PCM-Recorder-Sammelsurium
#6
(17.11.2023, 18:33)Heinz Anderle schrieb: Mit den Olympus-Recordern habe ich keine Erfahrung.

Ein ex-Bekannter hatte sich den LS-10 gekauft, als der neu rauskam. Aus meiner Erinnerung heraus recht "dünn" klingende Aufnahmen über die eingebauten Mikrofone, aber als "schnell mal was aufnehmen"-Recorder unheimlich praktisch, kompakt, leicht in der Bedienung und hinsichtlich A/D via Line In gut.

Als ich dann soweit war und mir was kaufen wollte, war der Nachfolger LS-11 draußen und den kaufte ich dann auch.

http://web.archive.org/web/2010022601452...M-Rekorder

Der LS-11 hat 8 GByte internen Speicher und einen SD-Kartenslot. Letzteren habe ich bis heute nie genutzt, mit den 8 GByte kam ich immer locker hin.

Die Mikrofone waren verbessert worden, es klingt in den Tiefen "voller", aber ich habe nie Ambitionen gehabt, damit wirklich HiFi-Aufnahmen zu machen. Dafür sind die kleinen, fix montierten Electretkapseln aus meiner Sicht auch zu sehr rauschend und in ihrer Anordnung zu unflexibel. Ist man nah an der Quelle und hat somit genug Pegel, kann man aber doch gute Resultate erzielen. Die damaligen Tests attestierten dem LS-11 auch eine preisklassenbezogen sehr gute bis überragende Qualität.

Ich hockte einmal 90 Minuten lang mit möglichst "unbeweglich" und griffgeräuschfrei gehaltenem LS-11 in der Hand des nach oben gestreckten Arms als "Ersatz-Mikrofonstativ" etwa 1 Meter vor einem Volksmusik-Trio (Akkordeon, Gitarre, Zither, Gesang) halb unterm Tisch und schnitt deren Auftritt auf der diamantenen Konfirmation des Jahrgangs meiner Mutter mit. Danach ist mir der Arm fast abgefallen, aber die Aufnahme war erstaunlich brauchbar (das war ein Spontan-Schnellschuss in letzter Sekunde, nichts geprobt etc.). Ich glaube, ich habe etwas mehr Räumlichkeit gefaked, indem ich nachträglich in Software ein kleinwenig Audio des linken Kanals vom rechten Kanal subtrahierte und umgekehrt auch.

Die an alle Teilnehmenden verteilte CD kam sehr gut an und das Trio rief, nachdem sie auch ihre Exemplare erhalten hatten, bei mir an, um sich zu bedanken und mir mitzuteilen, dass sie im Laufe der Jahre einiges versucht hatten, um mal einen Auftritt halbwegs brauchbar mitzuschneiden. Sie sind immer gescheitert, auch mit Technik, die sie sich vom regionalen Theater geliehen hatten - was immer sie da versucht haben. Meine Aufnahme wäre weitaus besser gewesen und die erste richtig gute Aufnahme.

Der Mic-In ist eine unsymmetrische 3,5-mm-Miniklinke, bei der man eine Tonaderspeisung (5 Volt vermutlich) zuschalten kann im Menü. Habe diesen Eingang nie verwendet.

Line In ist nur eine unsymmetrische 3,5er Miniklinke und damit bei Bewegung des Steckers auch potentiell störanfällig, aber was der A/D leistet, ist wirklich gut. Über den Line In zugespielt, gelingen sehr gute Aufnahmen - solange man in PCM mitschneidet. Da sind möglich: 44,1 kHz / 48 kHz / 88,2 kHz / 96 kHz jeweils in 16 Bit und 24 Bit sowie 44,1 kHz 16 Bit mono. Genutzt habe ich je nach Aufgabenstellung aber nur 44,1 kHz / 16 Bit und 48 kHz / 16 Bit. Was die höheren Abtastraten an Frequenzgang real bringen, habe ich nie getestet.

Die internen Mikrofone sollen angeblich nicht von höheren Abtastraten profitieren, aber der Versuch, die wöchentliche Ultraschall-Umfeldmessung der hässlichen Rauchwarnmelder meiner Wohnung damit mitzuschneiden (angeblich um 40 kHz), brachte tatsächlich auch Signalkomponenten in diesem Bereich - neben deutlich lauter aufgenommenen Signalen unterhalb 5 kHz, die wohl Gehäuseresonanzen des Rauchwarnmelders während der Aktivität seiner Ultraschall-Geber sind:

   

Wo die 20-kHz-Linie in dieser Aufnahme herkommt, weiß ich nicht - nie weiter untersucht.

Mit einem externen Mikrofonvorverstärker am Line In (dafür steht hier ein alter Behringer MIC2000 19" herum) und guten Mikrofonen ist natürlich "amtliche" Rundfunk-Sendequalität drin.

Der Recorder ist wirklich klein - auch im Vergleich zu 3,5er Klinkensteckern:

   

Das war bei einer Interview-Session mit einer betagten Dame, sie hatte ein Gefell UM70 mit MV692 auf P48 bekommen, ich hatte das sichtbare kleine Billigmikrofon für meine Zwischenfragen. 2-kanalig getrennt mit externem Vorverstärker mitgeschnitten und später am Rechner in eine Monofassung konvertiert.

Der MP3-Encoder des LS-11 ist minderwertig. Der kann 128 / 256 / 320 kbps stereo und erreicht bei 256 kBit/s nicht die Qualität, die eine gute Version des LAME bei 192 kBit/s schafft. Als Belegmitschnitt bei Konferenzen taugte das aber prima, ich hatte den LS-11 über 7 Jahre lang jeden Sommer am Mischpult hängen bei Konferenzen und Festwochen in einem Seminarzentrum. Was dabei sehr positiv war: die extrem lange Laufzeit mit 2 AA-Batterien. 2 Tage mit je 8 Stunden Konferenzmitschnitt und ein Konzertabend waren da mit einem Batteriesatz durchaus drin. Leider ist offenbar ein Pufferkondensator gealtert, der Datum und Uhrzeit bei Batteriewechsel stützt - inzwischen muss man sich beeilen, sonst muss man die Daten erneut eingeben.

Auch positiv: die Aufnahme-Pegeleinstellung erfolgt über ein mechanisches Rändelpoti und vor diesem Poti ist offenbar nichts, was bei etwas höheren Pegeln schon übersteuern könnte. So kam ich auch am Saal-Mischpult mit recht hohem Ausgangspegel im Aufnahmepfad durch Abregeln des Rändelpotis des LS-11 zu unverzerrten Aufnahmen, während ein ganz einfacher Zoom-Recorder im gleichen Setup versagte: der hatte eine elektronische Aussteuerungseinstellung mit Tipptasten, die Elektronik dort war aber schon durch den zugespielten Pegel weit in der Übersteuerung, man konnte da nur noch den Aufnahmepegel der Verzerrungen einstellen, aber nicht unverzerrt aufnehmen. Mit dem LS-11 geht das.

Noch heute leistet der LS-11 treue Dienste bei "schnell mal"-Mitschnitten über die internen Mikrofone und als Digitalisierer für Schallplatten via Line In hinter einem Phono-Pre. Das ist sowieso eine geniale Lösung: nix brummt dank Batteriebetrieb, man kann schnell mal mit dem Recorder zu jemandem gehen und dort die Platte überspielen, statt sie ausborgen zu müssen. Und die Qualität ist in 44,1 oder 48 kHz PCM perfekt. Nur die Eingangsempfindlichkeit des Line In könnte dafür gern paar dB höher sein.

Fazit: ich habe den Kauf nie bereut. Professionelle Anschlüsse (XLR mit P48) fehlen aber halt.
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PCM-Recorder-Sammelsurium - von Heinz Anderle - 16.11.2023, 19:24
RE: PCM-Recorder-Sammelsurium - von lg74 - 24.12.2023, 01:32
RE: PCM-Recorder-Sammelsurium - von musicus - 17.11.2023, 19:16

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