Mixtapes...
#8
Das weitaus größere Problem bzgl. Zeitaufwand ist für mich die Zusammenstellung der Playlist. Welche Songs sollen auf die Kassette oder aufs Band und wie passen sie am besten zusammen. Was soll die Stimmung sein? Das war schon immer so. Dabei spielt es auch keine Rolle ob ich das am Computer mache oder mit Schallplatten, CDs  oder Tapes. Da mache ich mir lange Gedanken ...

Meine letzten „Mixtapes“ für andere habe ich 1993 gemacht, um eine „Eroberung“ zu starten. Dabei wurden Stücke von Band, CD und Schallplatte überspielt. Eine Arbeit von Tagen, vor allen Dingen, weil ich ja auch die Zeiten abpassen musste, wo meine aktuelle Freundin nicht da war. Die hätte das wohl nicht gut gefunden ...

       
Ich gab mir Mühe. Man dachte über Themen nach. Hier am Beispiel dieser Cassette. Keep your dreams. Mit "Rubbel"-Buchstaben auf die Kopie des Covers (die in einem Kopierladen gemacht wurde) aufgetragen. Sie sollte das Ende einer beginnenden "Liebe" mit einbeziehen. Der Schnitt ins Fleisch. Der Schmerz, der dazu gehört. Träume - und die Realität. Eigentlich eine ziemlich düstere Cassette. In every dream home a heartache ... Spielräume schaffen für Interpretationen.

   
Deshalb gab es gleich eine zweite. Ebenfalls nicht heiter, aber weniger verstörend. Einfacher zu hören. Mit einem Text von mir aus einer kleinen Fachzeitschrift, die sich in dieser Ausgabe mit dem Thema Rundfunk beschäftigte. Eine Refernz an die Sendung von Alan Bangs. Eine Form des Radios, deren Ende in den 80er Jahren eingeläutet wurde.
Und das beste - je nach Betrachtungswinkel: Liebe vorbei. Die Cassetten werden mir vor die Füße geworfen. Eventuell war die Hülle zerbrochen. Sie waren ja eh nur ein Mittel zur Selbstdarstellung. Und dann waren sie wieder bei mir Smile

   
Auf einer wurde sogar herumgetrampelt. Sie hat es überstanden. Sie läuft noch immer. Ich schätze sie sehr. Eine Erinnerung an eine tolle Frau. Das sind die Geschichten, die das Analoge so besonders machen. Die Dinge erzählen eine Geschichte ihrer Entstehung. Sie hinterlassen reale Spuren.

   
Das letzte "Mixtape" wurde in Australien gemacht. Ein Tape zur Rettung einer Beziehung. Byron Bay. 1994. Mein Freund, der 1990 auswanderte, bewohnte eine riesige Villa auf einem Bergkamm hinter dem Leuchtturm. Vom ebenso riesigen Wohnraum schaute ich beim Aufnehmen mit einem Nakamichi-Tapedeck auf den Pazifik. Unvergessen!

Wie schon oft geschrieben, werden von mir natürlich immer noch Tapes erstellt. Seit 1972. Früher Band. Heute Kassetten. Jeden Monat mindestens eine. Das würde ich persönlich aber nicht "Mixtape" nennen, sondern eine Zusammenstellung oder Kompilation von Liedern, die ich in ihrer Zeit höre. Für mich ein Dokument. Obwohl heute zunächst digital am Computer erstellt, machen die jede Menge Arbeit. Vorhören. Auswählen. Reihenfolge bestimmen. Lautstärke festlegen. Überblendung hinzufügen. Oder auch nicht. Dann in Echtzeit ausspielen. So sitze ich auch heute noch gut 4 - 8 Stunden an einer Cassette. Je nach Schwierigkeitsgrad ...

Das Problem mit dem Digitalen ist ja, daß man nie fertig wird. Es kann ständig verändert werden. Man will alles perfekt machen. Entscheidungen werden nie endgültig getroffen. Alles bleibt veränderbar. Tja, das Analoge macht Arbeit - wie das Digitale.
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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Mixtapes... - von JUM - 18.03.2024, 20:04
RE: Mixtapes... - von double_ub - 18.03.2024, 20:23
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