Alte Folienkondensatoren erneuern?
#15
Hallo Jan,

das sehe ich genau so.
Gerade auch bei UHER wurden Unmengen Tantal-Elkos in den Reports seit den 60er Jahren bis in die 90er Jahre verbaut.
Und von einem UHER-Fachmann, der die Geräte in- und auswendig kennt, weiß ich, daß man die Tantal-Elkos auf jeden Fall drin lassen und ja nicht durch Aluminium-Elkos ersetzen soll, sonst würde möglicherweise danach alles viel schlechter bis gar nicht mehr funktionieren.
Nur wenn die Tantals z.B. an den Beinchen ausgebrochen sind, soll man sie durch Tantals ersetzen. Daran halte ich mich auch und bin damit bisher gut gefahren. Und die UHER's haben alle die HiFi-Norm erfüllt. Das ist die eine Seite.

Man muß auch folgendes betrachten: Unsere Tonbandgeräte, in denen Transistoren UND Tantal-Elkos zum Einsatz kamen, wurden so in den 60er bis 80er Jahren entwickelt. Da standen die Konstrukteure oft auch unter Kostendruck und hatten auch nur begrenzten Platz für die Schaltung, Da mußte alles so klein wie möglich sein. Man hat dann halt die Schaltung so ausgefeilt, daß die negativen Eigenschaften keine all zu großen Auswirkungen haben, wie z.B. das stärkere Eigenrauschen von Tantal-Elkos gegenüber konventionellen Elkos.
Man muß auch die Frage stellen, was wußte man damals wirklich über die verschiedenen Kondensatortypen?

Die andere Seite: Die Fachliteratur, auf die ich mich beziehe, wurde Anfang der 2000er Jahre geschrieben. Hauptthema darin sind hochwertigste High-End-Röhrenverstärker. (Was der Begriff "High-End" auch immer bedeuten mag, er ist durch keinerlei Norm definiert...) Da liegen unterschiedliche Philosophien dazwischen und ein unterschiedlicher Stand der Technik. Da geht es auch nicht darum Kosten oder Platz zu sparen, sondern die maximal mögliche Klangqualität zu erreichen, wenn man solche Geräte selbst baut. Heute weiß man ganz gewiß auch mehr über das Verhalten verschiedener Kondensatortypen als damals.

Noch ein konkretes Beispiel dazu: REVOX kauft(e?) alte defekte Geräte auf (z.B. A77, B77 ...), zerlegt sie komplett, aller Gehäuseteile werden neu lackiert, alle mechanischen Verschleißteile ausgetauscht, u.a. auch die Tonköpfe, die sie neu fertigen. Auch die Elektronik wird auf den neuesten Stand gebracht, dieverse Transistoren werden durch hochwertigere Typen ersetzt UND: Alle Elkos bis 10µF fliegen raus und werden durch hochwertige Foliekondensatoren ersetzt. Man ist heutzutage halt in punkto Kondensatoren doch ein wenig schlauer.
So ein Quasi-Neugerät kostet dann so um die 3000,- bis 4000,- €. Ob sie das aktuell immer noch tun, kann ich nicht sagen, vor einigen wenigen Jahren gab es aber diese An- und Verkaufsaktionen.

Insofern ist es zumindest die eine oder andere Überlegung wert, ob sich das eine oder andere Bauteil durch etwas besseres ersetzt, um eine qualitative Verbesserung oder längere Haltbarkeit zu erreichen. Vorsicht bleibt natürlich geboten und paar einzelne Kondensatoren reißen es sicher auch nicht raus. Doch wenn ich Kondensatoren schon ersetzen muß, wird man eh nicht mehr den exakt baugleichen Typ bekommen und dann stellt sich schon die Frage, durch welchen Typ sollte ich den defekten Kondensator ersetzten, oder welcher Typ scheidet von vorn herein aus.

Schönen Gruß
Chris
1. Können wir hören, was wir messen?
2. Können wir messen, was wir hören?
Menno van der Veen
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RE: Alte Folienkondensatoren erneuern? - von Magictape - 31.01.2024, 17:13

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