Wie "stark" sind Bänder magnetisiert?
#17
Zitat:...Wenn man bei Gerät B jedoch nur bis +3 dB aussteuern würde, verschenkt man doch fast 5 dB Dynamik....

Hallo Frank,

ich setze jetzt erstmal voraus, dass Du überall richtig gerechnet hast (...liest sich zumindest so...).
Ob es bei einer Aufnahme mit dem selben Band auf Gerät B etwas zu verschenken gibt, hängt meines Erachtens ganz von den "Reserven" ab, die in Gerät B vorhanden sind. Wenn die Konstruktion (Köpfe, Verstärkerzüge...) es zulässt, auch mit mehr "Schmackes" verzerrungsfrei aufzunehmen und wiederzugeben, kann man sich ja noch an die obere Austeuerungsgrenze herantasten. Aber wo Schluss ist, ist Schluss und wenn es anfängt zu klirren, dann ist da nichts mehr zu machen und dann hat die mögliche Dynamik da eben ihre Grenze erreicht. Das scheint mir der kleine Unterschied in der grundlegenden Auslegung eines Bandgerätes zu sein. Bei den Standard Revox Geräten z.B. scheint eine Auslegung angestrebt worden zu sein, signalfeste (verzerrungsarme) Aussteuerung in nutzbaren Grenzen zu ermöglichen. Eine vergleichbare Standard Akai Maschine z.B. scheint mir indes stärker auf einen werbewirksamen Höhenfrequenzgang hin getrimmt zu sein - bei niedrigerem Pegel versteht sich. Bei Revox rückte auch sicher die Halbspur-Variante stärker in den Konstruktionsfokus. Da hat man es natürlich bei starker Magnetisierung mit dem Übersprechen leichter. Die Standard-Akai ist als "Konsumer orientierte" Viertelspur-Variante wohl eher in eine andere Richtung konstruiert. Da hält man sich dann hinsichtlich der Bandflußhöhe aus bekannten Gründen etwas zurück. Wenn man sich dann fragt, wieso eine übliche (Viertelspur) Uher auch etwas mehr Dampf aufs Band bringt, dann liegt m.E. auch hier der Grund im angepeilten Einsatzzweck. Zielgruppe bei Uher schienen mir die ambitionierten Tonbandamateure und Sprachlabore gewesen zu sein. (Die Ausstattung einer deLuxe spricht da für mich eine deutliche Sprache). Aus dem Blick- bzw. "Hörwinkel" dieser Zielgruppe, die eher auch mal Sprachaufnahmen tätigte, als ein typischer Akai-User, ist eine hohe Dynamik natürlich ein klarer Vorteil.

Schlussendlich mögen also für die verschiedenen Lösungsansätze handfeste Gründe vorgelegen zu haben, es "so oder so" gemacht zu haben. Weitere Hersteller als die hier Genannten mögen den Kompromiss aus mehreren Sichtweisen gesucht (und möglichweise gefunden) zu haben. Das sind dann die Geräte, auf denen man auch eine hochausgesteuerte Fremd-Aufnahme noch abspielen kann, ohne dass es zerrt und ohne Vollanschlag der Instrumente. Eine Vergleichs- und "Kompatibilitäts"-Liste, wie eingangs gefragt, dürfte es jedoch kaum geben. So etwas setzt ja voraus, dass einem als Probanden vollständig revidierte und in Werkseinsspezifikationen arbeitende Maschinen zur Verfügung stehen. Und alte Vergleichstests von "damals" geben solche Informationen logischerweise auch nicht her, weil man da einfach nicht davon ausging, dass sich eine nennenswerte Nutzerschaft mehrere Geräte unterschiedlicher Hersteller (und unterschiedlicher Konstruktionsauslegungen) nebeneinander in die Stube stellt und die Bänder mal hier, mal da abspielt.

Das was uns heutige Sammler (sofern man denn dazu zählt) umtreibt, stand vor 50 Jahren in keinem Lastenheft.

Soweit meine Ansicht...

Gruß
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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RE: Wie "stark" sind Bänder magnetisiert? - von PeZett - 20.01.2024, 09:34

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