Per 528 und Lgr 50
#7
Zitat:M15AHH postete
ich vermute, wir haben den gleichen Beruf, nur bist du erheblich erfahrener als ich:-)
Öh, soll vorkommen. Ich gehe heute mit der analogen Technik allerdings als Historiker (mit funktionierender Priphwerie) um, was mir mein Leben erleichtert, wenn ich an die qualitativen Verzweiflungen meiner Frühzeit denke. Ja, ich war oft verzeifelt, traurig, weil es nicht besser ging und man keine Alternativen hatte.
Heute geht es besser und das -seitens der Technik- durchaus mit links, was aber dem -ich nenne das so- digitalen Schlendrian Tür und Tor öffnet. Davon ist unsere Rundfunklandschaft heute leider und tatsächlich übervoll. Auch das ästhetische Interesse steht mehr als nur auf der Kippe, weil man sich um nichts mehr richtig bemühen muss. Systemengpässe früherer Jahre, die einen zur Entscheidung zwangen, gibt es leider kaum mehr und wenn doch, dann entscheidet oftmals die Maschine. Schade, aber der Moloch Markt, dem man [zu] vieles opfert, will es nicht anders.

Zitat:Ich hatte die M 15 neulich beim Service (Hilpert in HH) und der bestätigte mir, dass die Köpfe in der 77er deutlich schlechter sind als in der M 15.
Hilpert muss das sagen und hat natürlich Recht damit. Die Sorgfaltsebene der Profiköpfe ist von eigener Klasse. Das hört man aber in der Praxis nicht, weil die von dir beschriebenen Engpässe eher in der Sättigung des Bandes oder bei neuestem Band (z.B. SM900, das ist die physikalische Grenze, siehe Aufsatz Corinth-Engel im TMT-Bericht 1994) in der Sättigung der Verstärker anzulasten sind, man also das System mit seinen erheblichen Nichtlinearitäten überfordert, nicht fach- bzw. sachgerecht nützt. Beim Auftreten solcher Erscheinungen macht also der Nutzer einen Fehler, dessen Ursache nicht primär in der Qualität der Köpfe zu suchen ist. Miss also Aussteuerbarkeit, Klirrfaktor, Geräuschspannungsabstand und Frequenzganglinearität nach und du weißt, was geht und was nicht. Ich habe jahrelang (zwischen ca. 1976 und 1984/85) neben A80 und B67 her zwei A77ORF betrieben, die natürlich mehr brummten und keine Schmetterlingsköpfe hatten (die Aufzeichnungen waren daher nicht kompatibel); ansonsten aber war qualitativ kein signifikanter Unterschied zu hören, sieht man davon ab, dass die A77ORF trotz fehlenden Hf-Modulationstrafos hinter Band näher (!) am Vorband-Originalsignal waren als B67 und A80, die zugegebenermaßen 'schöner' klangen. Doch machen bei mir Musiker Musik und nicht Bandmaschinen. Die wirklichen Mängel der Köpfe der A77 lagen in den nicht identischen Spurbreiten des Aufnahmekopfes, was aber unter den Nutzern offenbar niemand wusste, bis ich davon einmal in einem Forum Erwähnung tat.

Mit den beiden Welten mechnaischer Qualitäten hast du uneingeschränkt Recht; und das berührt natürlich bei der analogen Technik bei längeren Betriebszeiten recht schnell auch klangliche Bereiche, die ihrerseits immer auch eine Funktion der Gerätezuverlässigkeit sind. Man darf sich aber nicht täuschen: Der Rundfunk verplemperte (??) das viele Geld für seine T8en und T9en (für deren Preise gab es damals mehrere VWs) et alii nicht primär für Klangqualitäten, sondern für eine hohe Zuverlässigkeit (Dauerbetrieb) bei möglichst hoher Qualität. Die Qualitätsforderung ihrerseits rührte auch nur aus der Tatsache des geradezu 'wüsten' Kopierens bei den Rundfunkanstalten, dessen negativer Einfluss nur mit extrem hochwertigen Magnetophonen zu beherrschen war. Bei digitaler Technik ist das alles kein Thema mehr, weshalb man sich zum Kopieren auch keine Gedanken mehr macht, was auch auf Musiker und ihre Arbeit abfärbt. Die Langweiligkeit des heutigen Autofahrerwellenrundfunks hat Ursachen, die man aber absehen konnte, als die Großartigkeit unserer Rundfunkreformen ins Werk gesetzt wurde. Es liegt mir fern, die Vergangenheit zu glorifizieren, denn die technischen Möglichkeiten sind heute so toll wie nie zuvor. Walter Weber wären die Tränen gekommen; sicher aber auch wegen des reichlich 'sparsamen' Ergebnisses. Man muss sich als Mensch an Problemen reiben, damit interessante Ergebnisse herauskommen, sage ich als [klassischer] Musiker dazu.

Zitat:Ich habe zwei Chargen der LGR und stelle fest, dass sich dieses augescheinlich vom 528 kaum unterscheidet; auch finde ich nicht, dass es sichtlich rauher ist als das PEM; ein anders LGR 50 aus dem Archiv meines Brötchengebers kommt mir dagegen vor wie ein Reibeisen....
Zonal hatte auch so ein Band, bekam aber u. a. deshalb keinen IRT-Segen, weil es zu glatt kalandert war. So waren für Rundfunkanwendung bestimmte, genau definierte Ansprüche an die Wickelqualität zu befriedigen, wie denn auch der 'Selbstreinigungseffekt' (so nannte man das damals) des 525 immer wieder hervorgehoben wird. na ja, eibeisen könnte man es auch nennen, obgleich das 525 stereo ja schon zu den kalanderten Bändern gehört...

Mir geht es in Postings immer darum, den Sachverhlt historisch in sinnvoller Breite aufzudröseln, weil selten etwas ohne Grund passiert und wir heute nicht nur Grund haben/hätten, etwas von Vätern zu lernen, sondern auch neue urteilsfähigkeit dem eigenen Mist gegenüber zu entwickeln. Dafür eignen sich abgeschlossene historische Kapitel wie die analoge Magnetbandtechnik wirklich gut, doch dies nur dann, wenn man halbwegs kapiert, was vorging.
Für 'diese meine' Sicht bin ich hierzuforum schon bekannt (berüchtigt??).

Nachdem deine Blätter noch immer nicht auf dem Wege sind, beende ich meine Gedankenspielereien jetzt einstweilen 'mal.

Hans-Joachim
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