Klangqualität - Vergleich: Tonband / Tapedeck
#26
Auch wenn die großen Tonbänder prinzipbedingt im Vorteil sind, und zwar desto mehr, je höhere Geschwindigkeit und je weniger bzw. breitere Spuren man nutzt: In der Praxis braucht man dafür schon eine Bandmaschine der gehobenen Preisklasse, die in einwandfreiem Zustand ist, und ebenso gutes Bandmaterial, auf welches man das Gerät einmessen sollte, um wirklich beim A/B-Vergleich mit dem Eingangssignal keine oder kaum noch Unterschiede wahrzunehmen.

Bei der Cassette wirken sich Unwägbarkeiten wie nicht optimaler Bandlauf, Drop-outs, unpassende Einmessung nochmal stärker aus. Es ist aber auch einfacher, mit vergleichsweise niedrigem Geld- und Reparatureinsatz zu befriedigenden Ergebnissen zu kommen. Einen guten Teil der prinzipbedingten Nachteile, vor allem im Bereich der Dynamik, kompensiert das System mit wesentlich weiter entwickeltem Bandmaterial, das bei der geringen Geschwindigkeit von 4,76 cm/s nochmal einiges rausholt. Dazu kommen auf die Geschwindigkeit optimierte Kopfspaltbreiten.

Ich mache gerne Probeaufnahmen mit verschiedenen Bändern. In der Frühzeit des Systems gab es einige Bandtypen, die exakt identisch sowohl in Cassetten als auch auf Spulen erhältlich waren, nur die Schnittbreite ist unterschiedlich. Bekanntestes Beispiel ist BASF PES 18, welches in den ersten Cassetten verwendet wurde, aber auch andere Sorten wie z.B. Agfa PE 65 und PE 66 gibt es für beide Systeme. Während man mit diesen Bändern auf einer gut gewarteten und darauf eingemessenen Bandmaschine schon mit 9,5 cm/s zwar etwas rauschende, aber doch relativ unverfälscht klingende Aufnahmen machen kann, hat man bei denselben Bändern in Cassetten keine Chance, selbst im Revox B215 nicht; es wird immer etwas dumpf klingen, weil das Material bei 4,76 cm/s einfach nicht die hohen Frequenzen abbilden kann.

Mit guten Cassetten und Decks aus der Blütezeit des Mediums erreicht man gut und gerne eine Aufnahmequalität, die einer normalen Bandmaschine mit 19 cm/s im reinen Hörvergleich erstmal nicht unterlegen ist, bis zu 66 dB Rauschabstand ohne Dolby etc. sind auch möglich. Erst beim Aufzeichnen von Testsignalen fallen die prinzipiellen Vorteile des Tonbandes wieder auf, vereinzelt auch mal bei Musik (z.B. Orgel mit sehr niedrigen Frequenzen).

Als Schüler, mit seinerzeit noch frischen Ohren, war ich nie ganz zufrieden mit Bandaufnahmen, bis ein Sony TC-K 770 ins Haus kam. Dieses Gerät schaffte es dann, in Verbindung mit manchen Bändern, endlich nicht mehr sofort hörbar zu machen, ob die Musik nun von Cassette oder von CD kommt. Beim Tonband stellte sich diese Zufriedenheit erst viel später ein, als zu den diversen Einmotor-Geräten noch eine A77 und eine kleine ASC dazu kamen.

Viele Grüße,
Martin
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RE: Klangqualität - Vergleich: Tonband / Tapedeck - von Kirunavaara - 02.01.2024, 16:54

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