Kabeldiskussion, ausgelagert aus dem thread "Ohrkurvenanpassung"
#30
Zitat:Michael Franz posteteDu demoralisierst mich!
Diese Forum beschäftigt sich mit den nahezu verschwundenen Audio-Technologien vergangener Zeiten. Verschwindet der Kabelklang, wird das zwingend Thema in diesem Forum und bekommt ein eigenes board! Sad
Ich glaube kaum, daß man Dich in dieser Hinsicht demoralisieren kann, die Idee mit dem eigenen Board finde ich an sich gut, auch den Zeitpunkt finde ich grade passend. Ob "Kabelklang" und NF-Verbindungstechnik tragfähig genug ist ein Unterforum zu gestalten ist mE fraglich, da die klanglichen Auswirkungen nicht planbar sind sondern, wenn sie auftreten nur eine Erscheinung mit minimalen Auswirkungen darstellen, fast eine Anomalie. Mit etwas Ironie kann man "Kabelklang" innerhalb eines Blickrichtungswechsels auch als Fehlfunktion sehen, die glücklicherweise nur sehr selten vorkommt und keine nennenswerten Folgen besitzt.

Den Wind der um die NF-Verbindungen seitens der High-Ender gemacht wird, nehme ich nicht wirklich als Technologieform wahr. Ich beneide im Gegenzug die Firmen, die Kabel verkaufen aber auch nicht um ihre Geschäftsideen und Verkaufspsychologien, die Gewinnspannen sind immens bei wenig Aufwand. Das ökonomische Risiko klein und der Werbeaufwand hält sich im planbaren Rahmen. Die Produktzyklen sind planbar und gestalten sich völlig beliebig wählbar, weil Kabel nun mal nicht von nachfolgenden Technologien unter Konkurrenz-Druck gesetzt werden können. Der Absatz ist zwar nicht gewaltig aber stabil an die Anlagen-Austauschzyklen der Käufer gebunden. Wer neue Komponenten kauft ist meist auch ansprechbar in entsprechend angemessene Kabel zu investieren, schließlich

"Geräteausfälle" wie bei HiFi sonst gibt’s bei Kabel nicht, was kaputt geht wird sich nachlöten oder 1:1 austauschen lassen, mit wenig kostspieligem Versand und kleinen Lagerhaltungskosten.

Technologie-Diskussionen wären globale Diskussionen um BNC, Klinken usw Studio-Verkabelungen vs. Home. Wenn ich mich recht entsinne wird in Aufnahme-Studios dem "Kabelklang" keine nennenswerte Aufmerksamkeit geschenkt, sicherlich bis auf Ausnahmen. Man achtet darauf dass ordentliche und zweckmäßige Verbindungen der Studiogeräte untereinander vorliegen und fertig. Ob die Adern zu den Monitor-Boxen in den Studios nun mit einer Dieselhorst-Martin-Verseilung daherkommen oder außen versilbert sind, ist offensichtlich egal und dies vermutlich nicht ohne Grund.

Wenn ich damals mal an Projekten beteiligte Tontechniker nach ihrer Meinung gefragt habe, so bekam ich zur Antwort, dass alle Lötpunkte in Steckern und an den Platinen ordentlich gelötet sein sollten. Das habe noch die größten Auswirkungen auf den Klang. Vom Einsatz von Silberlot bei Hifi zum Beispiel wurde mir abgeraten, weil das "Temperaturfenster" zum sauberen Verlöten nur 10 Grad beträgt und eine gute Lötstation und etwas Erfahrung vonnöten sind.

Zitat:Michael Franz postete
Aufgrund eigener Erfahrung meine ich, dass er existiert. In dem Sinne, daß ich beim sichtbaren Umschalten einen Unterschied wahr zu nehmen glaubte, den ich eigentlich gar nicht hören wollte. Die Unterschiede waren so klein, daß ich mir nicht zutraue, die Differenzen in einem Blindtest zweifelsfrei zu identifizieren. Die Frage nach der Relevanz beantworte ich mit "Nein". Welches Klangbild jetzt richtiger ist und welches weniger richtig, kann ich nicht entscheiden. Dazu hätte ich in New Orleans gewesen sein müssen, um nachzumessen, ob der Mund von Norah Jones 120 cm vom Boden weg war oder 130. Das war für mich das Unterscheidungsmerkmal - eine geringfügig nach oben gerutschte "Stimme". oder, allgemeiner formuliert, ein geänderter Eindruck von der Räumlichkeit. Wahrscheinlich war der reale Wert ein ganz anderer.
Mir ergeht es doch nicht anders, gehört hab ich auch einiges, allerdings am nächsten Tag war's schon wieder weg oder stellte sich im Blindtest als nicht erkennbar oder reproduzierbar raus. Ich würde in diesem Feld jeden experimentieren lassen, allerdings nicht ohne den Hinweis, dass alle anderen beeinflussbaren "Variablen für guten Klang" expotential größere und wichtigere Einflüsse haben.

Zitat:Michael Franz posteteAch ja, selber Test - anderer Tag - gleiche Differenzen: Nur ordnete ich die Eigenschaften dem jeweils anderen Kabel zu.

Soviel zur Unanfälligkeit menschlichen Hörens gegen Irrtümer.
Genau, gerade das finde ich an Blindtests (z.B. ABX) so interessant dieses "Gelinktwerden durch sich selbst" durch Placeboeffekte fällt weg. Man erkennt anhand der Test-Länge und der Zahl der Versuche selbst, wie schwer es ist erkennbar relative Aussagen zu machen über das Gehörte.

Zitat:Michael Franz postete

Diese Grenze zieht jeder für sich persönlich, das geht runter bis zum Kofferradio. Je weiter nach oben es geht, um so mehr läuft es auf die Frage hinaus: Hören wir Anlagen oder Musik. Für den Fall Nr. 2 kann es ganz gut sein, wenn ein gnädig abgestimmtes Equipment eine dämpfende Hülle über den tontechnischen Murks legt. Dieser ist oft gewollt, viel Musik wird für minderwertige Anlagen abgemischt.
Genau und am Beispiel Kabelklang störte mich immer die kaum erkennbaren Auswirkungen, noch dazu auf wackeligen Beinen stehende Aussagen über relative Verbesserungen, und die mikroskopisch kleine Beeinflussbarkeit.

Wäre in diesem Themenfeld nicht soviel Geld unterwegs und ginge es nicht um lifestylegerechte und repräsentative Verkabelungen einer hochwertigen Anlage, so würden wir diesem Themenfeld auch kaum mehr Aufmerksamkeit schenken als der Farbe eines Displays. Es sind doch die Hersteller und die am High-End verdienenden und die Fanboys, die solche "Kinkerlitzchen" wie Kabeleinflüsse ständig hochspülen.

Für mich ist auch eine gewisse Phänomenologie erkennbar, dass "HIGH-End und Kabelklang" zusammenfallen mit dem "beginnenden Ende der Analog-Ära" und dem Beginn des "Digital-Geräte-Booms". Außerdem konnten die Analog-Fans vor dem Digital-Geräten "nach oben" entwischen, sie bekamen Zugriff auf immer preiswerter zugängliche qualitativ immer ausgereiftere Hardware und Abspielgeräte, während der Mainstream parallel dazu den Komfort der digitalen Tonträger genoss.

Ideologisch getragen wurde diese extrem breite Technologieablösung einer Welle der Abgrenzung gegenüber dem digitalen Mainstream. Es bildeten sich halt auch esoterische Cliquen, die auch völlig zurecht die Güte ihrer herausstellte und sich stark abgrenzte gegen den sichtbaren Erfolg der Digital-Technik, die erlerntes Wissen und sich wunderschön mechanisch drehende Weltbilder wildblinkend und in Massenproduktion wegzuspülen drohte. Konzepte dieser Cliquen, die immer auch geprägt waren von simplen plakativen Lösungen für den letzten Schliff bezeichne ich mal als Premium-Klasse einer Generation, die zusehen mußte wie seitwärts zwar das Hifi-Hobby viele neue Freunde fand, diese aber nicht die liebgewordenen Denkgewohnheiten übernahmen, daher auch die meist sehr emotional geprägten Debatten um den richtigen Weg.

Weiterhin ist mir die damals beginnende Verquickung und Diversifizierung von Zeitschriften als Foto-Werbegazetten des High-End nicht entgangen, mit der man seit Ende der 80er der oft bemängelten Stagnation entkam und das Angebot einfach um einen Premium-Bereich nach oben hin erweiterte. Die Stagnation war mE. positiv für den Verbraucher, stabile Preise und in allen Preisklassen verlässlich durchgehende hochwertige Versorgung mit Produkten.

Mit der Premium-Kiste meine ich eine ähnliche Tendenz den Absatz zu erweitern, wie sie zB auch Milka mit ihrem Schokoladen-Sortiment vorgenommen hat. Nachdem die Grundversorgung mit Schokoladen aller Arten in einem gewissen Preissegment gesichert war und der Markt zu stagnieren drohte, hat man eben sein Sortiment in die Konfisserie und Pralinerie erweitert. Jahreszeitliche Sonderaktionen sorgten für genügende Werbeeffekte und Fernsehwerbung für eine hohe Markenakzeptanz. Das Diversifizieren von Märkten in der Gewinne mehr über von Werbung getragenen Premium-Content gemacht wird als durch den Massenabsatz ist in vielen Märkten zu finden.

Für die Glaubwürdigkeit des Premium-Bereichs sorgte schon die manipulative angelegte immerwährende Wiederholung immer gleicher Inhalte durch alle Beteiligten. Kabel bilden hier für mich dann einen weiteren Markt, der hinzukam, den man als Merchandising bezeichnen könnte. Die Geräte waren offenbar ausreichend gut, sodaß man am Design und den Gadgets arbeiten konnte um das ganze stimmig zu arrangieren.

Zitat:Du hast ganz bewusst eine schlechtere Anlage gewählt, weil sie für deine Anforderungen die praktikablere ist.
Jein, ich hab mich bewusst für den Kauf von Musik entschieden, anstatt meine Anlage mit sauberem Strom und Edel-Hifi zu überzüchten. Ich hab einen erkennbaren Mehrwert darin gesehen ein mehr an Inhalten anzuhäufen, als mein Geld für Konzepte auszugeben, deren Verbesserungen für zwar noch erkennbar waren, aber auch Verschlechterungen mit sich brachten.

Bei mir hat das zum Beispiel auch dazu geführt, dass ich mir zusätzlich zu meinen Lautsprechern noch einen professionellen Studio Kopfhörer der Lambda-Reihe von Stax zugelegt habe, der eine immens gute Preis/Klang-Relation für mich hatte.

Seit etwa 1995 bin ich Teil einer Bewegung, die gänzlich auf einen Gerätepark von Abspielgeräten verzichtet und highendig die eigene Sammlung von musikalischen Inhalten (Content) auf Computern archiviert.

Seit etwa 1998 mit den ersten Anfängen der ungezügelten und nicht wieder zugrückholbaren komfortablen Verbreitung von musikalischen Inhalten durch den PC und das Massen-Filesharing gibt’s eine noch viel krassere Entwicklung als in den 80ern, bei der das alte uns bekannte HIFI durch den Multimedia-PC ersetzt wird. Erkennbar ist Fakt, daß große Teil der zukünftigen HiFi-Liebhaber den PC als erstes Hifi-Gerät kennenlernen. Diskussionen über Kabelklang die aus der Zeit als man diversifizierend nach Identifikation suchte die der Abgrenzung dient, verlieren an Wichtigkeit. Gegen eine bewahrende Gesinnung ohne blinden Traditionalismus spricht hingegen nichts, den Kabelklang, das Schlangenöl und die Wunder-Sprays hingegen ordne ich als lustige aber auch ausgesprochen irritierende Stilblüten ein.


EDIT:
Für Leser, die sich durch meinen Beitrag gekämpft haben hier nachfolgend der heitere Teil des HIGH-End Marketings:

High End Maschinen-Kabel "ohne Grenzen"

Zitat:Zitate aus Stereo:

"durch den Austausch einer Netzsteckerleiste kann man Probleme mit Raumresonanzen im Bassbereich vermindern" (Eingriff in den Frequenzgang also gleich um mehrere Dezibel?)

"Geräte klingen besser, wenn man sie nach dem Transport ausklopft um evtl. gespeicherte Energien zu entfernen" (Welche Energien denn?)

"Ein Spike leitet gleich einer mechanischen Diode Kräfte nur in eine Richtung weiter" (Newtons actio = reactio gilt also bei HiFi nicht?)

"Eine Anlage klingt besser, wenn man den linken Lautsprecher etwas erhöht, z.B. indem man einen kleinen Gegenstand auf ihn stellt" (Warum? Und warum nicht beim rechten LS?)

"wenn man eine Antenne an einer Unterstellbasis anbringt, kann man damit sämtliche elektromagnetische Störungen von dieser fernhalten" (geht nicht, dazu müsste man einen Schirmkäfig anbringen)

Märzausgabe STEREO zum Test von CD-Recordern: "Kopien auch in hoher Geschwindigkeit tadellos". Vier Wochen später: "auch auf den teuersten Recordern klingt dir CD-R komprimiert, was sich nur durch den massiven Einsatz von Zubehörteilen ausgleichen lässt" (Was denn nun?)

"Den Rand der CD muss man grün anmalen, weil das die Komplementärfarbe zum rot des Lasers ist" (der Laser ist Infrarot, dazu gibt es keine Komplementärfarbe, außerdem gilt das System der Komplementärfarben nur für das menschliche Auge)

"Abschalten oder Einschränken der Fehlerkorrektur eines CD-Players verbessert den Klang" (Zufallsergebnis besser als Rekonstruktion?)

"Netzsymmetrierer: Ein spezieller Netzfilter, der den Nulleiter komplett vom Rücktransport des Stroms entlastet..." (Es fließt also nur noch Strom in die Geräte hinein, nicht mehr heraus welch Wunder!)

"Die Membran, die die Schallwelle ins Horn einkoppelt, vollführt tatsächlich keinen Hub" (Schall ohne Membranbewegung? D.h. Musik auch ohne Signal?)

CDs klingen besser, wenn man sie vor dem Abspielen entmagnetisiert. Sie klingen aber auch besser, wenn man sie vor dem Abspielen aufmagnetisiert (also egal!)

LPs klingen besser, wenn man sie vor dem Abspielen magnetisiert
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