Per 528 und Lgr 50
#12
Lieber Wolfgang,

wenn ich ehrlich bin, existiert für mich als Klassikhörer nichts mehr in dieser Landschaft, was mich denn anspräche; ich weiß aber genauso, dass meine Erwartungen und Hoffnungen etwas ab vom Schuss sind.
Wir haben es bei dem ganzen Dilemma ja mit einer Kombination technischer und ästhetischer Probleme zu tun, die nicht nur nicht separat zu lösen sind, sondern sachlich miteinander zu tun haben. Das Zusammensetzen zweier so unterschiedlicher Medien wie das des klassischen UKW-Rundfunks analoger Provenienz und der digitalen Speicherung mit eigenen Gesetzen musste zu Problemen führen, die man mit technischen Mitteln ('hochwertige', frequenz- ja universell signalabhängige Begrenzer und Kompressoren) löste, die anhand unter (Ingenieurs-)Zeitgenossen virulenten Ästhetiken entwickelt wurden.

Diese Ästhetiken entspringen den Vorstellungen unserer aktuellen Gesellschaftsordnung, deren Prinzipien in den hier zur Debatte stehenden Umgebungen der Medienindustrie zumindest nicht die meinen sind. Ich suche die Auseinandersetzung, will belehrt, nicht unterhalten werden (frage einmal hier im Forum herum, wie das unsere Kollegen sehen; eine Mehrheit wird mir widersprechen!), störe mich nicht an 'Mängeln', die mir die Einsicht in die Engigkeit eines Übertragungskanales erlauben, möchte nicht in Musik (oder Texten) baden, sondern zur sachimmanenten Analyse (nicht derjenigen der Begrenzereinstellungen oder dessen Fabrikats) angehalten werden. Musik muss für mich daher nicht per se "schön klingen", sondern anhand ihrer Machart (auch die ihrer medialen Vermittlung!) Einblick in ihre Aufgaben vermitteln. Wo diese Aufgaben nicht klar zu umreißen sind, interessiert mich die Musik folglich kaum mehr. Dass da heute 'systemübergreifend' (also privat bis öffentlich-rechtlich) heftigst herumgeschoben und gesündigt wird, schlicht weil man keine Vorstellungen von dem hat, was man tut (sieh' mal in die 'redaktionellen Unterfütterungen' des Programmes!), hat mich de facto hörfunkabstinent gemacht.

Übrigens bin ich mit meinem 'Musikerwunsch' nicht allein, mich an Sachverhalten reiben zu können, was nichts anderes ist, als die Auseinandersetzung zu suchen. Von durchaus prominenten Musikern der vor-medialen Zeit ist ähnliches überliefert, was vor allem einen dieser Musiker veranlasste, neben seinen Kantorenaufgaben den lebenslangen Kontakt mit einer Hundertschaft privater Schüler zu suchen. Das Ergebnis spricht für sich, denke ich.

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von M15AHH - 03.07.2005, 13:34
[Kein Betreff] - von PhonoMax - 03.07.2005, 16:31
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