Per 528 und Lgr 50
#10
Zitat:M15AHH postete
naja: "abgeschlossen" ist das Thema Band noch lange nicht;
Lieber Andreas,
so, wie ich das meinte und schrieb, ist das technische Kapitel des Magnetbandes abgeschlossen, weil technische Fortentwicklungen (ich zitierte einen zitierfähigen Aufsatz) des analogen Bandes nicht mehr stattfinden können. Die leistungsfähigen Forschungseinrichtungen (zuletzt war noch EMTEC da) sind zerschlagen. Das physikalische Potenzial der analogen Tonaufzeichnung ist letztlich ausgeschöpft, die Nichtlinearitäten des magnetischen Verfahrens würden beim Versuch einer weiteren Steigerung der Betriebsdynamik vom analogen Verstärker (also Aufnahmever- bzw. Wiedergabeentzerrer) mehr fordern, als dieser zu leisten in der Lage ist.
Die Auflösung des analog magnetischen Verfahrens zu 1000 Pegelschritten ließ sich in den letzten 40 Jahren nicht ändern.

Schon das genannte SM900 -sein Nachfolger mit allerdings elektroakustisch praktisch identischen Werten lag bei EMTEC, München nicht mehr nur in der Schublade- überfordert diverse Aufsprech- und Wiedergabeverstärker, es lässt sich also die Qualität nicht mehr sinnvoll weitertreiben. Der wiedererstehenden Firma Quantegy gebe ich noch maximal fünf Jahre, APR in York, Pa kaum eine Chance, und was in bzw. aus Oosterhout kommen wird, wissen die Götter.

Ein digitales "Speicherverfahren der Zukunft" wird es nicht mehr geben, das haben die Gralshüter des Wettbewerbes und die Rundfunkanstalten selbst -mit allen Vor- und Nachteilen- verspielt. Der hohe Normungsgrad früherer Tage ist -wieder mit allen Vor- und Nachteilen- nicht mehr wiederzubeleben. Über die Praxis der WDR, bei der Digitalisierung die analogen Originale der Löschdrossel zu überantworten, kann ich nur den Kopf schütteln. Sie widerspricht den über Jahrhunderte gewachsenen Erfahrung unserer Archivare.
Tonkopfbauer der Qualität der Studer-Buben letzter Generation, die zu vergleichbar 'günstigen' Preisen liefern, gibt es nicht mehr. Man müsste auch diese Szene wieder herholen. Das kommt aber nicht, weil 'der Markt' (unser Mammon) viel zu klein ist. Natürlich wird man weiter digitalisieren und Digitalisiertes bei ansteigender Fehlerrate neu kopieren, doch dies wird -so ja auch die vorgesehene Praxis des WDR- ein konstanter Prozess sein, der dann eben mit Verlusten, die es ja auch schon zur analogen Zeit z. B. in Gestalt der Binderschwächen bei professionellen Bändern gab [468 war einschlägiger Kantonist!], zu neuen Tätigkeiten im Rundfunkbereich führen wird.

Was beim Rundfunk gebastelt wird und teilweise gebastelt werden muss, ist mir natürlich geläufig. Die CD bzw. die digitale Aufzeichnungstechnik ist nicht qualitativ ein Problem, sondern ihre Qualität ein Problem für übliche Übertragungskanäle, tja, und vor allem für unsere Hörgewohnheiten, denen sich der Rundfunk so albern wie engagiert 'stellt', man arbeitet ja "gewinnorientiert", was ja nun schon einigen Schwachsinn in unseren Gemeinwesen geadelt hat.

Ich weiß, warum ich -herzlich bewusster Zuhörer und Klassikmann, nochmals sei es betont- kaum mehr Hörfunkteilnehmer bin. Heute sind -wie ich hier schon einmal schrieb- selbst die vermutlich auf IG Farben Typ L aufgezeichnet(gewesen)-en RRG-Stereos von 1944 (Gieseking/Rother) bereits ein hörbares Problem. Ich weise das gerne anhand meiner Ardchivaufnahmen nach. Doch hat dies weniger mit der Technik zu tun, als mit dem (oftmals geschäftsleitungsbestimmten) Zwängen zu Modernismus, Fortschritt und Reform oder zu dem, was man 'da oben' dafür hält; also dem Umgang des Menschen mit technischem Material. Frühere Tage waren da aber keineswegs besser, sieht man sich das zeitweise geradezu radikale Exerzieren des "Kompatiblitätsgebotes" durch die Rundfunkanstalten in der Frühzeit der Rundfunk-Stereofonie (Koinzidenztechnik!) an. Womit wir wieder beim Thema wären: Wie kommt was warum..., und: Machen wir heute nicht denselben Quatsch? Ist der wider den Stachel löckende Kunde/Hörer nicht eigentlich der Partner, über den man sich freuen, mit dem man die Diskussion suchen sollte, auch wenn er gelegentlich bis oft gegebene Sachverhalte nicht durchschaut?

Vergegenwärtige ich mir, welche Reaktionen ich seitens der Rundfunkmacher auf meine qualifizierten, vorsichtigen, stillen, höflichst formulierten Vorhaltungen zu 'qualitativen Parametern' hin erhielt, dann würde ich hier durchaus von Defiziten sprechen, die sicher fortbestehen. Heute gebricht es mir am weiteren Engagement, in diesen Fragen noch 'aktiv' zu sein, zudem bin ich in der Branche zu bekannt, um mir nicht doch die zweifelhafte Reputation eines Querulanten einzuhandeln.
Es ist halt so, ich konstatiere einen Verfall, akzeptiere ihn auf Zeit, bin aber dabei, sollte Abhilfe möglich werden, sollte ich dann noch etwas hören.

Hans-Joachim
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