Tonbandgerätekauf - Checkliste?
#5
Also ich kann jetzt nur für meine Wenigkeit sprechen und dir sagen, wie das bei mir aussieht.

Ich habe ja keinen "elektrischen" Beruf gelernt, wenn man davon absieht, dass ich jahrzehntelang (elektrische) Straßen- und Stadtbahnen gefahren habe.

Um eine Bandmaschine erfolgreich zu überholen, sollte man über wenigstens grundlegende Kenntnisse der Elektronik verfügen. Man sollte Schaltpläne und deren Symbole lesen können und zumindest bei einfachen Schaltungen (Netzteile, Vorverstärker...) auch die Funktion verstehen. Ich war auch mein Leben lang eher der Praktiker (und Pragmatiker), und zeitweise "Bausatzlöter", der nie wirklich alle Details einer Schaltung durchschaut hat.
Wenn ich da Fragen habe, ziehe z.B. ich den lieben Kai(mex) hinzu, der das gelernt hat und einem "ruckzuck" sagen kann, was dieser Widerstand bewirkt und welchen Wert ein Kondensator haben sollte, der dieses und jenes macht. thumbup

Ganz ganz wichtig finde ich eine gute Kenntnis in Bauteilkunde! Man sollte schon in der Lage sein, zu erkennen, was für ein Teil man vor sich hat und nicht bei jedem Zweibeiner nachfragen "hier habe ich ein braunes Teil ausgelötet, auf dem 104/125= draufsteht, was ist das denn?" Da ist also wirklich etwas Routine sehr nützlich und eigentlich unabdingbar! Genauso sollte man wissen, was man gegen was tauschen darf. Wenn ich unsicher bin, was ich machen soll, weil ich bei Conrad oder Reichelt gar keinen Elko 250 µF/15 V oder gar 1600 µF/3 V finde, erschwert und behindert das die Arbeit an einem Gerät unnötig. Und kann ich wohl einfach einen axialen gegen einen radialen Elko ersetzen? Auf dem neuen Motorkondensator steht 450 V~ drauf, auf dem alten aber nur 250! Wat nu? Wie rum muss man Folienkondensatoren einlöten? Was heißt das "M" auf der Feinsicherung? Oder: Tantalkondensatoren sehen doch immer wie Tropfen aus, oder? Huh

Solche Sachen, also das Identifizieren von Bauteilen, von der Diode bis zum Thyristor, auch mit etwas ungewöhnlichen Bauformen, und das Wissen, welche aufgedruckten Werte was bedeuten und in welcher Richtung da eine Änderung unerheblich oder unschädlich ist, sollte man also quasi "im Schlaf" intus haben. Natürlich ist das weitgehend Erfahrung! Wenn man mit so einem Hobby anfängt, wird man öfters mal nachschlagen oder -fragen müssen...

Weiterhin ist natürlich die Beherrschung einer einwandfreien Löttechnik unabdingbar! Kalte Lötstellen sind eine vertrackte Störungsursache und müssen unbedingt vermieden werden. Eine regelbare Lötstation ist für Viellöter sehr nützlich.

Und dann müssen die nötigen Hilfsmittel wie Messgeräte und Signalgeneratoren sowie Mess- oder Bezugsbänder vorhanden sein, wobei das Wissen um deren Bedienung auch nicht schaden kann! Wink Einiges kann ja heutzutage durch Softwarelösungen ersetzt werden, wobei Vielen die Arbeit mit richtigen, physisch greifbaren Geräten lieber ist.
Ebenfalls sollte man versuchen, immer die spezifischen Serviceunterlagen und Schaltpläne für das betreffende Gerät zu bekommen. Oft kommt man ohne diese Unterlagen nicht zum Ziel.

Der Rest ist die Theorie, also das Anlesen von Wissen zu allen Themen, die für dieses Hobby relevant sind, was eigentlich auch kaum innerhalb von vier Wochen zu machen ist, sondern bei den Meisten mehrere Jahre in Anspruch nimmt.

Schließlich schadet es auch nichts, wenn man weiß, welches Material man wo am besten und günstigsten bekommt. Bauteile, die man immer wieder benötigt, kauft man nicht einzeln, sondern 25-, 50-, oder 100 stückweise. Alle gängigen Elkos, andere Kondensatoren, Widerstände, Trimmer, Dioden und einige Transistortypen in npn und pnp kommen in Sortimentskästen oder -Koffer, so dass man im Fall des Falles nicht jedesmal zu Conrad fahren oder eine Bestellung aufgeben muss.
Wenn man öfters Geräte eines Herstellers oder bestimmter Typen (in meinem Fall Revox A und B 77) aufarbeitet und repariert, gehören auch spezifische Teile wie Riemen, Federn, Lämpchen, Andruckrollen, Kugellager und so weiter bevorratet. Diese Sachen werden vom Lagern über einige Monate ja nicht schlecht! ^^

Und nun viel Spaß beim Restaurieren und Einmessen! thumbsup

LG
Holgi
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[Kein Betreff] - von egon - 14.04.2019, 09:28
[Kein Betreff] - von Arctic_ReFox - 14.04.2019, 09:38
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