AEG T 8f hu Historisches Laufwerk
#13
Hallo Binse,

habe ich sehr gerne für Dich gemacht, und ich habe da noch weitere Knaller in der Hinterhand.

Ich wollte Dich auch schon anschreiben, aber Du warst eine Millisekunde schneller.

Wenn ich mal schnell in Kladde denken und schreiben darf: Ich stelle mir so vor, was Du mit Deinen mechanischen Fähigkeiten und dem gleichzeitig vorhandenen Wissen über die digitale Ansteuerung an einem alten Studiolaufwerk hinbekommen würdest, ist phänomenal. Ich gebe nur mal zwei Hinweise von meinem Lieblingslaufwerk T 9u (Telefunken hat nie wieder so raffinierte Wickelmotoren bauen können) in den Ring: Der Rüchwickelmotor verringert sein Gegendrehmoment bei Wiedergabe mit abnehmendem Wickeldurchmesser !!!! Du hast richtig gelesen. Der Bandzug von z.B. 20 p mit vollem Wickel (30 cm) ist am Ende (10 cm) nicht 60 p, sondern nur 40 p. Dann gibt es im Bandpaß eine elektrisch erregte Wirbelstrombremse, die leider damals nur konstant 60 p dazu addieren konnte. Das ergibt den für Profis völlig ausreichenden Wert des Bandzugs im Bereich von 80-100 p völlig ohne irgendeinen Eingriff von außen. was das 1952 bedeutet haben muß, kannst Du mit den Erfahrungen, die Du bisher sammeln mußest, wohl einschätzen wie nur wenige. Das kann diese alte Gurke nach 70 Jahren immer noch. Ohne Fühlhebel mit ausgeklügelter Dämpfung, ohne irgendwelche zu Schwingungen neigenden Regelkreise..... einfach so.
Meine T 8f hu hat einen solchen Rückwickelmotor auch schon eingebaut. Das Laufwerk war vermutlich eines der letzten Baumuster, bevor die T9 kam

Es kömmt aber noch besser:
Der Aufwickelmotor kann das umgekehrt!!!! Bei kleinem Bandwickel reduziert er sein Drehmoment und bei großem Bandwickel verstärkt er das Drehmoment. Wiederum alles nur über die Drehzahl und die muß nirgends gemessen werden. Der Motor weiß sie ja sowieso.

Du mußt mir sicher recht geben: Für Dich wäre es ein Leichtes über die gemessene Drehzahl des jeweiligen Motors bei gegebenem Anfangs- bzw. Endwickelduchmesser von 30:10cm zu den verfügbaren zwei Bandgeschwindigkeiten eine Bremsscheibe mit dem nötigen Gleichstrom zu versorgen um einen ruckelfreien, abriebfreien, alterungsbeständigen Bandzug hinzukriegen, der keine Regelabweichung hat, weil nichts gereget wird.
Das ist aber nicht eilig, denn außer uns beiden und Peter Ruhrberg braucht auf dieser Welt niemand mehr ein so perfektes Laufwerk. Und von uns dreien braucht es der Peter am dringendsten. Das auch nicht dramatisch dringend, denn er hat seine M15a in einer Weise optimiert, daß daran sowieso niemand mehr klingeln kann.
Wenn wir es dann noch hinbekämen, die T 9u mit dem Doppelrollenantrieb der M10 und der Tonmotorsteuerung der M15a zu vereinen und beim Kopfträger alle Hinweise von Peter Ruhrberg übernähmen, hätten wir wohl eine Maschine, die mechanisch auf dieser Welt kaum zu übertreffen wäre.

Exkurs: Der Filterhebel im Bandlauf der T 8 f , T9 und deren Derivate hatte mehrer Aufgaben, aber keine steuernde oder regelnde.
Er war im Bandlaufbereich aus Widia-Hartmetall und erhöhte durch seine Umschlingung den Bandzug an den Köpfen um einen weiteren Anteil, der mit steigenden Bandzug geringfügig abnahm, das war gut so. Aufgrund seiner Beschaffenheit (sehr hart und sehr glatt) war er in der Lage die damals sehr raue Oberfläche der Bänder bei vielen Durchläufen etwas zu glätten. Seine Hauptaufgabe war aber, bei verklebten Bandwindungen (es gab noch das Naßklebevefahren), bei stark eiernden Wickeln (unrunde Kerne, aber auch Klebestellen im Hunderterbereich s. Peter Ruhrberg a.a.O, können einen Wickel ziemlich deformieren) durch Nachgeben ausgleichend zu wirken.(Störungen im Bereich 1 bis 10 Hz). Beim Bandstart wirkte er auch zusätzlich als Schlaufenfänger. In den T9 Laufwerken wurde er sogar auch elektrodynamisch gedämpft. Die Altvordern beim NWDR duldeten in Sendemaschinen keine mechanischen Bremsvorrichtungen im Sendelauf. Als Umspul- und Standbremse war Mechanik natürlich zugelassen. Die Vorgänge liefen ja auch nicht über den Sender.
So, nun schlage ich meine Kladde erst einmal wieder zu und versichere Dir, daß ich Deine Arbeiten weiterhin wohlwollend, mit großem Interesse lesend begleiten werde, wobei ich Deine Programmierungskünste alle nicht verstehe. Altersbedingt werde ich das in diesem Leben auch nicht mehr schaffen.

Mit den besten Grüßen

Manfred
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RE: AEG T 8f hu Historisches Laufwerk - von Magnettonmanni - 09.12.2020, 15:15
RE: AEG T 8f hu Historisches Laufwerk - von TSF - 17.04.2023, 17:54
RE: AEG T 8f hu Historisches Laufwerk - von R2R - 17.04.2023, 22:03

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