde Ecken in Schwarz konnte man bei Braun und ASC besser. Bei den Großen (N4520 und N4522) hat man dann geklotzt, denn man hätte hier sicher auch kompaktere Gehäuse bauen können. Die N7300 wirkt da eleganter.
naja, 90 Minuten Spielzeit je Seite bei Langspielband und 9,5cm bzw. 120 Minuten Spielzeit je Seite bei Doppelspielband, das war doch schon brauchbar, oder nicht ?
Und das "Military Design" hat Philips ja so lange nicht gebaut. Die Vorgängermodelle, die konzeptionell schon ähnlich waren ( drei kleine Motoren, "Magno Control", viel Plastik im Innenraum ) sahen noch ganz klassisch aus mit Holz-Seitenteilen und metallisierten Fronten. Der Militärlook, in dem die Serie N4504 und die Nachfolger gestaltet waren, war in der zweiten Hälfte der siebziger besonders bei jüngeren Leuten ziemlich angesagt, bevor dann der Japan Look kam. Die Ur-Modelle in leicht zweifarbig sahen auch noch nicht ganz so schlimm aus wie die späteren Versionen, wo man zuerst alles komplett schwarz gemacht hat, und anschließend versucht hat, mit Silber und japanisch anmutenden Knöpfen das Design zu modernisieren. Das N7125 ist ein Beispiel dafür:
https://www.hifi-wiki.de/index.php/Philips_N7125
Das Ding erinnert ein wenig an einen späten "Fiat Lada", wo man ein Design aus den sechzigern mit Plastik behängt hat, um es ohne echte Veränderungen der Zeit anzupassen. Bei den "Ur-Modellen" N4504, N4420, N4506 und N4422 waren die Plastikteile ja noch teilweise lackiert, und die Kisten sehen schon recht gefällig aus, wenn man sie als Kinder ihrer Zeit sieht.
Auf dem Foto hier kann man das Ur-Modell und die komplett schwarze Billigversion davon im Vergleich sehen:
Beim N4512 verzichtete man auf das DNL Rauchunterdrückungssystem und baute an der Front für Mikrofone und Kopfhörer Klinken- statt DIN-Buchsen ein, das Gerät war im Laden nochmal etwa 50 DM billiger als das N4504, ich denke, das war dann wirklich das billigste Dreikopf-Dreimotoren-HiFi Tonbandgerät der Welt. Sowohl die komplett schwarzen als auch die "japanisierten" Varianten gab es auch in breit als Weiterentwicklung von N4506/N4422, aber diese späten Versionen sind extrem selten und tauchen auch in den Prospekten gar nicht mehr auf. Daran kann man klar erkennen, dass bei den Heimtonbandgeräten zu der Zeit schon "Resteverwertung" in Gange war. N7150 und N7300 waren dann nochmals billiger konstruiert, haben aber den Trend aufgegriffen, den die Japaner bei den mit Features überladenen Tapedecks gesetzt hatten - Plastik bis zum Abwinken, auch für Funktionsteile, und Einbau von sinnbefreiten Features, die aber für den Prozzo Käufer zum Angeben taugten. Die Geräte waren aber richtig gut, auch wenn man sich wundert, wie die Ingenieure es besonders beim N7300 geschafft haben, dass das Ding beim Spulen nicht vom Tisch abhebt. Den Fehler, den Philips m.E. gegenüber den Japanern gemacht hat, war, die Geräte nicht nach außen edler anmuten zu lassen als sie tatsächlich waren. Wenn ich mir ansehe, was für krude Plastik-Konstruktionen in Nakamichi Tapedecks oder in den japanischen Monster Plattenspielern um 1980 zu finden sind, dann braucht sich Philips nicht zu schämen. Die Japaner haben aber ein edles Gehäuse drumgebaut, während besonders bei N7150 und N7300 nicht mal ein paar hölzerne Seitenteile und eine schwere Bodenplatte drin waren, um dem Ding ein wenig mehr Glanz zu geben.
Ich habe in meiner Sammlung ein N4506, ein N4422, ein N4450 und ein N7300. Die Philips Tonbandgeräte waren teilweise so konzipiert, dass sie als Zentrale für eine komplette Anlage zu gebrauchen waren - das scheint in Holland wohl modern gewesen zu sein. Was es von Philips auch schon sehr früh gab, waren Geräte ohne Endstufen, die als Zuspieler für die MFB Aktivboxen konzipiert waren - das Tonbandgerät N4506 ist so eins, das ist in Verbindung mit zwei MFB-Boxen eine komplette HiFi Zentrale, das Laufwerk ist abschaltbar.
Ich geb zu, dass ich die Dinger mag, und mich über jeden freue, der neben Revox und Co. noch so einen ungeliebten "Plastik-Eimer" am Leben hält, in dem viel mehr technisches Know How steckt als man glaubt.
Gruß Frank