Peakmeter
#3
Lieber Frank,

dein Problem wird am ehesten sein, dass deine Peripherie zu einem Großteil die -früher mal- normierten Pegelwerte kontinentaler Tonstudiogeräte nicht bereitstellen wird, die aber dein NTP ganz gerne hätte, um universell eingesetzt werden zu können...

Der Eingangswiderstand deiner Kassetten liegt ntp-typisch bei 22 kOhm, symmetrisch, erdfrei, weil trafogekoppelt. Eine Desymmetrierung (sofern gewünscht) stellt also auf jeden Fall kein Problem dar. 0 dB dürften, wenn niemand unter den Vorbesitzern deiner Cassetten Sonderwünsche geäußert oder selbständig umgeeicht hat, bei 1,55 Volt erreicht sein, was auch mit Heimmitteln (also Sinusgenerator und Millivoltmeter) überprüft werden kann. Der Ze ist etwas niedrig, dürfte aber auch von modernem Amateurgerät in der Regel bedient werden können. Die Tuchel 2700 mit Gegensteckern solltest du festhalten, denn sie werden nicht mehr gefertigt und sind daher selten.

Messwerke werden in der Studiotechnik-Nf überall da aufgelegt, wo es etwas zu messen gibt, also am Ausgang eines Mikrophonverstärkers, eines Mischpultes (= Bandgeräteeingang), eines Bandgeräteausganges, am Beginn einer Leitung, am Ende derselben, wobei hier zu berücksichtigen ist, dass der frühere Funkhausübergabepegel an die Post(leitung) nicht 1,55 Volt betrug, man infolgedessen entweder mit einer Vordämpfung oder einer anderen Wicklung des Ausgangsübertragers der vorgeschalteteten Verstärkeranordnung maß. Die jeweiligen Aussteuerungsreserven muss man natürlich kennen. Aber der Toningnieur "wohnt da ja drinnen".

Solange sich deine zu messenden Geräte an den Nf-1,55-Volt-Normpegel/600 Ohm ('mittlere Vollaussteuerung') halten, werden dir deine Messgeräte (sie haben tatsächlich keinen Ausgang) schöne Dienste leisten, die du bald nicht mehr missen wollen wirst. Wenn dann noch an gleichspannungsfreien, symmetrischen Schaltungspunkten gemessen werden kann, kannst du dich während der Übertragung knackfrei aufschalten und sehen, was ebendort los ist, also auch Betriebsprüfungen durchführen.
Kurz: Du legst das Messwerk parallel zu den Verbrauchern auf, deren Aussteuerung du kontrolleren willst. Bei dir wird das vermutlich der Ausgang eines Mischpultes oder der Ausgang einer Bandmaschine sein.

Was geschieht in einem Aussteuerungsmesser deines Typs?
Nach dem Eingangsübertrager folgt ein Verstärker, dessen Verstärkungsfaktor um 20 dB angehoben werden kann, denn dein Aussteuerungsmesser besitzt eine 20-dB-Taste, mit deren Hilfe Pegel nicht nur bis -80 dB herunter abgeschätzt, sondern auch Pegel im Bandgeräteeinmessbereich (20 dB unter VA) in den Anzeigebereich größter Genauigkeit deiner Messgeräte verschoben werden können, was genaue Einmessungen zum Kinderspiel macht. Hierzu sollte man aber nachmessen, ob das Messwerk oberhalb von 15 kHz bereits einen leichten Abfall hat, was der Rundfunk hierzulande früher 'mal so haben wollte'. Nachdem die Bezugsbänder aber weiter reichen, könnte es sein, dass man darauf Bedacht nehmen muss.
Danach folgt ein elektronischer Doppelweggleichrichter großer Bandbreite und Qualität, weil ja im Bereich von rund 70 dB ordentlich gemessen werden muss. Die Genauigkeiten sind in DIN 45406 festgelegt, wozu übrigens auch der Umpolfehler gehört. Dem Gleichrichter nachgeschaltet ist ein Logarithmierer, der dafür sorgt, dass der angezeigte Dynamikbereich von gut 60 dB auf einer Skala ohne Bereichsumschaltung abzubilden ist. (60 dB auf dem Millivoltmeter erfordern 6 Messbereichsumschaltungen). Dem nachgeschaltet ist die Anzeigestufe, die bei Lichtzeigern aus einem kleinen Gleichstromverstärker besteht (minus unendlich -heute- bei einem Messgerätestrom von 3,498 mA), bei LED-Anzeigen aus einem Gleichspannungskomparator und bei Plasmaröhren aus einer meist digital angesteuerten Hochspannungsanlage.
Gleichrichter und Logarithmierer sind ein wenig temperaturempfindlich, was sich allerdings zur Röhrenzeit 'geringfügig dramatischer' bemerkbar machte als bei neuzeitlicher Elektronik.

Ob du einen Aufholverstärker und/oder Impedanzwandler benötigst, hängt allein von deiner Peripherie und deinen Erwartungen ab. Die Ausgänge deiner M10, 15, 20, A80, 810, 169, 269, 961, 962 etc. versorgen dir dein Peakmeter 'mit links', bieten also den richtigen Pegel und den notwendigen Dampf, sofern nicht umgeeicht wurde. Bei der regulären A77 wird das etwas enger, weil der Ausgang ja schon bei etwa 3 Volt anfängt, die 'Grätsche zu machen'. Bei der B77 würde ich den Kopfhörerverstärkerausgang verwenden, den dann aber einwandfrei abgleichen und keinesfalls mehr daran herumschrauben, weil er ja zum Teil der Messkette wird. Eine G36 besitzt zu schiefe Ausgangspegel ("ca. 1 V") und einen frequenzabhängig zu hohen Ausgangswiderstand, um mit deinen NTP messtechnisch einwandfrei kommunizieren zu wollen. Sie sollte einen kleinen Anpassverstärker spendiert bekommen.

Überhaupt steigt der Sinn einer solchen Messeinrichtung mit den normierten Pegeln, die ja früher einmal A & O der kontinentalen analogen Studiotechnik waren. Diese eminent praktische Festlegung ist allerdings dem Amateur schwer schmackhaft zu machen, weil seine Anlagen meist a) zu klein und b) oft ungeeignet sind, da sich die Amateurgerätetechnologie dieser Forderung nach Normpegeln in der Regel nicht stellte. Für den Profi war jene Normierung aber Teil seiner Strategie, die Qualität -so irgend möglich- am oberen Limit des Kompromisses aus Geräuschspannungsabstand und Klirrfaktor zu halten.

Ich besitze noch heute zwei Zweikanal-RTWs (1109), die ich in analogen Zeiten mit meinem geklauten 269 (16 in 4) betrieb, dessen Zeiger-Messwerke im Stereobetrieb schlecht abzulesen waren. Eine der beiden RTW-Einheiten war fix mit den Mischpultausgängen 1 und 2 verbunden, die zweite Einheit konnte in der gesamten Anlage herumgeschaltet werden, also nach Wahl die Pegelwerte der Kanäle 3 und 4 des Pultes, der Ausgänge beliebiger Bandmaschinen (sämtlich nach Studionorm VA bei 1,55 Volt), also auch meines (umgebauten) B710 oder des (ebenfalls umgebauten und geeichten) A76 (Aussteuerungsmessung der Rundfunksender), des Schallplattenentzerrervorverstärkers, der Dolby-Prozessoren und was sonst anzeigen. All dies war auf Knopfdruck durch passive Schaltermatrixen möglich, weil in der Anlage überall die Pegelnormen eingehalten wurden.

Ein kleiner Anpassverstärker war jedoch im Mischpult erforderlich, weil der interne Linepegel beim ja sehr hoch übersteuerbaren 269 ab Werk bei 10 dB unter 0,775V lag, was von mir aber geändert worden war. Dennoch musste ich die letzten 6 dB für die Messschnittstelle zum internen Pegel durch einen schon vorhandenen, aber bis dahin nicht genützten OpAmp aufholen.

Die Integrationszeiten deiner Messverstärker (10 ms gemäß DIN 45406, IEC 268-10 und IRT 3/5) sind genau festgelegt und liegen um den Faktor 25 niedriger als bei VU-Metern, weshalb ein Lead bei Spitzenspannungsmessern ja auch nicht erforderlich ist. Man sieht tatsächlich, was da ist, ohne dass zwischen statischen Tönen und Musikmodulation unterschieden werden müsste. Will man allerdings digitale Senken ordentlich ansteuern, muss man jedoch auf 1 ms, besser sogar 0,1 ms Integrationszeit heruntergehen.

Bereits die RRG maß mit jenen logarithmischen Messverstärkern bis -40 dB. Der legendäre U10 von 1938 (natürlich gemeinsam mit Lichtzeigermesswerk arbeitend) lebte in etwas modernisierter Gestalt zweier Serien des U21 oft bis in die Stereozeit (Mitte der 1960er) hinein. Die Logarithmierung bei diesen beiden Gerätetypen wurde übrigens schon zur RRG-Zeit mit frühen Exemplaren der Halbleitertechnik, den Kupferoxydulgleichrichtern besorgt.

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 25.10.2005, 22:49
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