Azimut und andere senkrechte Einstellungen des Tonkopfs
#2
(02.12.2022, 11:58)SevenTeaLights schrieb: Wenn ein nicht optimaler Bandkontakt zu einem leichten Höhenrückgang führt, kann man dann diesen Effekt zur Einstellung des Wiedergabekopfes für Stereosignale nutzen? Ich stelle mir das so vor, dass man ein Testsignal nur im relevanten Frequenzbereich aufzeichnet und dann per Verstellung des Wiedergabekopfes das Hinterbandsignal optimiert.

Ja, im Prinzip macht man das so. Nur hat man zur Einstellung des Wiedergabekopfes ein Azimuth-Test-Band, das man sich zulegen muss. Mit diesem stellt man den Wiedergabekopf richtig. Danach stellt man den Aufnahmekopf gleich zum Wiedergabekopf.
Das hat aber mit dem Bandkontakt nichts zu tun. Dieser müsste sich, um den oben beschriebenen Effekt zu erreichen, dynamisch ändern. Das lässt sich in der Praxis schwierig bewerkstelligen und schlecht kontrollieren.

(02.12.2022, 11:58)SevenTeaLights schrieb: Aber was wäre der relevante Frequenzbereich?

Ein Azimuth-Test-Band hat in der Regel Testfrequenzen bei 10kHz. Diese lassen sich normalerweise schon nicht mehr 100%-ig einstellen, eine Phasenverschiebung von maximal 45° gilt im Amateurbereich meist als tolerabel. Jedoch ist es bei Schrägstellung möglich auf ein Nebenmaximum zu stellen, wenn die Kopfspalte genau so versetzt sind, dass sich bei der wiedergegebenen Testfrequenz eine Phasengleichheit ergibt. Allerdings sind dann andere Frequenzen nicht mehr phasengleich, deswegen gibt es Testbänder mit Mischfrequenzen, um das zu vermeiden. Hier wäre z.B. ein Informationsblatt für ein Spaltjustierband.


(02.12.2022, 11:58)SevenTeaLights schrieb: a) Wäre das unterhalb der Grenze, ab der sich eine exakte L/R-Phasengleichheit nicht mehr per Azimuth gewährleisten lässt:

Man könnte linken und rechten Kanal gegenphasig summieren und den Wiedergabekopf so justieren, dass sich maximale Auslöschung/geringstmöglicher Pegel ergibt.

Da gibt es keine fest Grenze. Die Phasengleichheit wird durch Toleranzen nach oben immer ungenauer. Dein genanntes Beispiel ist eine Möglichkeit den Azimuth zu justieren, nur in genau die gegensätzliche Richtung. Für exakte Einstellung stellt man auf das Pegelmaximum.
Eine andere Methode wäre ein Oszilloskop im X/Y-Betrieb (Lissajou-Figur). Siehe dazu z.B. auch meine Einmessanleitung.

(02.12.2022, 11:58)SevenTeaLights schrieb: Man könnte den Wiedergabekopf so justieren, dass sich maximaler Pegel je Kanal ergibt. Das wäre wohl eigentlich der Standard, nur mit der Erweiterung, dass man ein optimiertes Testsignal verwenden könnte. Wäre in diesem Fall vielleicht ein L/R-identisches, scharf hochpassgefiltertes Rauschsignal optimal?

Ja, genau, siehe oben. Ein Rauschen wird aber schlecht funktionieren, besser ist ein Mischsginal aus ein paar, wenigen Testfrequenzen, wie sie auch das von mir verlinkte Testband beinhaltet. Die Testbänder werden mit Vollspurkopfen aufgezeichnet um auf allen Kanälen möglichst identisch zu sein.

In der Praxis bringt ein verstellter Azimuth aber nur eines: Eine Absenkung der oberen Grenzfrequenz, also einen Tiefpass. Die Phasenverschiebung bleibt einigermaßen konstant, schwankt nur bei hohen Frequenzen durch Fertigungstoleranzen bei Band und evtl. ungenaue Bandführung.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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RE: Mit Absicht leicht schräg gestellter Tonkopf - von The_Wayne - 02.12.2022, 13:08

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