Pioneer CT 95 - eine kurze Einschätzung
#24
Nee.

Es geht um Prinzipien.

Dass Leute hier und überall Einen erzählen, dass die Schallplatte DAS Medium ist, obwohl Jeder, der sich ein Bisschen mit Physik beschäftigt genau erklären kann, warum es nicht so ist und warum Digitaltechnik überlegen ist. Die CD ist auch nicht DAS Medium, denn sie ist ein Datenspeicher, der einen Datenstrom ausliest, genau wie DAT oder MiniDisc oder eine Festplatte, ein USB Stick, eine SD Karte. Und auch auf einer MiniDisc konnte man unkomprimierte Daten speichern wie auf einer CD, genau so wie man auf einer CD MP3s oder Musik in Studioqualität speichern kann, aber ein klassischer CD Player versteht eben nur WAV 44.1/16, aber es spielt gar keine Rolle, ob dieser Stream von einer CD, einem Computer oder sonst woher kommt. Es geht einfach nur um Samplingrate und Auflösung und die ist nunmal bei einer CD schon so hoch, dass es da soundtechnisch keine hörbare Steigerung mehr gibt, auch wenn Medien das suggerieren, genau so wie sie Datenkompression bemängeln, die man angeblich hört, weil die Musik dadurch ja so schlecht klingt. Die CD hat also eigentlich gar keinen Klang. Es wird nur das reproduziert was rein gegeben wird.

Der Sound kommt aus dem Studio und nicht aus dem Medium - schon lange nicht mehr, weil es diese Limitierungen im Digitalbereich in der Form eben schon lang nicht mehr gibt. Und auch Loudness War ist einfach nur eine Erfindung der Tonmeister und der Plattenindustrie.

Analoge Medien haben Limitierungen, IMMER und die der Schallplatte sind am stärksten, die eines Studiotonbands am geringsten. Die Cassette hat Artefakte, die ein Studiotonband nicht oder nur geringfügig hat, weil die Geschwindigkeit viel geringer ist, die Spur viel kleiner und Alles nur durch Tricks so hochgezüchtet werden konnte, bis die Cassette irgendwann besser war, als das Heimtonbandgerät.

Die Schallplatte hat eine ständig wechselnde Relativgeschwindigkeit weil der Weg den die Nadel bei einer Umdrehung zurück legt immer kleiner wird, wodurch der Sound drastisch leidet, Verzerrungen nehmen zu, der Frequenzgang wird schlechter und durch nie exakt zentrierte Mittenlöcher und Höhenschläge dreht sich die Platte nie exakt plan. Der Gleichlauf ist also immer deutlich schlechter, als der des Laufwerks, die Kanaltrennung liegt irgendwo unter 30 dB, Phaseneffekte und Stereoechos sind gar nicht möglich, die müssen vor dem Pressen gefiltert werden. Der Grund, warum Platten manchmal subjektiv besser klingen als das CD Master liegt einfach darin, dass sie anders abgemischt werden muss und da muss - wenn es gut klingen soll eine gewisse Sorgfalt betrieben werden, aber deshalb ist nicht das Medium besser. Digital kann nix dafür, wenn der Producer scheisse abmischt, aber Digital gibt es keine Barrieren und Limitierungen, deshalb kann man da ebenso gut wie grottig abmischen, ohne dass das Einfluss auf das Medium hat, bei Platte ist das halt anders. Bei SACD und anderen HiRes Medien übrigens ähnlich: Es werden Masters verkauft, die es auf CD nicht gibt, die dann subjektiv besser klingen. Der Konsumer denkt dann, das käme durch die höhere Auflösung, wenn man das Material aber downsampelt und auf CD brennt oder direkt vom PC abspielt klingt es nicht hörbar schlechter.

Dann erzählen aber genau die Leute, die behaupten, dass Schallplatten das Nonplusultra sind, dass sie an ihrem Transrotor den Riemen getauscht haben und seit dem die Bühne viel präsenter ist oder dass die 500 Euro Boxenkabel den Klang enorm steigern, oder der Ringkerntrafo im Verstärker die Dynamik sowas von boostet oder dass Discothekendreher viel schlechter klingen als ein guter Riemenantrieb. Und wer sich mal ein bisschen aus seiner emotionalen Esoterik Welt herauslehnt, müsste eigentlich verstehen, dass das Alles grober Unfug ist, denn ein Laufwerk klingt ab einer gewissen Güte (also sagen wir mal ab 150 Euro aufwärts) und einem einigermaßen vernünftigen Tonarm nämlich nicht. Es klingt nur, wenn es so schlecht ist, dass es leiert, rumpelt und Resonanzen verstärkt. Denn ein Laufwerk hat nur eine Aufgabe: Es muss die Platte möglichst konstant drehen, der Klang kommt aus dem Tonabnehmer und wenn ich mir angucke was für Gurken da heute als High End verkauft werden und dann ist ein AT 95 E dran und es wird aber im Klangtest von irgend ner dämlich verblendeten Hipster Community so hochgelebt, weil die bei ner Flasche Rotwein die neue Zupfgeigenmädchen Platte so warm und weich wieder gegeben hat. Oder es nervt wieder Jemand mit der Brothers in Arms, weil die ja sowas von Referenz ist.

Dann werden 5 Seiten lang Dinge so emotional umschrieben, dass Jeder diesen 12.000ensten unnnötigen Plattenspieler kaufen muss und mir wird schlecht und ich möchte am Liebsten Jemanden für diese abgrundtiefe Frechheit verprügeln.

Diese Hochnäsigkeit die auch in diesen Kreisen so um sich tritt. Dieses „wir sind so überlegen, wir haben Goldohren und DU hörst das eh nicht.“, dieses Belächeln, wenn’s halt nicht für mehr als n kleinen Technics gereicht hat aber der ja soooo stark unterlegen ist und man mit diesem Dreher niemals diese Nuancen hört, weil er für einen hochwertigen Tonabnehmer einfach viiiiiieeeeeel zu schlecht ist... ich hab das so oft hinter mir. Man wird dann nicht ernst genommen, weil man Consumerprodukte benutzt und keine Restek Mono Block Endstufen für 5000 Euro das Stück, die Nichts, aber auch Nichts besser machen, als ein stinknormaler Vollverstärker... naja aber ich hab ja eh keine Ahnung... in diesen verbohrten Ansichten sind so viele Widersprüche, die sich mit Logik auch nicht gerade rücken lassen und es nervt einfach tierisch, dass man Musik hören immer wieder zu einem so exklusiven Ding machen muss. Man kann schon mit einem Budget unter 1000 Euro und weniger richtig gute Komponenten einkaufen und die Steigerung nach oben wird dann immer kleiner. Ich würde sogar sagen, dass oberhalb 3000 Euro schon allein lautsprechertechnisch nicht mehr viel passiert und es dann nicht mehr besser geht, nur „anders“.

Und das schlimmste daran finde ich, dass das Neulinge total verunsichert und die sich dem Voodoo Geschwurbel dann annehmen und das glauben.

Versteht mich nicht falsch: ich liebe Analogtechnik, habe auch etwas Geld investiert und betreibe an meinem PLX 1000 von Pioneer ein Ortofon Concorde Nightclub MK II (also Super OM) mit einer OM 40 Nadel und bin immer wieder beeindruckt wie gut Platten klingen können. Ebenso ist es mit Tonband: ich habe mir meinen Traum, die Akai GX 747 erfüllt und noch 2 Kleine Heimtonbandgeräte, die auch regelmäßig spielen, deweiteren mehrere höherwertige Cassettendecks und Walkmans... mir macht das super Spaß und natürlich ist da auch irgendwie immer Emotion dabei, die ich bei Spotify nicht empfinde. Aber das liegt einfach an der Verbundenheit zu den Medien, den Geräten, der Haptik, der Optik und nicht an Technischen Daten. Aber ich sehe es realistisch: technisch ist es der Digitaltechnik unterlegen und das hört man auch, aber da das Beste raus zu holen und zu merken, wie gut es dann doch ist, fasziniert und reizt mich immer wieder und da geht mir das Herz auf, wenn ich ein neues Tapedeck gerade eingemessen habe und dann klingt die Aufnahme so hervorragend oder wenn ich einfach wieder ein Mixtape im Walkman höre und mich freue, dass es gut geworden ist...

Man darf und soll ja Spaß daran haben, deshalb ist es ein Hobby. Aber man sollte trotzdem die Realität sehen.

Wie dem auch sei... deshalb muss das Master vorher der Platte angepasst werden. Cassetten kommen mit den meisten CD Aufnahmen auch so klar, aber es gibt auch Aufnahmen mit starkem Tiefbass und/oder Hochtonanteil, wo das Medium an seine Grenzen stößt und eine perfekte Kopie damit dann nicht mehr möglich ist...

LG Tobi
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