Sicherheit, gelegentlicher Betrieb von unrevidierten TB-Geräten ?
#6
Hallo

ich denke, über Kondensatoren ist hier bereits das Wichtigste gesagt worden. Was noch nicht erwähnt wurde und was besonders bei Röhrengeräten wichtig ist, sind Elkos.

Auf Grund ihres Funktionsprinzips gebührt diesen besonders bei alten Geräten nämlich erhöhte Aufmerksamkeit.

Ein Elko besteht im allgemeinen aus einer aufgerollten Papierbahn mit darauf aufgedampfter Alu- Schicht. Diese bildet gewissermaßen die 1."Kondensatorplatte". Die 2. "Platte" wird aus einer elektrisch leitfähigen Flüssigkeit (oder Paste) gebildet, dem Elektrolyt. Das Dielektrikum zwischen beiden Platten ist nun die Oxydschicht an der Oberfläche des Aluminium- Layers. Diese wird bei der Herstellung des Elkos durch den sogenannten Formierungsprozess gebildet und hat dann eine gewisse Zeit Bestand. Der typische Leckstrom eines Elkos sorgt beim Betrieb für die Erhaltung, ja sogar für eine gewisse Zunahme dieser Schicht.

Wird das Gerät nun lange Zeit nicht am Netz betrieben, dann baut sich diese Oxydschicht sehr stark ab. Dadurch erhöht sich beim Einschalten der Leckstrom, die Spannungsfestigkeit ist nicht mehr gegeben und der Elko schlägt im ungünstigsten Fall durch. Ein normaler Elko, welcher durchgeschlagen ist, kann nicht mehr verwendet werden.

Diesem ganzen Ärger kann man von vornherein begegnen, indem man Elkos von Geräten, welche lange stromlos gestanden haben, vor dem Einschalten formiert. Das kann separat geschehen und ist für sehr alte Radios mit historischen Elkos immer zu empfehlen. Dazu müssen die Elkos allerdings von der Schaltung abgeklemmt werden, das führt für diesen Fall hier zu weit.

Viel einfacher geht es, indem man das komplette Gerät nicht einfach einschaltet, sondern es langsam- über einen Regel- Trenntrafo "hochfährt". So liegt nicht gleich die volle Betriebsspannung an und die Elkos können langsamer laden, bekommen nicht gleich einen vollen Schock. Bei den meisten Elkos reicht das, um den ersten Start zu überstehen, mit dem weiteren Betrieb baut sich auch die Oxydschicht wieder auf. Man sollte auch mal die Hand drauflegen und überprüfen, ob die Elkos kalt bleiben oder warm bzw. sogar heiß werden. Solche Bauteile heißt es dann im Auge behalten, oder extra formieren, bzw. tauschen.

Wer keinen Trenntrafo hat kann trotzdem sicher gehen, daß ihm sein Gerät beim ersten Einschalten nicht um die Ohren fliegt: Einfach eine 100W- Glühlampe (ja genau, die alten Glühlampen !) in Reihe zwischen Steckdose und Gerät schalten. Dann das Gerät einschalten. Die Lampe wird kurz aufleuchten und dann dunkel werden, bzw. fast verlöschen. Wenn das Ergebis so aussieht, ist alles ok. Wenn die Lampe aber hell bleibt, dann kann man sich gleich daran machen, einen fehlerhaften Kondensator / Elko im Gerät zu suchen. Durch die Vorschaltlampe wird aber der Stromfluss begrenzt, daher kann einem das Gerät nicht abrauchen. Wahlweise kann man Trenntrafo und Lampe auch kombinieren.

Bei mir wurden schon viele alte Röhrengeräte auf diese Art gerettet. Im Kreise der Sammler / Restauratoren von Röhrenradios ist das so üblich. Aus gutem Grund...

Grüße, Rainer
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[Kein Betreff] - von Matthias M - 16.11.2016, 18:31
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