18.06.2019, 21:24
Hallo Anselm,
ich frag' mal etwas provokant: Was meinst Du, wie es ohne die Japaner mit Uher weitergegangen wäre?
Und antworte ebenso provokant aus meiner Sicht: Wahrscheinlich gar nicht so viel anders.
Die Geschäftsführung hat, und das hat erst mal gar nichts mit den Japanern zu tun, einfach lange gepennt und sich meiner Ansicht nach drauf verlassen, daß der wirtschaftliche Erfolg, den die Firma Ende der 1960er Jahre hatte, schon von selbst anhalten werde. Bei den Reports hat das sogar geklappt, weil die einfach für den angedachten Anwendungszweck kaum zu verbessern waren und es auch keine übermächtige Konkurrenz gab. Aber bei stationären Bandmaschinen hat die Firma (ebenso wie Grundig, Telefunken und Saba) seelenruhig zugesehen, wie nicht nur Akai, TEAC und Sony, sondern auch Revox, Philips und Tandberg den Markt Stück für Stück mit wesentlich moderneren Geräten aufgerollt haben.
Die Royal de Luxe kam, soweit ich weiß, 1967 auf den Markt. Das war dann für sage und schreibe fast zehn Jahre die letzte echte Innovation der Firma im Bandmaschinenbereich. Nachdem man dann in München doch wahrgenommen hatte, daß die Konkurrenz inzwischen wesentlich mehr zu bieten hatte, musste man sich hastig irgendwas einfallen lassen, um noch etwas vom Kuchen abzubekommen, und hat sich dann mit der SG-630 Logic und dem unseligen Omega Drive als vermeintlichem Mehrwert verzettelt. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt, das Modell hat der Firma dann wirtschaftlich endgültig den Todesstoß versetzt.
Uher hätte das ('tschuldigung, Anglizismus) Know-How und die Reputation gehabt, um der A77 von Revox Paroli zu bieten. Die Maschine war vor allem für Amateure keineswegs perfekt, hatte Schwächen bei der Bedienung, keine Bandzugsregelung, nur zwei Geschwindigkeiten, keine vom Anwender wechselbaren Kopfträger. Das sind alles Dinge, die die RdL besser konnte. Hätte Uher die Erfahrungen ein paar Jahre früher genutzt, um eine große Maschine auf den Markt zu bringen (und das ohne kühne technische Experimente), bin ich mir sicher, daß sie wirtschaftlich erfolgreich gewesen wäre.
Oder noch viel wichtiger: Die Kassettentechnik! Auch da kam Uher zu spät und war mit eigenen Entwicklungen letztendlich nur in ein paar Marktnischen wirklich präsent.
Mir ist das zu einfach, immer in Richtung Japan zu zeigen, wenn es um den Niedergang der deutschen UE-Industrie geht.
Gruß,
Timo
ich frag' mal etwas provokant: Was meinst Du, wie es ohne die Japaner mit Uher weitergegangen wäre?
Und antworte ebenso provokant aus meiner Sicht: Wahrscheinlich gar nicht so viel anders.
Die Geschäftsführung hat, und das hat erst mal gar nichts mit den Japanern zu tun, einfach lange gepennt und sich meiner Ansicht nach drauf verlassen, daß der wirtschaftliche Erfolg, den die Firma Ende der 1960er Jahre hatte, schon von selbst anhalten werde. Bei den Reports hat das sogar geklappt, weil die einfach für den angedachten Anwendungszweck kaum zu verbessern waren und es auch keine übermächtige Konkurrenz gab. Aber bei stationären Bandmaschinen hat die Firma (ebenso wie Grundig, Telefunken und Saba) seelenruhig zugesehen, wie nicht nur Akai, TEAC und Sony, sondern auch Revox, Philips und Tandberg den Markt Stück für Stück mit wesentlich moderneren Geräten aufgerollt haben.
Die Royal de Luxe kam, soweit ich weiß, 1967 auf den Markt. Das war dann für sage und schreibe fast zehn Jahre die letzte echte Innovation der Firma im Bandmaschinenbereich. Nachdem man dann in München doch wahrgenommen hatte, daß die Konkurrenz inzwischen wesentlich mehr zu bieten hatte, musste man sich hastig irgendwas einfallen lassen, um noch etwas vom Kuchen abzubekommen, und hat sich dann mit der SG-630 Logic und dem unseligen Omega Drive als vermeintlichem Mehrwert verzettelt. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt, das Modell hat der Firma dann wirtschaftlich endgültig den Todesstoß versetzt.
Uher hätte das ('tschuldigung, Anglizismus) Know-How und die Reputation gehabt, um der A77 von Revox Paroli zu bieten. Die Maschine war vor allem für Amateure keineswegs perfekt, hatte Schwächen bei der Bedienung, keine Bandzugsregelung, nur zwei Geschwindigkeiten, keine vom Anwender wechselbaren Kopfträger. Das sind alles Dinge, die die RdL besser konnte. Hätte Uher die Erfahrungen ein paar Jahre früher genutzt, um eine große Maschine auf den Markt zu bringen (und das ohne kühne technische Experimente), bin ich mir sicher, daß sie wirtschaftlich erfolgreich gewesen wäre.
Oder noch viel wichtiger: Die Kassettentechnik! Auch da kam Uher zu spät und war mit eigenen Entwicklungen letztendlich nur in ein paar Marktnischen wirklich präsent.
Mir ist das zu einfach, immer in Richtung Japan zu zeigen, wenn es um den Niedergang der deutschen UE-Industrie geht.
Gruß,
Timo