Alte Folienkondensatoren erneuern?
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(11.01.2024, 11:43)nick_riviera schrieb: ... ich kann aber nach vielen Jahren wirklich einen Zusammenhang erkennen - Wohnzimmergeräte spielen oft nach Jahrzehnten ohne Werkstatt immer noch einwandfrei, stellt man diese dann aber nur wenige Monate in den ungeheizten Keller verwandelt sich so ein Gerät in einen Sanierungsfall. Der Keller muss dafür nicht feucht sein, die Temperatur- und die damit verbundenen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit reichen aus.

Hallo,

das kann ich nur bestätigen. Die am besten erhalten und am einfachsten wieder gängig zu machenden Geräte sind die, die durchweg ihr Leben lang in einer Wohnung aufbewahrt wurden, also stets nur von normalem Wohnraumklima umgeben waren. Das läßt sich ganz einfach daran erkennen, daß sich darin nur loser Staub befindet, der sich relativ leicht wegsaugen oder wegblasen läßt und dann schauen die meisten Innereien wieder wie neu aus.

Noch schlimmer als "Kellerfunde" sid meiner Meinung nach die "Dachbodenfunde", vor allem, wenn die Geräte über Jahrzente auf einem unisolierten Dachboden gelagert wurden. Im Winter herrschen Minusgrade und die kältebedingte hohe Luftfeuchtigkeit kondensiert an den Teilen aus. Metallteile oxydieren, der anhaftende Staub wird zu einem "Teig", der dann bei wieder steigenden Temperaturen überall schön festgebacken wird. Im Sommer sind die Geräte dann absoluten Treibhaustemperaturen ausgesetzt, so daß u.a. auch sämtliche Schmierstoffe verharzen. Dachbodenfunde machen nach meiner Erfahrung die meiste Arbeit, um sie wieder herzurichten, darum ist bei entsprechenden Angeboten und Hinweisen immer Vorsicht geboten.

Aber eigentlich ging es ja um Foliekondensatoren. Dazu ist das Wesentlichste ja bereits gesagt.
In alten Röhrengeräten sind oft Kondensatoren zu finden, die an den Stirnseiten mit Teer vergossen sind. Egal von welchem Hersteller diese Kondensatoren stammen, erfahrunggemäß kann man die ohne weitere Prüfung alle rausschmeißen und durch moderne Foliekondensatoren ersetzen. Wenn ich solchen Kondensatoren geprüft habe mit der entsprechenden Spannung, haben die nahezu garantiert deutlich meßbare Leckströme.
Styroflexkondensatoren, MKC-, MKP- oder MKT-Typen können guten Gewissens drin gelassen werden, sofern keine Beschädigungen (Risse usw.) erkennbar sind. 
Mit MKS- und MKL-Typen bin ich mir nicht ganz so sicher. Hab mal in einer Fachzeitschrift gelesen, daß MKS-Typen für NF-Schaltungen grundsätzlich nicht gut geeignet nicht wegen ihere relativ hohen dielektrischen Absorbtion, die den Klirrfaktor negativ beeinflußt, aber das führt hier vielleicht doch etwas zu weit. Wenn ich diese Kondensatortypen in NF-Übertragungszweigen entdecke, ersetze ich diese durch geeignetere Typen.

Schönen Gruß
Chris
1. Können wir hören, was wir messen?
2. Können wir messen, was wir hören?
Menno van der Veen
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RE: Alte Folienkondensatoren erneuern? - von Magictape - 30.01.2024, 09:59

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