AEG-Telefunken
#6
Hallo,

das mit dem Standort Konstanz (und nicht nur Konstanz) scheint tatsächlich sehr verzwickt:
Wie geschrieben , wurde zunächst 1959 das Fachgebiet Meß- und Sondergeräte von Ulm nach Konstanz verlegt.
Dann kam 1960 das Fachgebiet Technisches Magnetophone.
Ein Jahr später beginnt von Konstanz aus der Vertrieb des Großrechners TR4, dessen Entwicklung in Backnang begonnen und in Konstanz weitergeführt worden war.
Die bereits zu Pintsch-Zeiten begonnene und von Telefunken übernommene Arbeitsgebiet Briefsortierung wird weitergeführt.
1967 werden AEG und Telefunken zur AEG-Telefunken verschmolzen.
In der Folge entschließt sich AEG-Telefunken, sich beim Bau von Rechnern auf technisch-wissenschaftliche Großrechner und Prozessrechner, und nicht auf die kommerzielle Datenverarbeitung, zu konzentrieren.
Diese Strategie greift nicht,1972 wird entschieden, das Großrechnergeschäft mit der Nixdorf Computer AG weiterzubetreiben. Man gründet gemeinsam die Telefunken Computer GmbH in Konstanz. Beide Stammfirmen beteiligen sich mit je 50%.
Das alles ist aber frustran: die angestrebten Umsätze werden nicht erreicht. Am 18.7.1974 wird die Telefunken Computer GmbH an Siemens verkauft und erhält den Namen Computer Gesellschaft Konstanz (CGK).
Nach dem Auszug der Großrechner wird der Geschäftsbereich Prozesstechnik aus Seligenstadt,Frankfurt und Berlin nach Konstanz verlegt.
Außerdem gibt es in dieser Zeit in Konstanz noch die Arbeitsgebiete Mechanik mit der Briefverteilung und eben die Magnetbandtechnik.
Im gleichen Jahr, 1974, weist der Geschäftsbericht der AEG-Telefunken-Gruppe einen Jahresfehlbetrag von 684 Millionen DM aus. Das wird v.a. auf Verluste der AEG im Geschäft mit Turbinen und Kraftwerken zurückgeführt: die AEG hatte sich entschieden, sich im Bereich Kernkraftwerke zu engagieren. Wir alle wissen,daß dieses Geschäft aber Anfang der 70-iger nicht zuletzt wegen immer stärker werdenden Widerstandes in der Bevölkerung risikoreich und für die AEG defizitär wurde.
Dazu kamen die auch heute noch üblichen Ausreden: Konjunktur, Dollarverfall etc.
Das alles führt zu einer kompletten Neuorganisation des AEG-Telefunken Konzerns im Inland. Dazu nur soviel: sieben Zentralbereiche des Unternehmen werden zu fünf zusammengefaßt. Die bestehenden 8 Unternehmenbereiche werden auf vier reduziert..
1977 wird der Vorsitzende des Ausichtsrats der AEG und Sprecher des Vorstands der Deutschen Bank, Jürgen Ponto, von der RAF ermordet.
Seit der Umstrukturierung gehört der Standort Konstanz zum Unternehmensbereich Energietechnik. Konstanz liefert in diesem Rahmen Rechner für den konzerninternen Anlagenbau. Das stellt einen weiteren Rückzug aus dem Rechnergeschäft und eine Konzentration auf das Gebiet der Prozessrechner dar.
Gleichzeitig wird das Arbeitsgebiet Postautomation ausgebaut.
(1978 wird in Wiesbaden die damals modernste Briefsortieranlage an die Post übergeben, mit 2 automatischen Anschriftenlesemaschinen. Zum damaligen Zeitpunkt "sensationell" können 70% aller Adressen von Sendungen automatisch gelesen und codiert werden.)
1979 zeigt sich,daß Prozessrechner zunehmend weniger wirtschaftlich sind.
Das Arbeitsgebiet Prozessdatenverarbeitung wird auf eine neu gegründete Beteiligungsgesellschaft übertragen.
Zum 1.April 1980 gründen AEG-Telefunken und die Modular Computer Sytems Inc. die ATM Computer GmbH Konstanz.
Allerdings werden die Schwierigkeiten von AEG-Telefunken in dieser Zeit nicht weniger. Am 1.Februar 1980 wird Heinz Dürr Vorstandsvositzender.
Dürr schlägt eine Erneuerung der Führungstruktur des Konzerns vor, die vom Aufsichtsrat gebilligt wird.
Im Zuge dieser Umstrukturierung wird u.a. der Geschäftsbereich Informatik gegründet, der nach Konstanz kommt.
Dieser neue Geschäftsbereich beliefert die konzerninternen Anlagenbereiche mit Informatik-Produkten.
"Die Zusammenarbeit mit den einschlägigen AEG-Telefunken Beteiligungsgesellschaften, u.a. AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH, Olympia Werke AG, und ATM Computer GmbH sowie Telefonbau Normalzeit Lehner & Co. im Sinnen der gegenseitigen Produktergänzung ist kennzeichnendes Element der Geschäftspolitik des Geschäftsbereichs Informatik."

Im August 1982 ist AEG-Telefunken dann zahlungsunfähig.
Am 9. August 1982 wird der Antrag auf die Eröffnung eines Vergleichsverfahrens gestellt.

Damit soll´s für heute gut sein.
Quelle: wie oben: Festschrift der Siemens ElectroCom

Noch etwas zu Telefunken:
http://www.heise.de/ct/04/08/056/

Gute Nacht
Frank
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[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 26.06.2005, 12:33
[Kein Betreff] - von Friedrich Engel - 26.06.2005, 19:14
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