Jahrestag: Walter Weber erfindet die Vormagnetisierung.
#7
Genau so liegt der Sachverhalt.

Das Patent hätte Braunmühl und Weber eigentlich gar nicht erteilt werden dürfen, denn es bestand bereits. Letztlich wurde die Hf-Vormagnetisierung aber 'wenigstens' zwei Male vor (USA/Japan) und zwei Male (USA/USA) nach Weber entdeckt und patentiert; das Verfahren lag damals also sicher "in der Luft", ohne dezidierte Folgen allerdings.

Hinsichtlich der amerikanischen Patentierung(en) sind zwei Dinge nicht uninteressant:
1937 hatte sich die AEG mit einem Exemplar der K3 in die USA 'zum' General Electric in Schenectady, NY) gewagt, was dort aber außer einigen so süffisant-sarkastischen wie korrekten Fachanmerkungen zur noch recht mäßigen Klangqualität keine besonderen Reaktionen auslöste. Das Gerät war in der vorliegenden Form namentlich für den auf Einfachheit der Konstruktion bedachten Amerikaner schlicht überflüssig. Niemand aber kam danach auf die Idee, die Hf-Vormagnetisierung zur Qualitätsverbesserung anhand der bereits existierenden Vorschläge einzusetzen.

Übrigens auch Walter Weber nicht, denn er erfand diese Technik nicht bei gezielten Experimenten in der Sache, sondern entdeckte sie als unbeabsichtigtes Begleitphänomen seiner "Untersuchungen am Magnetophon" (Rauschminderung des Gleichstrommagnetophones durch Gegentakt- und Gegenkopplungsverfahren), was er selbst im RRG-Kolloquium vom 23. Oktober 1940 seinen Kollegen darlegt.

'Heiß' ist die Annahme eines "In-der-Luft-Liegens" aber auch dadurch, dass einer der IG-Farben-Magnetbandwissenschaftler in Ludwigshafen [Dr. Erwin Lehrer (1904-1997), Leiter der Ludwigshafener Magnetbandfertigung von 1962-1968] bei Experimenten mit dem Beschichtungsmaterial Carbonyleisen schon im Herbst 1934 mit Hf-Vormagnetisierung arbeitete, dies aber leider nicht weiterverfolgte. Was wäre gewesen, wenn ....

All dies schmälert die immensen Verdienste Dr. Walter Webers, der seine Entdeckung sicher eigenständig gemacht hat, nicht im geringsten.
Dabei geht noch so manch andere Erfindung bzw. Konstruktion auf sein 'Konto': So zum Beispiel das Kondensatormikrofon mit elektrisch umschaltbarer Richtcharakteristik, mit dem Georg Neumann nach dem 2. Weltkrieg allerlei Geld verdienen konnte.

Weber gebührt auf jeden Fall das unstrittige Verdienst des kundigen Praktikers und Theoretikers, sofort (!) erkannt zu haben, welches Potenzial in jener Entdeckung lag, das er deshalb auch sofort geradlinig fortentwickelte. Viel Zeit blieb ihm ja nicht mehr, wie wir Nachgeborenen heute wissen. Zu hören, was sich noch im letzten halben Jahr zwischen der ersten öffentlichen Vorführung des Magnetophones mit Hf-Vormagnetisierung am 10. Juni 1941 und der regulären, allgemeinen Betriebseinführung des Magnetophones durch die RRG im Dezember 1941 getan hat (Entzerrungsoptimierung!), nötigt einem Bewunderung ab.

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von Michael Franz - 18.04.2005, 13:41
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